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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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geputzt, ich hätte das Zehnfache verdient.«
    Â»Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre.«
    Â»Putzen ist doch ein ehrenwerter Beruf.«
    Â»Ich könnte keinen klaren Gedanken fassen, wenn du in einer
Kittelschürze um mich herumwerkeln würdest. Ich müsste ständig daran denken,
wie es darunter aussieht.«
    Eine Weile streichelte ich still ihren straffen Rücken. Schließlich
wurde sie weich. Ich küsste sie. Sie begann wieder zu seufzen. Das Thema
Politik blieb an diesem Abend unerwähnt. Am Ende fanden wir beide, dass Sex auf
einer Matratze am Boden wirklich mehr Spaß machte als in einem Doppelbett. Ich
beschloss, das sinnlos herumstehende Bettgestell demnächst zu zerlegen und in
irgendeine Ecke zu räumen.

26
    Der Mittwochmorgen begann so trostlos, wie der Dienstagnachmittag
geendet hatte. Nichts Neues von dem Mercedes, keine Ergebnisse irgendwelcher
genetischer Fingerabdrucksvergleiche, keine Sensationen aus irgendwelchen
Schweizer Hotels. Der Himmel war trüb und drohte wieder einmal mit Regen. Um
Viertel nach elf klopfte es an meiner Tür.
    Die blonde Kollegin, die ich schon so oft an der Pforte gesehen
hatte und deren Namen ich mir immer noch nicht hatte merken können, trat ein.
Sie trug einen Karton unter dem Arm.
    Â»Altpapier für Sie«, erklärte sie finster und ließ die Kiste auf
meinen Schreibtisch plumpsen. »Hab gedacht, wegschmeißen können Sie es selber.«
    Â»Was soll ich damit?«, fragte ich mit einem neugierigen Blick auf
die Schachtel, die ursprünglich eine italienische Espressomaschine enthalten
hatte.
    Â»Eine junge Frau ist da gewesen, mit dem Rad. Sachen von einem
gewissen Peter, soll ich ausrichten. Sie hat’s furchtbar eilig gehabt, und drum
wollt sie’s nicht selber zu Ihnen raufschleppen. Und da hab ich mich
breitschlagen lassen …«
    Allem Anschein nach Altpapier von Peter von Arnstedt, zurückgelassen
bei der verlassenen Freundin. Ich telefonierte nach Evalina Krauss und bat sie,
den Karton abzuholen und den Inhalt bei Gelegenheit zu sichten. In der Zeit,
bis sie kam, blätterte ich oberflächlich in den größtenteils zerrissenen Papieren.
Es schienen im Wesentlichen Mitschriften von Vorlesungen oder Seminaren zu
sein. Vereinzelt lagen aber auch Notizzettel dazwischen. Notizzettel, wie sie
auf jedem Schreibtisch dieser Welt in mehr oder weniger großer Zahl
herumliegen. Außer auf dem von Helena Guballa natürlich. Die tippte alles immer
sofort in ihren Computer.
    Kollegin Krauss war nur mäßig begeistert von ihrer neuen Aufgabe,
packte den Karton jedoch kommentarlos und verschwand damit. Das ist das Schöne,
wenn man Chef ist: Man kann Menschen freundlich um etwas bitten, und sie können
es nicht ablehnen. Kaum hatte ich mich meinem Verwaltungskram zugewandt, der
unerklärlicherweise schon wieder überhandzunehmen drohte, da rief meine
Mitarbeiterin an, die mein Büro doch erst vor wenigen Sekunden verlassen hatte.
    Â»In der Kiste sind Zettel mit Handynummern«, berichtete sie
aufgeregt. »Hab grad angefangen, die durch den Computer zu jagen, und schon die
dritte ist ein Volltreffer. Die Nummer gehört einem gewissen Adrian Horstkotte,
und bei dem Namen haben bei mir alle Lampen rot geblinkt. Der ist einer von
diesen Berufschaoten. Ich hab selber mal mit dem zu tun gehabt. Hat eine
ziemliche Latte an Vorstrafen. Sachbeschädigung, Tätlichkeit gegen Kollegen,
Brandstiftung, Verstoß gegen das Vermummungs…«
    Â»Habe ich richtig gehört«, unterbrach ich sie. »Brandstiftung?«
    Â»Richtig. Brandstiftung.«
    Â»Was genau hat er angestellt?«
    Â»Das weiß ich nicht. Ich müsste mir die Akte kommen lassen.«
    Â»Haben Sie die Nummer schon angerufen?«
    Â»Ich hab es von meinem privaten Handy probiert. Aber da kommt gleich
die Mailbox. Vorsichtshalber hab ich erst mal nichts draufgesprochen.«
    Â»Haben wir eine Adresse von dem Mann?«
    Â»Die, die mein Computer ausspuckt, stimmt nicht. Dafür hab ich die
von den Eltern rausgefunden. Soll ich da mal nachfragen?«
    Â»Das übernehme ich.« Kurz entschlossen schob ich den Aktenstapel an
den äußersten Rand meines Schreibtischs. »Machen Sie weiter mit den anderen
Telefonnummern.«
    Â»Ach Gott, der Junge«, seufzte die Frau, mit der ich kurze
Zeit später telefonierte. »Was der uns für Sorgen macht. Was ist es denn

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