Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Titel: Die Falschmünzer vom Mäuseweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Wagen.
    Wie unter tausend Blicken und
von Scheinwerfern beleuchtet fühlten sie sich, als sie den langen Weg durch die
Einfahrt zum Haus stiefelten.
    Drei Stufen führten zum Eingang
hinauf. An der massiven Tür hing ein altmodischer Bronzering als Klopfer.
    Kowalske wollte danach greifen,
aber in diesem Moment wurde geöffnet.
    Lässig stützte sich ein Mann an
den Türrahmen.
    Hinter ihm, in der erleuchteten
Diele, standen zwei weitere.
    »Ah, Kellermann und Co«, sagte
der Mann am Türrahmen. Grinsend enthüllte er zahlreiche Goldkronen.
    »So ist es«, erwiderte
Kowalske. »Dürfen wir eintreten?«
    »Aber natürlich, mein Bester.«
    Huch!, dachte Florentine Huber.
Ist das ein schicker Typ! Himmel, in den könnte ich mich vergucken! Rohseidener
Anzug — ganz in Hellblau. Und schwarzer Party-Pullover! Sieht ja umwerfend aus.
Wie alt der wohl ist?
    Sie schätzte ihn auf 30 und das
kam ungefähr hin.
    »Sie sind Göbel?«, fragte
Kowalske.
    »Göbel«, nickte der Elegante.
Er bot Kowalske die Hand.
    Der sagte seinen wirklichen
Namen und stellte die vier Ledertypen vor.
    Göbel war schlank und schmal,
hatte schwarzes Haar und einen strichdünnen Schnurrbart. Seine Oberlippe war
ein bisschen zu kurz. Ständig blitzte Gold. Außerdem verfälschte die kurze
Oberlippe seine Mimik. Je nach Stimmung sah es aus, als grinse er, oder als sei
er angewidert — obwohl seine Miene eigentlich gar nichts ausdrückte.
    »Das sind meine Freunde und
Mitarbeiter«, stellte er die beiden anderen vor, nachdem er die Haustür mit
einem Tritt geschlossen hatte.
    »Ferdinand Marker.« Er wies auf
den stämmigen Nussknacker, der zwar allen die Hand reichte, aber verdrießlich
wirkte, als hätte er Magengeschwüre.
    »Und das ist Alfons Echt«,
beendete Göbel die Vorstellung. »Ein erstklassiger Techniker, einer der besten
Graveure. Ich glaube, er könnte sogar 750-Mark-Scheine herstellen — mit dem
Porträt des mutmaßlich nächsten Bundeskanzlers — und niemand würde was merken.«

    Alfons Echt lächelte. Er schien
sogar zu erröten. Offenbar machte das Lob ihn verlegen.
    »Na ja. Halb so schlimm«,
schwächte er ab. »Ich habe eben Freude am Beruf — wie wir hoffentlich alle.
Natürlich fühle ich mich als Künstler. Ich habe herrliche Banknoten entworfen.
Die zeige ich euch gern, falls Interesse besteht. Banknoten wie Gemälde. Wenn’s
die eines Tages gäbe — ich wette: Niemand würde sich von seinem Papiergeld
trennen.«
    »Das wäre aber schlimm«, lachte
Kowalske.
    Mit dem linken Auge behielt er
Göbel im Visier, mit dem rechten den verhinderten Künstler — jedenfalls hatten
beide das Empfinden.
    Echt sah pfiffig aus. Er hatte
einen runden Kopf mit wenig Haaren und ein verschmitztes, rotbackiges Gesicht.
Er wirkte so harmlos wie ein Klavierlehrer, der noch niemals mit einem Schüler
geschimpft hat — und so war er im Grunde auch, mal abgesehen von seiner fatalen
Tätigkeit. Gutmütig war er trotzdem, gewalttätig nie. Keiner Fliege konnte er
was zu Leide tun. Und wenn ihn mal eine beim Arbeiten störte, dann verscheuchte
er sie, ohne ihr zu nahe zu kommen. Neben seiner Tätigkeit als Graveur widmete
er sich einem besonderen Hobby: Er sammelte Witze.
    Verheiratet war keiner der drei
Geldfälscher. Göbel hatte zwar fünf Freundinnen, aber die wohnten nicht hier in
der Stadt. Keine wusste von den anderen und ebensowenig, womit der
Herzallerliebste seine Brötchen verdiente.
    Kowalske und Co. wurden in
einen großen Wohnraum gebeten, wo im Kamin ein Feuer knisterte. Die
Fensterläden waren geschlossen. Gemütliche Möbel füllten den Raum.
    »Schön haben Sie’s hier«,
meinte der Boss. »Ihr Haus?«
    »Gemietet.« Göbel verschränkte
die Arme. »Ist aber eigentlich zu groß für uns. Die Villa hat zwölf Zimmer. So
viel brauchen wir nicht.«
    »Und die Werkstatt?«
    »Ist im Keller. Die zeigen wir
euch nachher. Dass wir von dem großen Garten umgeben sind, hat den Vorteil:
Niemand hört uns, wenn wir drucken. Außerdem haben wir natürlich die
Kellerfenster abgedichtet. Will jemand was trinken?«
    Da sagte niemand nein. Alle —
bis auf Echt — entschieden sich für Schnaps. Der verhinderte Künstler trank
einen Eierlikör.
    »Nun mal zum ernsten Teil!«,
sagte Göbel und machte schmale Augen. »Wie kommen Sie an unseren Brief,
Kowalske?«
    Der Boss der Handtaschenräuber
grinste. Er hatte sich längst entschieden, seine Karten aufzudecken — weil er
meinte, das schaffe Vertrauen.
    »Sie werden es morgen in der
Zeitung

Weitere Kostenlose Bücher