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Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Titel: Die Falschmünzer vom Mäuseweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Schüler, denen es einfach nicht schnell
genug ging, ihre Gesundheit kaputtzumachen.
    Krumpe war ein bulliger Junge
mit käsigem Gesicht, vielen Pickeln am Hals und verschlagenen Augen.
    Als er ins Hauptgebäude wollte,
tippte Tarzan ihm von hinten auf die Schulter.
    »Schulze!«
    Krumpe drehte sich um.
    »Häh? Was ist?«
    Er stank aus allen Knopflöchern
nach Nikotin. Unwillkürlich zog Tarzan den Kopf zurück.
    »Du heißt doch neuerdings
Schulze. Oder irre ich mich?«
    Krumpe starrte ihn an. Sein
Blick wurde tückisch.
    »Ach, so ist das«, meinte er.
»Verstehe. Andresen hat dich beteiligt. Na schön, ich bin auch mit einem
Drittel zufrieden. War ja so’n Bündel Geld.«
    Mit Daumen und Zeigefinger
zeigte er den Umfang an. Freilich geriet es ihm so, dass ohne weiteres ein
Tortenstück zwischen die Fingerkuppen gepasst hätte — ein Tortenstück mit Sahne
oben drauf.
    »Du kriegst nichts, Krumpe«,
sagte Tarzan, »höchstens eine Tracht Prügel von mir, dass du anschließend den Kopf
unterm Arm trägst. Aber damit drohe ich lieber nicht. Das wäre auch eine Art
von Erpressung. Und der Erpresser bist du. Ich wende solche Methoden nicht an.
Du kriegst nichts, um es nochmal zu sagen. Jürgen hat das Geld abgegeben.«
    Krumpe war blass geworden, als
Tarzan von Prügel sprach.
    Denn wie das ausging, wenn man
sich mit diesem bärenstarken und katzengewandten Judokämpfer anlegte, wusste
jeder an der Schule.
    Andererseits war Tarzan für
seine Fairness bekannt. Und dafür, dass er nur in Notwehr seine kämpferischen
Fähigkeiten gebrauchte.
    Krumpe freilich hätte sich eher
einen Knoten in jedes Bein geschlungen als Tarzan herauszufordern. Die Gefahr
einer Tracht Prügel schien also nicht zu bestehen. Und gleich wurde der
Erpresser wieder frech.
    »Abgegeben? Wo denn? Hier
nicht. Und am gestrigen Sonntag hatte das Fundbüro in der Stadt geschlossen.
Ist also gelogen.«
    »Wir haben das Geld bei der
Polizei abgegeben«, sagte Tarzan.
    »Ach, wirklich?«
    Jetzt wurde es Tarzan zu bunt.
    Ein eiserner Griff umspannte
Krumpes Arm. Der versuchte, sich loszuwinden. Aber Tarzan schleifte ihn in die
Besenkammer, wie die Telefonzelle im Parterreflur hieß.
    Tarzan rief das
Polizei-Präsidium an, verlangte Kommissar Glockner und hielt den Hörer so, dass
Krumpe mithören konnte — und musste.
    Als Gabys Vater sich meldete,
erklärte Tarzan, was anlag, ohne Krumpes Verhalten zu beschönigen.
    Er fügte hinzu: »Der Kerl will
nicht glauben, dass das Geld bei Ihnen abgeliefert wurde, Herr Glockner.«
    Das Wort Falschgeld hatte er
nicht in den Mund genommen. Absichtlich nicht. Es wäre zu sensationell gewesen.
Krumpe hätte bestimmt seinen Erpressungsversuch vergessen und alles
umherposaunt. Damit hätte Jürgens Lage sich verschlechtert.

    »Kannst du diesen Krumpe ans
Telefon holen?«, fragte Herr Glockner.
    »Er steht neben mir. Moment!«
    Krumpe musste, ob er wollte
oder nicht, den Hörer nehmen. Dann jaulte er seinen Namen, denn Tarzans
Kopfnuss, die ihn dazu ermunterte, war nicht von schlechten Eltern.
    Schlimmeres freilich kam durch
den Draht. Kommissar Glockner wusch dem Jungen den Kopf, dass fast die Haut
runterging. Krumpe schien innerlich zu schrumpfen. Zähneklappernd hörte er sich
die Standpauke an. Er erfuhr, wo jemand landen wird, der schon im zarten Alter
Erpressung versucht. Mehrmals flüsterte Krumpe: »Ich mache es nie wieder.
Bestimmt nicht! Nie wieder!«
    Heftig nickend und »Ja, ja!
Bestimmt!«, murmelnd, erklärte er dann sein Einverständnis zu einem wichtigen
Punkt. Kommissar Glockner hatte nämlich vergessen, dass Jürgen in der Tinte
saß. Kurzerhand vergatterte er Krumpe zum Stillschweigen.
    »Das gefundene Geld«, sagte er,
»spielt in einem Kriminalfall eine Rolle. Du sagst zu niemandem ein Wort!
Verstanden! Es würde die Ermittlungen empfindlich stören. Und dann halte ich
mich an dich, alter Freund. Ist das klar?«
    »Ja, ja! Bestimmt!«, stammelte
Krumpe. »Ich sage nichts.«
    Vor der letzten Stunde blieb
Tarzan gerade noch Zeit, Jürgen Bescheid zu geben.
    Der atmete auf. »Ist mächtig
nett von dir, Tarzan. Und auch von Gabys Vater.«
    »Der ist immer so«, sagte
Tarzan. »Ein prima Kerl. Das weiß ich schon lange.«

8. Der Brief der Geldfälscher
     
    Die Luft roch nach Bier. Eine
Schnapsflasche war umgekippt und ausgelaufen. Unter der Decke des Zimmers
schwebten Wolken aus Zigarettenrauch.
    Gernot Plasch, der Rotschopf,
hockte auf seinem Feldbett und feixte. Was ihn zur Heiterkeit anregte, war

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