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Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Titel: Die Falschmünzer vom Mäuseweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Geldboten der Banken die Tasche weggerissen
— immer auf die gleiche Weise: Ein doppelt besetztes Motorrad nähert sich. Der
Soziusfahrer springt ab, stößt das Opfer zu Boden, reißt die Beute an sich,
sitzt auf — und Sekunden später riecht man nur noch die Auspuffgase. Oft
benutzen sie gestohlene Motorräder, die man dann irgendwo findet. Aber sie
scheinen auch ihre eigenen Maschinen zu benutzen. Dann finden wir die
gestohlenen Kennzeichenschilder: Die werden nur für den Coup verwendet und
später weggeworfen.«
    »Man könnte doch alle
Motorradhalter überprüfen«, meinte Tarzan.
    »Das sind zigtausende. Immerhin
überprüfen wir die Vorbestraften. Aber die stecken alle in blütenweißen Westen.
Und keins der bisherigen Opfer wäre im Stande gewesen, die Handtaschenräuber zu
identifizieren (wiederzuerkennen). Außer den Geldboten suchen sie sich
mit Vorliebe hilflose Frauen aus. Meistens auf abgelegenen, einsamen Straßen.
Dort mit einer kostbaren Handtasche spazieren zu gehen, ist riskant. Leider!«
    Herr Sauerlich unterstrich
Kommissar Glockners Bedauern, indem er rasch zwei Löcher in die Luft piekte —
diesmal ohne begleitende Worte.
    »Diese Verbrecher«, sagte
Tarzan, »werden bestimmt bald gefasst. Ich finde, sie verhalten sich
unvorsichtig. Wer auf Raubzüge aus ist, darf nicht zusätzlich Züge demolieren.
Das verdoppelt doch die Wahrscheinlichkeit, dass sie ertappt werden.«
    Glockner nickte. »Richtig. Aber
du musst dich in die Köpfe dieser Strolche hineindenken. Die halten sich für
unüberwindlich. Sobald sie betrunken sind, geht die Zerstörungswut mit ihnen
durch. Die handeln nach dem Wahlspruch: Was ich haben will, nehme ich mir —
ohne Rücksicht auf andere. Und was mich stört, schlage ich kaputt — ohne
Rücksicht auf die Umwelt.«
    Der Kommissar hatte sein
Notizbuch zugeklappt. Während er redete, spielte er damit herum. Unbemerkt von
ihm rutschte ein 100-DM-Schein heraus und senkte sich müde wie ein herbstwelkes
Blatt auf den kostbaren Teppich.
    Nur Tarzan, der dem Kommissar
schräg gegenüber saß, entdeckte den Schein.
    Nanu! Hatte Gabys Vater keine
Geldbörse? Seit wann trug er großes Geld im Notizbuch?
    Tarzan hob den Schein auf. »Den
haben Sie verloren.«
    »Oh! Danke!« Kommissar Glockner
lächelte. Dann hielt er Tarzan den Schein hin. »Sieh ihn dir mal an!«
    Tarzan nahm ihn. Der Blaue sah
aus wie ein gewöhnlicher Hunderter — von hinten und von vorn. Aber der Junge
hatte bereits begriffen. Irgendwas konnte damit nicht stimmen! Falschgeld? Er
hielt ihn gegen das Licht.
    »Ich bin zwar nur im Umgang mit
kleinen Beträgen — hauptsächlich mit Münzen — geübt. Aber ich nehme an, dass
Hunderter normalerweise ein Wasserzeichen im Papier haben.«
    Glockner nickte. »Richtig.«
    »Der hier hat keins.«
    »Der ist so falsch wie eine
Antiquität aus dem 12. Jahrhundert mit dem Aufdruck MADE IN GERMANY (in
Deutschland hergestellt — vorgeschriebene Herkunftsbezeichnung für ausgeführte
Waren). Tausende dieser Fälschungen überfluten zurzeit die Stadt. Das ist
der Fall, an dem ich arbeite. Aber ich komme nicht voran. Bisher fehlt jeder
Hinweis auf die Geldfälscher. Der Druck der Hunderter-Banknoten ist
ausgezeichnet — nahezu ohne Fehler. Auch das Papier fühlt sich gut an. Man
merkt nichts, wenn man so einen Schein erhält. Aber das Wasserzeichen fehlt.
Das kriegen die Geldfälscher nicht hin. Ein enormer Mangel. Denn große Beträge können
sie deshalb nicht absetzen. Einen Hunderter nehmen Geschäftsleute sicherlich in
Zahlung, ohne misstrauisch zu werden. Aber wer Summen bezahlt, die in die
Tausende gehen, muss damit rechnen, dass er mit diesen Falsifikaten (Fälschungen) auffällt. Deshalb tauchten die falschen Hunderter nur einzeln auf und wurden
eigentlich nur durch Zufall entdeckt. Wie viele wirklich in Umlauf sind, wissen
wir gar nicht.«
    »Ist ja schrecklich!«, rief
Herr Sauerlich.
    Wieselflink zog er seine mit
Hundertern gespickte Brieftasche hervor. Jeden hielt er gegen das Licht. Aber
alle hatten Wasserzeichen. Alle waren echt.

    »Die Geldfälscher«, sagte
Glockner, »müssen über ausgezeichnete Fachleute verfügen. Die Druckplatten sind
vorzüglich. Sonst könnten die Fälschungen nicht so gut gelingen.«
    »Soviel ich weiß«, sagte
Tarzan, »werden doch immer wieder dieselben Druckplatten benutzt. Das heißt,
die Geldfälscher produzieren alles Scheine mit derselben Seriennummer.«
    »Richtig! Du weißt ja gut
Bescheid«, lobte der Kommissar. »In

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