Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
über Kopf in einen anderen Mann verliebt habe, oder?"
Auf irgendeine verquere Art und Weise ergab das einen Sinn, auch wenn Claire sich damit nicht recht anfreunden konnte. Hätte sie einem Mann ihr Wort gegeben, und der fragliche Herr selbst hätte nichts dazu getan, ihre Meinung zu ändern, so wäre es ihr nicht gelungen, sich dazu durchzuringen, ihr Versprechen zu brechen.
"Wenn du mich fragst, klingt Hals über Kopf nicht nach einer ausgeglichenen Gefühlslage, wenn es darum geht, so eine wichtige Entscheidung zu treffen." Claire fasste über den niedrigen Tisch, um eine Hand auf die ihrer Schwester zu legen. "Tu nichts übereilt, Spencer und vor allem dir selbst zuliebe. Was weißt du schließlich wirklich über Ewan Geddes?"
Sein Name ging ihr viel zu leicht über die Lippen, zur Hölle mit ihm! Ihn auszusprechen löste einen lächerlichen kleinen Freudenrausch in ihrem Inneren aus. Und diesen Namen von ihrer eigenen Stimme zu hören … es war, als gäbe ihr das irgendwie heimlich das Gefühl, ihn zu besitzen.
Noch schlimmer war, dass der Klang ein ungemein lebensechtes Bild des Mannes heraufbeschwor und eine verstörend intensive Erinnerung daran, wie es sich angefühlt hatte, in seinen Armen über die Tanzfläche zu wirbeln, während seine Stimme sie mit jedem Wort weiter betört hatte. Es war schlimm genug, dass sie ihn in der letzten Nacht nicht mehr aus dem Kopf bekommen hatte. Wie sollte sie überhaupt irgendetwas erreichen, wenn die Gedanken an ihn sie auch noch bei Tage quälten?
"Claire hat Recht, meine Liebe", mischte Lady Lydiard sich ein und sagte diese Worte, soweit ihre Stieftochter sich erinnern konnte, zum ersten Mal. "Ich war bereits gegen diesen Mann, als ich noch glaubte, er wäre einfach nur ein Fremder aus Amerika. Aber als Claire mir sagte, dass er früher einmal Diener bei uns war … So eine Verbindung wäre vollkommen indiskutabel, selbst wenn du nicht schon verlobt wärest! Das hättest du mir gegenüber wirklich erwähnen können!"
"Ich habe es dir nicht erzählt, weil ich wusste, dass du deswegen ein Theater machen würdest. Und warum sollte das indiskutabel sein, Mama? Du sagst doch selbst immer, dass wir so wundervolle Dienstboten haben!"
Lady Lydiards noble Gesichtszüge nahmen einen Ausdruck des Entsetzens an, wie die eines konservativen Kirchenmannes, der Zeuge einer Gotteslästerung wird. "Wundervoll an ihrem rechten Platz, meine Liebe."
"Rechter Platz – ach Quatsch!" Tessa sprang vom Sofa auf, begann im Frühstückszimmer auf und ab zu gehen und gestikulierte wild mit ihren zierlichen Händen, während sie sprach. "Du weißt, dass ich derartige Gedanken vollkommen unerträglich finde. Wir sind doch alle Menschen."
Claire fragte sich, wo Tessa nur diese Einstellung herhatte. Vielleicht hatte sie Mrs. Trollopes Romane in einem Alter gelesen, in dem sie noch leicht zu beeindrucken gewesen war? Hatte sie ihre Meinung von dem gut aussehenden, aber radikalen Lehrer übernommen, den ihr Vater entlassen hatte, als er herausfand, wie revolutionär einige der Ansichten des jungen Mannes wirklich waren? Oder waren sie einfach nur der natürliche Ausdruck einer rebellischen Ader, die Claires jüngere Schwester schon von Kindesbeinen an gehabt hatte?
"Außerdem …", Tessa machte eine dramatische, weit ausladende Geste, die für eine chinesische Vase, die zu nah am Rand des Kaminsimses stand, beinahe ein Unglück bedeutet hätte, "ist Ewan Geddes jetzt niemandes Diener mehr. Er ist ein vollkommen respektabler Geschäftsmann in einem Ort namens Pittsburgh. Und recht wohlhabend, würde ich sagen. Immerhin kann er sich einen Urlaub in London leisten, und all seine Kleidung stammt von sehr guten Schneidern."
Der Austausch zwischen ihrer Mutter und ihrer Schwester hatte Claire Gelegenheit gegeben, ihre Fassung wieder zu finden. Jetzt erinnerten Tessas Worte sie an etwas anderes.
"Ich habe übrigens ein paar Erkundigungen über Mr. Geddes eingezogen."
Tessas Mund stand offen. "Was gibt dir das Recht, dich in meine …"
Lady Lydiard unterbrach ihre Tochter. "Bitte sei ruhig, meine Liebe, und hör dir an, was deine Schwester zu sagen hat. Was hast du herausgefunden, Claire?"
Zum ersten Mal in ihrem Leben geriet Claire unter dem entrüsteten Blick ihrer Schwester ins Wanken. Es war alles nur zu Tessas Bestem, rief sie sich ins Gedächtnis, und zum Wohle von Brancasters. Und dennoch befleckte ihre eigene, närrische Vorliebe für den Mann ihre schwesterliche Besorgnis.
"Zum
Weitere Kostenlose Bücher