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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Schreckschussrevolver gekommen war,
behielt ich für mich. Wir hatten die Waffe, eine verteufelt echt aussehende
Kopie einer Smith & Wesson, Modell 640, in Jakobys Rucksack gefunden.
    Mein Gegenüber schwieg mit geschlossenen Augen.
    Â»Wieso hat er versucht zu türmen?«, fragte ich eindringlich. »Was
hat er auf dem Kerbholz?«
    Â»Ich habe keine Ahnung. Hatte ihn eine Weile nicht mehr gesehen.
Weiß der Teufel, wo der sich rumgetrieben hat die letzten Wochen. Und gestern
Abend steht er auf einmal vor der Tür und fragt, ob er ein paar Tage bei uns
pennen kann. Total durch den Wind und weiß wie die Wand. Irgendwas ist da
passiert, das war mir klar. Aber keiner weiß, was. Wird er durchkommen?«
    Â»Ich weiß es nicht. Niemand weiß es. Aber ich hoffe es genauso sehr
wie Sie. Was wissen Sie über ihn?«
    Er zog die Nase hoch und den Mund schief. »Nichts, was Bullen was
angehen würde.«
    Wir waren wieder bei den alten Rollen.
    Â»Bis geklärt ist, wer von Arnstedt auf dem Gewissen hat, bleiben Sie
hier«, erklärte ich in amtlichem Ton. »Irgendein Grund für einen Haftbefehl
wird sich schon finden.«
    Kurz wurde mir bewusst, dass ich dabei war, im Interesse eines
skrupellosen Multimilliardärs und potenziellen Kindermörders gegen Gesetze zu
verstoßen und zudem meine Stellung zu riskieren.
    Horstkotte schwieg mit steinerner Miene.
    Â»Eines kann ich Ihnen versprechen.« Ich beugte mich noch weiter vor,
sprach jetzt sehr leise. »Dieses Mal werden Sie keine Bewährung kriegen.
Irgendwo werden meine Leute Ihre Fingerabdrücke finden oder andere Spuren. Wir
haben noch immer was gefunden, wenn wir lange genug gesucht haben.«
    Â»Ich kenne Typen bei der Zeitung!« Hektisch packte er eine seiner
Krücken, die neben ihm am Tisch lehnten, drosch damit auf den Fußboden. »Die
werden Blutwurst machen aus dir!«
    Â»Das Dumme ist nur, dass Ihre Freunde bei der Zeitung gar nicht
wissen werden, wo Sie stecken.«
    Er schnappte nach Luft. In seinen Pupillen glomm Hass. Jetzt stand er
kurz davor, sich auf mich zu stürzen. Und das konnte trotz seines verbundenen
Fußgelenks gefährlich werden. Ich erhob mich, nahm meine Akte und verließ den
Raum ohne ein weiteres Wort. Von zwei Dingen war ich überzeugt: Er wusste mehr,
als er zugeben wollte. Und irgendwann, eher früher als später, würde er
auspacken.
    Adrian Horstkotte standen nun unruhige Stunden bevor. Die
schlimmsten Feinde eines Menschen in Haft sind die Nacht, die Einsamkeit und
seine Phantasie.

31
    Freitag, der erste Oktober. Der Monat begann alles andere
als golden. Der Himmel war grau, der Morgen roch nach kaltem Regen. Adrian
Horstkottes Blick war trüb, das Gesicht fahl. Aber sein Wille war noch nicht
gebrochen. Heute wirkte er wie ein in die Enge getriebenes Tier, das auf die geringste
Chance zum Ausbruch lauerte.
    Â»Gut geschlafen?«, fragte ich aufgeräumt, als ich den Vernehmungsraum
betrat, wo ich ihn eine halbe Stunde hatte warten lassen.
    Â»Beamtenarsch!«, lautete die harsche Begrüßung. »Mich kriegst du
nicht klein!«
    Ich setzte mich ihm gegenüber und lächelte ihn an. Ich bot ihm an,
einen Anwalt anzurufen, aber plötzlich legte er keinen Wert mehr auf die
Anwesenheit eines Rechtsbeistands.
    Â»Wozu?«, knurrte er mit geschlossenen Augen. »Diese Rechtsverdreher
machen doch sowieso gemeinsame Sache mit euch. Ich will was trinken.«
    Ich ließ ihm eine Cola in der Flasche servieren, die er mit wenigen
gierigen Schlucken leerte.
    Â»Das wird dir alles noch grausam leid tun«, sagte er, nachdem er
ordentlich gerülpst hatte. »Irgendwann musst du mich laufen lassen, irgendwann
komm ich raus, und dann …«
    Â»Beihilfe zu einem Terroranschlag ist ein Delikt, bei dem man
ziemlich lange drin bleibt«, versetzte ich. »Und wer weiß, ob es bei Beihilfe
bleibt.«
    Â»Fick dich ins Knie!«
    Seine Aggression wirkte nicht mehr echt. Er war müde. Er war
unkonzentriert. Und er hatte offensichtlich Angst. Aber noch immer gab er nicht
auf. Nicht nur mein Verdächtiger war heute müde. Meine Augen brannten, es fiel
mir schwer, mich zu konzentrieren. Auch ich hatte schlecht geschlafen.
    Â»Was ist eigentlich mit Ihrem Fuß?«, fragte ich.
    Â»Geht dich einen feuchten Furz an.«
    Â»Eine Sportverletzung?«
    Â»Fick dich.«
    Unser bald wieder sehr einseitiges Gespräch zog sich

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