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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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gedauert. Und die zweite Leiche ist nun
eventuell doch eine Frau.«
    Helena Guballa saß plötzlich senkrecht in ihrem Stuhl.
    Â»Was heißt eventuell?«, fragte sie.
    Â»Die Wahrscheinlichkeit liegt bei achtzig Prozent, steht hier. Sie
denken an Judith Landers? Die Körpergröße könnte hinkommen, wenn ich richtig
informiert bin. Vielleicht wissen wir demnächst mehr. Sie haben mithilfe
irgendeiner neuen Methode doch noch ein bisschen DNA aus den
Oberschenkelknochen rauspräparieren können.«
    Â»Die Armbanduhr war eine Männeruhr«, fiel Balke ein.
    Â»Manche Frauen tragen so was«, sagte Krauss.
    Â»Das Labor hat übrigens auch Reste von einem goldenen Halskettchen
gefunden«, fügte ich hinzu und klappte die dünne Mappe zu.
    Ich sah Helena Guballa fragend an. Die schüttelte den Kopf und
entspannte sich. »Judith ist der Typ Frau, der eine Männeruhr tragen würde. Aber
Schmuck? Sie ist mehr … der sportliche Typ.«
    Â»Das BKA hat doch bestimmt DNA Ihres Schützlings in seinen
Datenbanken?«
    Sie nickte abwesend. »Natürlich.«
    Â»Ich hab auch noch was«, sagte Krauss. »Die Chemiker in Wiesbaden
haben rausgefunden, was für ein Sprengstoff es war. Moment …« Sie nahm das
Blatt nah vors Gesicht. Möglicherweise würde auch sie bald eine Brille
brauchen. »Hexaxyluol oder so ähnlich. Ich kann meine eigene Handschrift nicht
mehr richtig lesen. Jedenfalls ist’s das gleiche Zeug, das die al-Qaida letztes
Jahr in einem Computerdrucker per Luftfracht nach Amerika geschickt hat. Das
Teufelszeug ist vollkommen geruchlos. Nicht mal Sprengstoffspürhunde schlagen
drauf an. Aber es ist eindeutig zu wenig gewesen, um ernsthaft was
auszurichten.«
    Â»Sie wollten damit experimentieren«, sagte ich. »Den Zünder
ausprobieren, irgend so etwas.«
    Â»Dann müsste die eigentliche Bombe irgendwo versteckt sein«, sagte
Krauss.
    Â»Was sagen Sie dazu?«, fragte ich Helena Guballa.
    Â»Ich …« Sie sah zum Fenster, schüttelte plötzlich unwirsch den Kopf.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie tot ist. Dass sie auf diese Weise ums
Leben kommt.«
    Â»Klingt fast, als wollten Sie es nicht glauben.«
    Â»Es wäre einfach nicht Judiths Art, bei einem …« Sie sah mir kurz
ins Gesicht. Dann irrte ihr Blick ab. »… bei einem dummen Betriebsunfall ums
Leben zu kommen.«
    Â»Die Verbindungslisten sind da.« Auch Balke hatte Neuigkeiten
mitgebracht. Offenbar ging es endlich voran. »Prochnik hat zum letzten Mal am
dritten Juli mit seinem Handy telefoniert. Mit dem Tierheim, wo er seine Katzen
untergebracht hat. Seither war das Handy nicht mehr im Netz. Ein paar Anrufe
noch, die er aber nicht mehr angenommen hat. Einmal hat das Tierheim
zurückgerufen, einmal eine Arztpraxis, mit der er wegen einer Rechnung Streit
hatte, ein Callcenter von seinem Handyprovider, das ihm einen neuen Vertrag
andrehen wollte. Das Festnetztelefon hat er kaum benutzt. Der letzte Anruf auf
der Liste ist aus Luzern. Am neunten Juli. Die Nummer gehört zu einer Zelle im
Hauptbahnhof. Auch bei den Mails sieht’s dünn aus. Seit Anfang Juli keine
ausgehenden Mails mehr. Davor nichts Erwähnenswertes.«
    Â»Er kann ein zweites Handy gehabt haben«, warf ich ein. »Er kann
mehrere Mailadressen gehabt haben. Mailadressen, die wir nicht kennen.«
    Â»Die Internetspezialisten vom LKA arbeiten dran.« Balke steckte sein
Smartphone in die Gesäßtasche seiner Jeans. »Die Spusi hat in dem Haus übrigens
Reste von irgendwas gefunden, was vielleicht Handys gewesen sein könnten.
Außerdem Metallteile aus einem verbrannten Notebook. Technisch ist mit den
Sachen natürlich nichts mehr anzufangen. Da drin waren Temperaturen von über
elfhundert Grad. Da schmelzen sogar die meisten Metalle.«
    Â»Was ist mit Internetcafés?«, sagte Guballa in die Stille hinein, die
auf Balkes knappen Bericht folgte.
    Â»Läuft«, erwiderte dieser knapp. »Die Rastatter ziehen zurzeit rum
und zeigen überall sein Foto. Sicherheitshalber auch im Elsass drüben. Er hat’s
ja nicht weit gehabt bis zur Grenze.«
    Bereits am späten Nachmittag ging es ein weiteres Stück voran.
Sven Balke erschien ungerufen bei mir.
    Â»Ich hab mir die Finanzen von dem Typ mal ein bisschen genauer
angesehen«, begann er. »Irgendwas stimmt da hinten und vorne

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