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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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gutes
Recht.«
    Â»Es geht um einen Mann, der neben Ihnen gesessen hat.«
    Â»Der ist auch friedlich gewesen, dafür leg ich meine Hand ins Feuer.
Da sind keine Chaoten gewesen.«
    Aus dem Hintergrund hörte ich Hammerschläge gegen Blech. Eine
Männerstimme brüllte. Etwas schepperte. In meiner Nase juckte es schon wieder.
    Â»Der Mann, den ich meine, ist um die fünfzig Jahre alt. Er hat links
neben Ihnen gesessen und einen schwarzen Hut aufgehabt.«
    Ganske schwieg für zwei Sekunden. »Möglich«, sagte er dann. »Und?«
    Wieder schepperte etwas im Hintergrund. Jemand schrie. Ganske nahm
das Handy vom Ohr und begann zu brüllen. Dann wurde es wieder ruhig.
    Â»Was wollen Sie denn von dem?«, fragte er ein wenig atemlos. »Hat er
was ausgefressen?«
    Â»Er ist möglicherweise tot. Und wir wissen nicht, wie er heißt und
wo er zuletzt gewohnt hat.«
    Â»Tot? Umgebracht?«
    Â»Ich weiß es noch nicht.«
    Â»Würd mich nicht wundern.«
    Ich nahm den Hörer ans andere Ohr.
    Â»Warum sagen Sie das?«
    Â»Komischer Typ, irgendwie«, erwiderte Ganske zögernd. »Der hat so
was Verbohrtes gehabt. Null Humor, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Â»Hat er etwas über sich erzählt?«
    Â»Lassen Sie mich überlegen. Also, Pfälzer ist der nicht gewesen.
Eher Gelbfüßler, ich will sagen, Badener, ’tschuldigung. Von der anderen
Rheinseite halt. Geredet hat er praktisch nichts. Bloß die ganze Zeit dagehockt
und sein finsteres Gesicht gezogen.«
    Â»War er mit anderen zusammen? War er vielleicht mit einer Gruppe
gekommen?«
    Â»Glaub ich nicht. Der war ein Eigenbrötler. Wie sie ihn dann später
weggetragen haben, hat er auch kein Wort gesagt. Sie haben ihn auf den Boden
gesetzt, da ist er aufgestanden und einfach gegangen. Wir anderen, wir haben
auch mal einen Witz gemacht mit den Polizisten. Das ist ja kein Krieg, wir
waren ja keine Feinde. Aber der? Nichts. Kein Wort.«
    Â»Wohin ist er gegangen?«
    Â»In den Wald. Zu seinem Auto, nehm ich an. Von da, wo wir gehockt
haben, sind’s nur ungefähr zweihundert Meter gewesen bis zur Straße. Und da
haben die ganzen Autos gestanden. Er wird heimgefahren sein. Oder weiter, zur
nächsten Blockade, wie’s viele gemacht haben.«
    Â»Falls Ihnen noch irgendwas einfallen sollte. Jede Kleinigkeit …«
    Â»Ich weiß«, fiel er mir ins Wort. »Ich ruf Sie an.«
    Kaum hatte ich aufgelegt, hielt ich den Hörer schon wieder in der
Hand.
    Â»Die Frau!«, stieß Ganske aufgeregt hervor. »Links von ihm hat eine
Frau gesessen. Die ist aus Ludwigshafen gewesen, und mit der hat er ein paar
Takte geredet. Hab aber nicht mitgekriegt, was. Wir anderen haben grad
gesungen.«
    Â»Die Frau mit dem Kind?«
    Â»Exakt.«
    Eine junge Frau mit Kind aus Ludwigshafen. Einer Stadt mit etwas
mehr als hundertsechzigtausend Einwohnern. Ich bat Evalina Krauss, die Sache
weiter zu verfolgen. Sie versprach, ein Bild der jungen Mutter an alle
Ludwigshafener Reviere zu schicken und diese zu bitten, die Kindergärten
abzuklappern.
    Â»Das ist ja die reinste Schnitzeljagd, was Sie da veranstalten,
Chef«, meinte sie fröhlich. »Legen Sie nicht auf. Sven hat noch was für Sie.«
    Â»Eben ist eine Mail gekommen vom LKA«, hörte ich Balke nach kurzem
Geraschel sagen. »Sieht schlecht aus mit einem genetischen Fingerabdruck. Es
ist einfach zu heiß gewesen, schreiben sie. Da geht alles organische Material
kaputt. Sie wollen noch ein paar Tricks versuchen, aber große Hoffnungen sollen
wir uns nicht machen. Irgendwas am Skelett des jüngeren, dem mit der
Armbanduhr, lässt die Medizinmänner vermuten, dass der Mensch dazu noch keine
dreißig war. Mithilfe irgendeiner Software konnten sie die ungefähre Körpergröße
berechnen. Leiche eins – der Ältere – eins zweiundachtzig plus, minus fünf
Zentimeter. Leiche zwei um die eins fünfundsiebzig.«
    Â»Irgendwelche Neuigkeiten von der Spurensicherung?«
    Â»Die Reifenspuren können wir vergessen. Fußspuren ist auch Asche. Es
hat einfach zu stark geregnet in der Nacht. Immerhin haben sie jetzt
tatsächlich Spuren von Sprengstoff nachweisen können. Von der zweiten,
kleineren Explosion. Und die Hose von der jüngeren Leiche, wenn man das so
sagen kann, war eine Levi’s. Sie haben einen Hosenknopf aus dem

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