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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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den ganzen
Vormittag hin und führte zu nichts. Schließlich verlor ich die Geduld und ließ
ihn wieder in seine Zelle bringen. Die Staatsanwaltschaft hatte auf mein
Drängen hin inzwischen einen Haftbefehl erwirkt wegen tätlichen Angriffs auf
drei Polizeibeamte in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung. Obwohl er
keinen festen Wohnsitz nachweisen konnte und in Heidelberg nicht gemeldet war,
würde ich den störrischen Burschen dennoch nicht allzu lange festhalten können.
    Inzwischen hatte ich endlich erfahren, wie seine Festnahme genau
abgelaufen war: Horstkotte hatte durch sein aggressives Verhalten offenbar
Jonas Jakobys Flucht decken wollen, indem er die Aufmerksamkeit der SEK-Leute
auf sich zog. Daraus ließ sich möglicherweise noch ein weiterer Straftatbestand
konstruieren. Weiter konnte ich dieses Spiel allerdings nicht mehr treiben. Ich
war schon viel zu weit gegangen. Beim nächsten Mal würde es eine offizielle
Vernehmung geben müssen mit Belehrung und allem.
    Â»Good News, Chef«, verkündete Balke, als er mir kurze Zeit
später gegenübersaß. »Der Mercedes …«
    Das kriminaltechnische Labor des LKA hatte in dem Wagen, den Peter
von Arnstedt vor nun schon fast drei Monaten von Italien nach Heidelberg
gefahren hatte, Spuren von nicht weniger als sieben Personen gefunden. Keine
dieser Personen war Judith Landers.
    Das war ausnahmsweise wirklich einmal eine gute Nachricht. Ich nahm
die Brille ab, rieb meine Augen. Nicht nur für den Verdächtigen war das
vierstündige Gespräch anstrengend gewesen.
    Â»Der Mercedes ist übrigens eine Doublette. Das Original gehört einem
Mailänder Pizzabäcker. Die Papiere haben im Handschuhfach gelegen. Selbst die
Spezialisten in Stuttgart haben Mühe gehabt zu erkennen, dass es Fälschungen
sind.«
    Â»Die Brigate Rosse haben der RAF schon früher hin und wieder mit
gefälschten Papieren ausgeholfen«, erklärte uns Helena Guballa, die wieder
einmal gelauscht hatte. »Die Papiere eines Wagens, der beim Anschlag auf
Beckurts benutzt wurde, konnte man damals einer Druckerei in der Nähe von
Neapel zuordnen.«
    Â»Was ist eigentlich mit dem Autoschlüssel?«, fragte ich.
    Â»Möglich, dass der im Schutt der abgebrannten Hütte liegt«,
erwiderte Balke. »Genauso gut möglich, dass ihn wer in der Tasche hat, der den
Wagen demnächst zu irgendeiner Schweinerei benutzen will.«
    Â»Ich halte es ja für ziemlich unwahrscheinlich, dass von Arnstedt
Kontakte zu den Roten Brigaden hatte.«
    Â»Judith hat welche«, entgegnete meine Bürogenossin ungerührt. »Sie
ist seinerzeit öfter für einige Zeit in Mailand untergetaucht. Das ist
bewiesen.«
    Â»Gibt es endlich Neuigkeiten aus Pakistan?«
    Â»Leider nein. Ich schreibe täglich Mails. Ich weiß nicht, was da los
ist.«
    Ich legte die Brille auf den Schreibtisch, lehnte mich zurück und
betrachtete die Zimmerdecke. Direkt über mir entdeckte ich etwas, was nach
einem Wasserfleck aussah. Würde demnächst auch mein Büro wochenlang saniert
werden müssen?
    Â»Was hat es für einen Sinn, nach Italien zu fliegen, von dort ein
Auto mit falschen Kennzeichen und Papieren nach Deutschland zu fahren, nur um
es hier dann wochenlang rumstehen zu lassen?«, fragte ich die Zimmerdecke.
    Â»Ein dunkelblauer Mercedes fällt bei dem zu erwartenden Nobelkarossen-Auftrieb
nicht auf«, meinte Balke. »Vielleicht hatten sie vor, ihn mit Sprengstoff
vollzuladen?«
    Â»Ihn wieder an den Ort bringen zu lassen, wo er stand, und rund um
die Uhr zu beobachten, bringt vermutlich nichts.«
    Â»Das halte ich auch für sinnlos«, sagte Helena Guballa. »Ich sagte
schon mehrfach und wiederhole es gerne noch einmal: Judith ist nicht der Typ,
der nur auf ein einziges Pferd setzt.«
    Â»Und ich wiederhole gerne noch einmal: Wir haben keine Spur von ihr
in dem Mercedes gefunden«, beendete ich die freudlose Diskussion. »Wir haben
bisher außer einem Gerücht aus Italien nicht den geringsten Hinweis darauf,
dass sie sich in Deutschland aufhält. Wahrscheinlich sitzt sie in irgendeinem
Kuhdorf in Pakistan und mauert in aller Ruhe eine neue Schule.«
    Um ein Haar hätte ich »Ende der Durchsage« hinzugefügt.
    Â»Was halten Sie davon, wenn wir die Spielchen lassen und
uns zur Abwechslung mal wie ganz normale Menschen unterhalten?«, begann ich am
Nachmittag

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