Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Titel: Die Falschmünzer vom Mäuseweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Kopf.
    »Natürlich war Geld drin. Ihr
verdammten Lügner glaubt wohl, ihr könnt mich dumm machen, was?«
    »Bestimmt nicht, Chef!«, sagte
Gernot. Aber seine Stimme klang heiser.
    »Doch! Aber von mir aus! Viel
war’s bestimmt nicht.Teilt euch das Trinkgeld. Verjubelt es. Mir schwebt
sowieso was anderes vor.«
    Er schloss die Augen. Für einen
Moment erschien ein träumerischer Ausdruck auf dem brutalen Gesicht.
    Gleich labert er uns wieder die
Ohren voll, dachte Otto. Hoffentlich nicht wieder die Leier von dem
bombensicheren, risikolosen, einmaligen Bankraub, dachte Gernot.
    Himmel, jetzt kommt die alte
Platte von seinem tollen Plan, befürchtete Fritz Zoppig.
    Flori sagte: »Meinen Sie den
Bankraub, Chef? Das kennen wir schon. Das haben Sie uns schon x-mal erzählt.«
    Kowalske öffnete erst das
gesunde Auge, dann das schielende. Er starrte die vier an, und sie merkten
wieder mal, was eine Gänsehaut ist.
    Durch die Zähne sagte er:
»Schert euch raus! Weg! Macht dass ihr auf eure Zimmer kommt. Will euch nicht
mehr sehen, undankbares Geschmeiß!«
    »War nicht so gemeint, Chef«,
sagte Flori. Aber sie stand auf und ging als Erste hinaus.
    Die anderen folgten ihr.
    Sie gingen in die Küche. Sie
hatten Durst. Jeder nahm sich eine Flasche Bier aus dem Eisschrank.
    Auch die Küche enthielt — wie
die übrigen Räume — nur die nötigsten Möbel.
    Gernot trank die Flasche halb
aus. Mit fünf Fingern kratzte er sich in seinem roten Haar. Es war fettig und
hätte dringend einer Wäsche bedurft. Aber mit derlei Luxus hielt er sich nur
gelegentlich auf.
    »Jetzt weiß ich«, sagte er,
»wie wir’s dem Rickemann einbrocken. Gleich morgen Früh. Der wird sich
wundern.«
    Halblaut setzte er seinen
Komplizen den Plan auseinander.
    Sie fanden ihn toll und waren
einverstanden.
    »Aber dich würde er
möglicherweise wiedererkennen«, sagte Otto. »Besser ist, Fritz und ich machen
das.«
    Gernot nickte. »In Ordnung!«

6. Überfall auf Rickemann
     
    Am Montagmorgen stand Gaby eine
Stunde später auf als gewöhnlich.
    Kaum hatte sie die Füße aus dem
Bett geschwungen, wurde Oskar wach. Der treue Vierbeiner durfte in ihrem Zimmer
schlafen. Meistens lag er auf dem Bettvorleger — wie auch jetzt.
    Schwanzwedelnd begrüßte er sein
Frauchen. Aber er war noch müde, gähnte laut, streckte sich, gab einen
jaulenden Laut von sich und leckte dann Gabys nackte Füße — ein Zeichen
hingebungsvoller Zärtlichkeit.
    Gaby streichelte ihn, gähnte
ebenfalls, zupfte an ihrem grünen Schlafanzug, schlüpfte in die gefütterten
Pantoffeln und ging ins Bad. Sie warf einen kritischen Blick in den Spiegel,
duschte, wurde jetzt vollends munter und hüpfte in ihr Zimmer zurück, wo sie
sich rasch anzog, dann allerdings ziemlich lange ihr goldblondes Haar bürstete.
    Die Wohnung war still, Gabys
Vater schon im Dienst, ihre Mutter unten im Laden. Das kleine Geschäft, das
Frau Glockner führte, lag unter der Wohnung — im Erdgeschoss.
    Gaby füllte Oskars Schüssel mit
frischem Wasser und der schwarz-weiße Cockerspaniel begann gleich zu schlabbern
— wobei er so viel Lärm verursachte wie ein planschendes Nilpferd. Eins seiner
langen Ohren hing ihm in die Schüssel. Als er Gaby in die Küche folgte, tropfte
er den Boden voll. Aber der war gefliest.
    Milch stand bereit. Gaby goss
sich ein Glas voll. Dazu aß sie eine Buttersemmel mit Honig.
    Draußen wurde es allmählich
heller. Aber Gaby hatte immer noch Zeit. Denn heute — was selten vorkam —
fielen die beiden ersten Stunden aus. Deshalb konnte sie auf den Schulbus
verzichten. Sie wollte mit dem Rad zur Schule fahren. Die Straßen waren frei,
und in ihren dunkelblauen Dufflecoat verpackt, würde ihr die Kälte nichts
ausmachen.
    Sie spülte ihr Glas, auch den
benutzten Teller, zog den Mantel an und setzte eine weiße Wollmütze auf. Im
Spiegel überprüfte sie den Eindruck, aber nur ganz kurz, denn affig war sie
nicht.
    Sie holte das Pausenbrot aus
dem Eisschrank, steckte es in die Schultasche, ließ sich von Oskar zum Abschied
die Pfote geben, schloss die Wohnungstür von außen ab und ging in den Laden
hinunter, wo ihre Mutter gerade eine Kundin bedient hatte.
    Freundlich erwiderte die Kundin
Gabys Gruß. Außerdem sagte sie: »Mein Gott, Kind — du wirst jeden Tag hübscher.
Geben Sie Acht, Frau Glockner, sonst heiratet sie, bevor sie das Abitur gemacht
hat.«
    Solche Sprüche war Gaby
gewohnt. Trotzdem machte es sie immer ein bisschen verlegen. Mit einem Lachen
half sie sich

Weitere Kostenlose Bücher