Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
einander noch nicht vorgestellt."
Einen Augenblick lang starrte Claire Talbot ihre Schwester verdutzt an, dann drehte sie sich zu dem Mann hinter ihr um. "Oh! Wo hab ich nur meine Manieren gelassen? Dies ist Mr. Obadiah Hutt, ein Geschäftsfreund von mir. Mr. Hutt, erlauben Sie mir, Ihnen meine Schwester Tessa vorzustellen, und Mr. Ewan Geddes … einen alten Freund der Familie."
Ewan sträubte sich innerlich. Glaubte sie, er schämte sich seiner Herkunft oder dessen, was er früher gewesen war? Enthielt ihre Art, ihn vorzustellen, eine versteckte Drohung, seine Vergangenheit preiszugeben?
Und außerdem, wer war eigentlich dieser Hutt? Er besaß nicht die träge Ungezwungenheit eines Gentleman, und er schüttelte Ewans Hand mit festem Druck und sah ihm dabei direkt in die Augen … beinahe zu direkt.
"Was Miss Talbot meint, Sir", Ewan versuchte, sie mit seinem Blick aus der Fassung zu bringen, aber sie zuckte mit keiner Wimper, "ist, dass ich früher auf dem Anwesen ihres Vaters in Schottland als Gillie gearbeitet habe."
Als der andere Mann verwirrt die Stirn runzelte, erläuterte Ewan: "Ein Gillie ist eine Art Führer bei der Jagd und beim Angeln. Er schleppt die Ausrüstung, lädt die Gewehre und zieht die Beute ab. Solche Dinge."
Tessa ergriff seinen Arm und demonstrierte so auf eine Weise ihre Unterstützung, die Ewan berührte. "Und er war wirklich sehr gut darin! Ich sehe ihn noch heute vor mir, wie er in seinem Kilt mit einem Gewehr auf der Schulter in die Hügel gegangen ist. Ich fand immer, er war genau wie einer der Helden von Sir Walter Scott."
Miss Talbots Geschäftsfreund nickte bei der Erklärung. "Und was führt Sie aus Schottland hierher, Mr. Geddes?"
"Ich bin nicht aus Schottland gekommen, Sir." Sosehr er auch versuchte, sachlich zu klingen, es gelang Ewan nicht recht. "Ich habe vor zehn Jahren meine Heimat verlassen und war seither nicht wieder dort."
Und das hatte er Lord Lydiard zu verdanken. Vielleicht mit etwas Hilfe von der Frau, die jetzt vor Ewan stand und ihn mit kaum versteckter Feindseligkeit anblickte.
Seine alten Rachepläne erschienen Ewan plötzlich wieder äußerst verlockend. Vielleicht sollte er doch noch ein paar Erkundigungen über Brancasters einholen.
Ich habe meine Heimat vor zehn Jahren verlassen.
Ewan Geddes' Worte und die Empörung unter seiner zwanglosen, charmanten Fassade schnürten Claire die Kehle zu und ließen ihren Atem stocken, als hätten starke Hände die Bänder ihres Korsetts plötzlich mit einem Ruck noch enger gezogen.
Sie war an diesem Abend in der Erwartung gekommen, sich mit einem einfachen Mitgiftjäger anzulegen, einem wie Major Hamilton-Smythe. Stattdessen war sie auf einen alten Gegenspieler gestoßen, der womöglich von wesentlich düstereren Motiven getrieben wurde und viel größeres Unheil anrichten konnte. Auf jemanden, der möglicherweise den einzigen beiden Dingen auf der Welt, die ihr wirklich etwas bedeuteten, Schaden zufügen wollte – ihrer Schwester und Brancasters.
Als das Orchester eine neue Melodie anstimmte, wandte Claire sich Obadiah Hutt zu. Hinter ihrer behandschuhten Hand flüsterte sie: "Fordern Sie sie zum Tanz auf."
Als er sie nicht zu hören oder vielleicht nicht zu verstehen schien, zischte sie: "Meine Schwester! Bitten Sie sie zum Tanz."
"Miss Tessa?" Mr. Hutt streckte Tessa seinen Arm hin, genau wie Claire ihn angewiesen hatte. "Darf ich um die Ehre dieses Tanzes bitten?"
Als Tessa Ewan Geddes einen zweifelnden Blick zuwarf, drängte Claire sie: "Geh schon, Liebes. Es gibt zwangsläufig weniger Gerede, wenn du mit mehreren verschiedenen Herren beim Tanz gesehen wirst, während Spencer nicht in der Stadt ist."
"Na gut." Tessa blickte noch einmal zu ihrer Schwester hinüber, als sie mit Mr. Hutt auf die Tanzfläche ging – halb war es eine Warnung, halb eine Bitte, keine Szene zu machen.
Claire und Ewan standen einen Augenblick lang in unbehaglichem Schweigen da und beobachteten, wie Tessa und Mr. Hutt sich unter die umherwirbelnden Paare mischten.
"Nun?" forderte sie ihn heraus, als klar war, dass er die Gelegenheit ignorieren wollte. "Wollen Sie mich nicht zum Tanz auffordern?"
Sie unterdrückte ein albernes, kurz aufflackerndes Verlangen danach, noch einmal in seinen Armen zu liegen. Hatten zehn Jahre und eine ganze Reihe von Männern wie Max Hamilton-Smythe sie denn gar nichts gelehrt?
Der Schotte zog die ausdrucksvollen, dunklen Brauen hoch und schob zweifelnd die Unterlippe vor. "Würden Sie das
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