Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
verwirren als all seine subtilen Sticheleien. "Sie brauchen kein Mitleid mit mir zu haben, Sir. Ich habe lange genug mit meiner Schwester zusammengelebt, um weibliche Schönheit zu erkennen. Und um zu wissen, dass ich sie in meinem eigenen Spiegelbild nicht finde."
Die Musik hob wieder an, diesmal mit einer sanfteren Melodie, die Ewan an das Flüstern eines Frühlingswindes in den Bäumen um Loch Liath erinnerte.
Er zog Miss Talbot an sich.
"Mitleid?" Er starrte sie an, als hätte er noch nie etwas so Ungeheuerliches gehört. "Das bekommst du hier nicht, Mädchen. Denn damals hattest du nie auch nur einen Funken Mitleid für mich."
Und das, erkannte Ewan, war eines der Dinge, die er an ihr stets gemocht hatte. Oh, sie hatte ihn verspottet, ihn manchmal sogar direkt beleidigt. Aber irgendwie hatte sie ihm das Gefühl gegeben, dass sie es tat, weil sie ihn als ebenbürtig empfand – als einen würdigen Gegner, nicht als irgendeine arme Seele, die sie gönnerhaft mit gnädigen Plattitüden bedenken musste.
"Ich finde, es gibt mehr als nur eine Art von Schönheit, meinen Sie nicht?" fragte er.
"Was für Arten kann es denn noch geben?" Ihre Stimme war voller Zweifel.
"Nun …" Ewan bemühte sich, ein Beispiel zu finden, um seine These zu stützen. "Viele Menschen finden zum Beispiel Surrey schön."
"Ich gehöre dazu."
"Bedeutet das dann gleichzeitig, dass die Highlands nicht schön sind?" Er drehte sie so schnell, dass ihm ein klein wenig schwindelig wurde. "Nur, weil sie nicht aussehen wie Surrey?"
"Nein, natürlich nicht!"
Die Ehrlichkeit ihrer Empörung berührte ihn.
"Nun, da sehen Sie's. Vielleicht ist Miss Tessas Schönheit wie die von Surrey und Ihre wie die der Highlands."
"Rau, hart und kalt?" Ihre Augen glitzerten voller Triumph, weil es ihr gelungen war, seine Worte in eine Beleidigung zu verwandeln, die er nicht beabsichtigt hatte.
"Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich schwören, dass Sie nach Komplimenten fischen, Miss Talbot."
"Sie waren doch früher Gillie. Sagen Sie mir, benutze ich den richtigen Köder?"
Wenn er es nicht besser gewusst hätte, wäre Ewan möglicherweise auf den Gedanken gekommen, dass sie versuchte, mit ihm zu flirten. Aber der Gedanke, dass Claire Talbot kokettierte, war einfach zu abwegig.
"Sie sollten es nicht nötig haben, schlecht von sich zu sprechen, um Komplimente zu bekommen. Ich schätze, Sie kennen Ihren Wert ganz gut, und ich glaube, Sie wissen auch, was ich mit der Schönheit der Highlands meine."
"Vielleicht weiß ich das, Mr. Geddes." Ihre Stimme war sanft, und einen Augenblick lang war ihr Gesicht nachdenklich. Dann hatte sie ihre Verteidigung wieder aufgebaut. "Sie sind geschickter im Schmeicheln als die meisten meiner Bekannten. Sie machen nicht den Fehler, zu dick aufzutragen."
Ewan lachte. "Ich glaube, Sie haben mir gerade indirekt eine Antwort auf meine Frage gegeben, Miss Talbot."
"Und welche Frage mag das gewesen sein?"
"Die ungehörige Frage, warum Sie noch keinen Ehemann gefunden haben."
"Ah." Sie nickte. "Mit dem ebenso ungehörigen Hinweis auf mein fortgeschrittenes Alter?"
"Schuldig im Sinne der Anklage." Ewan schenkte ihr ein reumütiges Grinsen. "Darf ich es wagen, unterwürfigst um Verzeihung zu bitten und auf die Gnade des Gerichtes zu hoffen?"
"Alles ist möglich, auch wenn ich bezweifle, dass Sie einen einzigen unterwürfigen Knochen im Leib haben." Ihr Ausdruck wurde sanfter. "Nun gut, ich nehme Ihre Entschuldigung an. Ich schäme mich meines Alters nicht, genauso wenig wie der Tatsache, dass ich unverheiratet bin."
"Dafür gibt es auch keinen Grund. Ich würde sagen, dass Sie noch nicht verheiratet sind, weil Sie keinen Mann gefunden haben, der Ihr Geld wert ist."
Sie überdachte seine Aussage. "Wenn doch mal einer käme, würde er vermutlich unter all jenen verloren gehen, die nur auf der Jagd nach meinem Geld sind."
Wieder musste Ewan über einen ihrer ironischen Scherze lachen. Er hatte oft etwas Ähnliches über sich selbst gedacht.
Das war auch der Grund, weswegen er sich entschlossen hatte, nicht den gesamten Umfang seines Vermögens zu offenbaren, bis Tessa seinen Antrag offiziell angenommen hatte. Er hatte keine Angst, dass sie ihn nur seines Reichtums wegen heiraten würde. Aber um wie vieles süßer würde sein Sieg erst sein, wenn sie keine Ahnung hatte, wie weit er es wirklich in der Welt gebracht hatte, und ihn trotzdem heiraten wollte.
Der Gedanke machte Ewan ungeduldig, wieder zu ihr zu kommen,
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