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Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Titel: Die Falschmünzer vom Mäuseweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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winterlichen
Spruchweisheit endete die Pause.
    Dr. Meinert, der
Geschichtslehrer, stürmte ins Klassenzimmer und versuchte 45 Minuten lang bei
24 Schülern Interesse für die Kreuzzüge des Mittelalters zu wecken.
    Aber intensiver als dieses
Thema spukten die Raubzüge der Handtaschenräuber in den Köpfen der Schüler —
besonders der TKKG-Freunde.
    Nach der Stunde zogen sich die
vier in einen Winkel des Pausenhofs zurück.
    Tatendrang leuchtete aus
Tarzans Augen.
    »Ich finde«, sagte er, »unser
Feindbild ist rund. Die Ledertypen zerstören Züge der Bundesbahn, schlagen Karl
die Brille runter, rauben Handtaschen, sogar Frau Sauerlichs wertvolle
Krokotasche, plündern Geldboten aus — und jetzt einen Briefträger. Wenn ihr
mich fragt: Gleich nach dem Essen sollten wir uns in der Stadt treffen und nach
den Typen Ausschau halten. Nur wir wissen, wie sie aussehen und...«
    »Da müsste uns aber der Zufall
helfen«, wandte Karl ein, »wenn wir die aufstöbern wollen.«
    »Der Zufall hat schon oft
geholfen. Es gibt sogar den berühmten Kommissar Zufall. Und mit offenen Augen
die Straßen absuchen, ist immer noch besser als nichts zu tun. Oder hast du
keine Lust?«
    »Doch, doch«, versicherte Karl.
»Natürlich. Aber die Chance ist gering.«
    »Trotzdem besser als gar keine.
Außerdem«, fuhr Tarzan fort, »können wir die Suche mit was anderem verbinden.
Da es wurscht ist, wo wir anfangen, sehen wir uns zunächst mal beim GLORIA-Kino
um.«
    »Wo Jürgen Andresen das
Falschgeld gefunden hat?«, fragte Gaby.
    Von ihrem Vater wusste sie
natürlich, was sich gestern zu später Stunde noch ereignet hatte. Und Karl war
vor Schulbeginn von seinen Freunden informiert worden.
    Tarzan nickte. »Dort. Und
deshalb.«
    »Wieso deshalb?«, fragte
Klößchen.
    »Überleg mal! Wer verliert ein
Bündel Falschgeld? Die Kassiererin vom Kino? Wohl kaum. Es kann, meine ich, nur
einer der Geldfälscher gewesen sein. Wer Geld herstellt wie ein Bäcker seine
Semmeln, der trägt natürlich nicht nur Kleingeld in der Tasche. Vielleicht hat
der Fälscher nur sein Taschentuch rausgezogen — dabei fiel das Geldbündel in
den Schnee und gemerkt hat er nichts. Er ist weitergegangen. Jürgen kam und
fand das Falschgeld. Aber irgendwann, da wette ich, hat der Geldfälscher den
Verlust bemerkt. Jetzt fragt sich: Sucht er nach den Blüten«, alle wussten,
dass Falschgeld in der Gaunersprache auch Blüten genannt wird, »oder sagt er
sich: Von dem Zeug habe ich genug — zum Teufel mit den 20 Lappen! Elm?«
    »Ich wette, er sucht danach«,
meinte Karl.
    Tarzan nickte.
    »Wieso?«, fragte Klößchen. »Wo
er doch in Geld schwimmt — in Falschgeld, meine ich.«
    »Es sind 20 Scheine«, sagte
Tarzan. »Alle mit derselben Seriennummer, Willi. Das könnte selbst einem ganz
arglosen Finder auffallen. Und wenn das Geld bei der Polizei landet, könnten
sich für den Fälscher unangenehme Folgen ergeben.«
    »Ist mir zu hoch«, meinte
Klößchen. »Dass Falschgeld im Anlauf... äh, in Umlauf, meine ich — ist, weiß
doch wahrscheinlich die halbe Stadt.«
    »Aber weißt du, ob der
Geldfälscher nicht in der Nähe des GLORIA-Kinos zu Hause ist? Ob sich dort
nicht sogar die Geldfälscher-Werkstatt befindet? Die Polizei könnte
rumschnüffeln. Das hätten die Brüder nicht gern. Also wird der Fälscher nach
seinem Bündel suchen. Überall, wo er gestern Nachmittag war. Und auch vor dem
Kino.«
    »Aber der wartet doch nicht
darauf«, rief Gaby, »dass wir ihm beim Suchen zusehen. Der war längst dort, hat
vergebens gesucht, sitzt wieder zu Hause, ärgert sich und druckt neue Blüten,
um den Verlust auszugleichen.«
    Alle lachten.
    »Wann er sucht«, sagte Tarzan,
»hängt davon ab, ob er gleich gemerkt hat, dass er um 2000 gefälschte Märker ärmer
ist. Wenn er’s gestern nicht gemerkt und heute lange gepennt hat — was ja
Ganoven gern tun, weil sie bekanntlich das Tageslicht scheuen und nachts ihren
dunklen Geschäften nachgehen — , dann könnte es jetzt oder nachher gerade so
weit sein.«
    »Wozu?«, fragte Klößchen.
    »Dass er sucht, Kruzitürken!
Dass er wie Oskar mit der Nase auf dem Boden ums GLORIA-Kino schleicht.«
    Karl nickte. »Du hast Recht.
Die Chancen stehen 50 zu 50. Wir sollten hinfahren.«
    Sie verabredeten, sich gleich
nach dem Essen bei Gaby zu treffen.
    In der nächsten Stunde, der 5.,
stand Englisch auf dem Plan, Gabys Lieblingsfach.
    Dr. Bienert unterrichtete. Als
er Jürgen Andresen, dem Filmfreund und Falschgeldfinder, eine

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