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Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Titel: Die Falschmünzer vom Mäuseweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wurde
von einer Mauer umfriedet, verfügte über einen großen Park, über Turnhalle und
Sportplatz, über einen kleinen Park — das so genannte Pauker-Grün — , über
zahlreiche Wohn- und Schulgebäude und — aus den oberen Stockwerken — über einen
herrlichen Fernblick zum Waldrand.
    Sie rannten am Fahrradkeller
vorbei zum Hauptgebäude.
    Im Speisesaal war gerade das
Abendessen beendet.
    Der Strom 10- bis 19-jähriger
Schüler ergoss sich in Gänge und Flure, wälzte sich Treppen hinauf und ins
Freie. In dem Lärm verstand keiner sein eigenes Wort. Trotzdem schrien und
redeten alle.
    Tarzan und Klößchen rannten in
den zweiten Stock hinauf, wo die 12- bis 14-Jährigen wohnten.
    Die beiden Freunde behausten
das ADLERNEST, ein Winzling von Zimmer, in das freilich kein Adler mehr
reingepasst hätte. Zwei Schränke, zwei Betten, ein Tisch und ein Stuhl füllten
den Raum — für die beiden Bewohner blieb dann kaum noch Platz. Trotzdem fühlten
sie sich wohl.
    Alle Buden trugen Namen.
    Die Tür zur benachbarten
RÄUBERHÖHLE war angelehnt.
    Niemand schien drin zu sein.
    Tarzan wollte Vorbeigehen. Aber
in diesem Moment hörte er die verzweifelte Stimme.
    Sie flüsterte: »Mein Gott! Was
mache ich nur? Was mache ich nur?«
    Trotz des Flüsterns erkannte
Tarzan die Stimme. Sie gehörte Jürgen Andresen, einem Klassenkameraden.
    Tarzan schob die Tür auf und
blickte hinein.
    Neugierig streckte Klößchen den
Kopf an ihm vorbei.

    Jürgen Andresen war allein.
Offenbar hatte er mit sich selbst geredet.
    Er saß mit untergeschlagenen
Beinen auf dem Bett, zerrte an seiner Unterlippe und hatte eine Miene drauf,
als wäre ihm die Petersilie verhagelt.
    »Ist was?«, fragte Tarzan.
    Jürgen grinste gequält. »Ach,
ihr seid’s?«
    »Wen hast du denn erwartet? Den
Weihnachtsmann?«, fragte Tarzan.
    »Nicht schlecht. Vielleicht
wüsste er Rat.«
    »Geht’s um ein schulisches
Problem? Oder um ein privates?«‘
    »Hm.« Jürgen begann mit der
Beknabberung seines Daumennagels, des linken, »Gemischt, würde ich sagen.«
    Er war ein schmächtiger,
blonder Junge, unauffällig und nett. Er hatte keine Freunde, aber auch keine
Feinde. Am wohlsten schien er sich zu fühlen, wenn er mit seinen Briefmarken
hantierte. Außerdem waren Filme seine Leidenschaft.
    Ein Wochenende ohne zweimaligen
Kinobesuch wäre für ihn verloren gewesen.
    »Wir wollen uns nicht
aufdrängen«, sagte Tarzan. »Aber wenn du Hilfe brauchst, helfen wir dir gern.«
    Jürgens Miene hellte sich auf.
»Kommt rein und macht die Tür zu!«, flüsterte er verschwörerisch. »Es braucht
sonst niemand zu hören.«
    Die Tür fiel ins Schloss und
Klößchen auf das zweite Bett, wo er alle Viere von sich streckte.
    Tarzan setzte sich auf die
Fensterbank.
    »Nun?«
    »Ich habe was... äh... sehr
Wertvolles gefunden. Jetzt frage ich mich, ob ich das beim Fundbüro der Stadt
abgeben muss.«
    Entgeistert sah Tarzan ihn an.
»Na, hör mal! Von der Seite kennt man dich ja gar nicht. Natürlich gibst du das
ab. Ist doch selbstverständlich. Andernfalls wäre es Fundunterschlagung. Das
ist beinahe wie Diebstahl. So was kommt dir doch hoffentlich nicht in den
Kopf.«
    »Darum geht es nicht!«, wehrte
Jürgen ab. »Ich habe mich wohl falsch ausgedrückt. Ich weiß nicht, wie ich’s
zurückgeben soll.«
    »Meines Wissens braucht man
dafür keine besondere Technik. Du...«
    »Ich hab’s vorhin in der Stadt
gefunden«, wurde er von Jürgen unterbrochen. »Vor dem GLORIA-Kino. Das heißt,
ein Stückchen entfernt. Mehr am Anfang vom Mäuseweg. Vorhin also! Aber ich
hatte Hausarrest. Der verdammte Plümmer hat ihn mir aufgebrummt. Ich war
heimlich in der Stadt. Wenn das rauskommt, fliege ich von der Schule. Das
brauche ich euch nicht zu erklären.«
    Tarzan pfiff durch die Zähne.
    Klößchen hob den Kopf etwas,
sagte: »Vertrackte Situation!«, und ließ den Kopf wieder sinken.
    »Was soll ich nun machen?«,
jammerte Jürgen.
    »Ist doch ganz einfach«, sagte
Tarzan. »Ich habe es gefunden, sagen wir einfach. Ich war in der Stadt und ich
durfte in die Stadt. Warum sollte ich nicht zufällig beim GLORIA-Kino
vorbeigekommen sein. Einverstanden?«
    »Mensch, prima!«
    Jürgen sprang vom Bett, öffnete
seinen Schrank und nestelte am Anorak herum.
    »Es sind immerhin 2000 Mark«,
sagte er.
    »Was?«, staunte Tarzan. »Du
hast Geld gefunden? Oder eine ganze Brieftasche?«
    »Nee, nur das hier. Es lag
neben der Bordsteinkante im Schnee. Als ich zufällig runterguckte, lächelten
mich die

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