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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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glaubst.«
    Â»Selbst wenn es so wäre, wie ihr behauptet«, hatte ich entnervt
geantwortet. »Die Verantwortung liegt bei den Politikern, die diese
Vorschriften erlassen haben, und nicht bei denen, die sie befolgen. Und jetzt
will ich frühstücken und nichts mehr von euren Schauergeschichten hören.«
    Es half nichts. Für sie war und blieb Henderson ein Finsterling, und
sollte ein Terrorist es schaffen, ihn zu töten, dann würden sie Beifall
klatschen, jawohl.
    Â»Jeder normale Mensch würde für das, was der alles verbrochen hat,
ins Gefängnis kommen«, schimpfte Louise.
    Â»So ist das nun mal«, hatte ich wütend gekontert. »Die Welt ist
nicht immer gerecht. Sie war es nie, und sie wird es nie sein.«
    Sie warfen mir vor, das Thema würde mich in Wahrheit überhaupt nicht
interessieren, obwohl es doch meine wichtigste Aufgabe sei als Polizist: für
Gerechtigkeit zu sorgen. Ich hatte entgegnet, sie gingen mir auf die Nerven und
könnten sich ja einen besseren Vater suchen, wenn sie mit ihrem alten nicht
zufrieden waren.
    Zum Glück mussten sie irgendwann zur Schule.
    Adrian Horstkotte hatte sich übers Wochenende nicht allzu
viel überlegt. Er blieb dabei, den Namen Peter von Arnstedt nie gehört zu
haben, Jonas Jakoby nur flüchtig zu kennen, nichts von einem geplanten Anschlag
zu wissen und außerdem in keiner Weise mit den Bütteln der
monopolkapitalistischen Staatsmacht kooperieren zu wollen. Sein lädiertes Auge
schillerte inzwischen wirklich in allen Farben des Regenbogens.
    Anschließend rief ich Rolf Runkel zu mir, der seit heute aus dem
Urlaub zurück war. Ich bat ihn, sich um Jakobys Vorgeschichte zu kümmern und
seinen Freundes- und Bekanntenkreis zu durchleuchten. Runkel war ein älterer
Mitarbeiter, den ich gerne mit nicht allzu wichtigen und vor allem nicht übermäßig
dringenden Aufgaben betraute. Aber es half nichts, er war der Letzte meiner
Leute, der noch nicht bis zur Halskrause mit Arbeit eingedeckt war. Nach
Runkels beeindruckender Bauernbräune zu schließen, hatte er seinen Urlaub im
heimischen Gemüsegarten oder beim Umbau seines Hauses verbracht.
    Die Tür öffnete sich. Balke und Krauss kamen zur morgendlichen
Fallbesprechung.
    Â»Mir ist in der letzten Nacht ein Gedanke gekommen«, sagte Helena
Guballa, noch bevor sie Platz genommen hatten. »Es wäre doch denkbar, dass der
Mensch, der das Haus in Brand gesteckt hat, ein Handy bei sich hatte. Wurde das
schon abgeprüft?«
    Â»Sagen wir mal so«, antwortete Balke an meiner Stelle. »Wir sind
noch nicht dazu gekommen.«
    Â»Falls es so wäre«, fuhr sie fort, »dann müsste in den Protokolldateien
irgendeines Providers ein Handy auftauchen, das vorher und nachher nicht dort
war«
    Balke sah mich an. Ich sah ihn an. Runkel sah abwechselnd uns beide
an. Evalina Krauss nagte auf der Unterlippe.
    Â»Es ist ein Ansatz, den wir noch nicht verfolgt haben«, gab ich zu.
Was ziemlich peinlich war.
    Â»Vor allem ist es höllisch viel Arbeit«, meinte Balke. »Und wir
haben alle wirklich genug auf dem Schreibtisch …«
    Es war klar, dass dies keine Aufgabe für Runkel war. Und niemand
sonst hatte noch Luft für zusätzliche Aufgaben.
    Â»Ich denke«, sagte ich nach kurzem Überlegen und griff zum Telefon,
»ich weiß, wem ich das aufs Auge drücke.«
    Klara Vangelis war begeistert.
    Â»Das mache ich gerne«, verkündete sie. »Ich muss nur noch rasch den
Kleinen füttern, dann lege ich los. Zum Glück schläft er in letzter Zeit
besser. Wie komme ich an die Daten? Wurde das Verbot der
Vorratsdatenspeicherung inzwischen wieder aufgehoben?«
    Â»Es ist ja nicht so, dass die Handyprovider die Verbindungsdaten
nicht mehr speichern würden«, sagte ich. »Sie dürfen sie nur nicht mehr
herausrücken. Aber ich denke, ich weiß, wie wir das Problem lösen.«
    Nur der Form halber rief ich die Staatsanwaltschaft an und stieß
dort wie erwartet auf erstaunte Ablehnung. Die nächste Nummer, die ich wählte,
war die von Keith Sneider. Anfangs zierte er sich ebenfalls. Als er allerdings
hörte, bei den beiden Toten handle es sich möglicherweise um Unterstützer eines
geplanten Terroranschlags, wurde er hellhörig.
    In der folgenden Dreiviertelstunde wurde einmal rund um den Erdball
telefoniert. Erst viel später, als längst alles vorbei war, erfuhr ich

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