Die Familie ohne Namen
befreit.
Immerhin ein schlimmes Ding, das sich auf der Verlustseite der nächsten Bilanz des Hauses Rip & Cie. bemerkbar machen mußte.
An diesem Tage war der Sieg also nicht dem Gesetze, sondern den Patrioten verblieben.
Ende des ersten Theiles .
Zweiter Theil.
Erstes Capitel.
Erste Scharmützel.
Die Vorgänge auf der Farm von Chipogan machten erklärlicher Weise überall großes Aufsehen. Von der Grafschaft Laprairie aus hatte sich die Nachricht davon durch die Provinzen Canadas verbreitet. Die öffentliche Meinung fand kaum eine bessere Gelegenheit, sich offen kundzugeben. Handelte es sich doch nicht allein um einen Zusammenstoß zwischen Polizei und »Bewohnern« des Landes – einen Zusammenstoß, bei dem die Vertreter der Behörden und die Kronfreiwilligen den Kürzeren gezogen hatten. Ernster war jedenfalls der Umstand, der die Absendung einer Polizeimacht nach Chipogan veranlaßt hatte. Johann ohne Namen war eben wieder im Lande aufgetaucht. Der Minister Gilbert Argall wollte ihn, auf die Meldung von seinem Aufenthalte in der Farm, verhaften lassen. Dieser Versuch mißglückte; die Person, in der sich der nationale Widerstand verkörperte, war frei und man ahnte, daß der Mann in nächster Zeit schon Gebrauch von seiner Freiheit machen werde.
Die energische Frau wußte sich und den Ihrigen Respect zu verschaffen. (S. 227.)
Wohin Johann ohne Namen sich nach seinem Weggange von Chipogan gewendet, konnten die eifrigsten, die peinlichsten und strengsten Nachforschungen nicht aufklären. Sein dermaliger Aufenthaltsort war und blieb Geheimniß. Immerhin verzweifelte Rip, wenn er über den Mißerfolg seiner Maßregeln natürlich auch verbittert war, keineswegs daran, sich noch dafür zu rächen. Außer dem persönlichen Interesse kam hierbei ja auch die Ehre seines Hauses ins Spiel; er wollte die Partie fortsetzen, bis sie für ihn gewonnen wäre. Die Colonialregierung wußte ja, woran sie mit ihm war, und hatte ihm niemals ihr Vertrauen entzogen, noch es an Unterstützung fehlen lassen. Jetzt kannte Rip übrigens den jungen Patrioten, dem er Auge in Auge gegenüber gestanden hatte, und er brauchte nicht mehr als Blinder seinen Spuren nachzugehen.
Seit dem gescheiterten Angriff auf Chipogan waren vierzehn Tage – vom 7. bis zum 23. – vergangen. Die letzte Woche des November nahte schon ihrem Ende, und Rip hatte trotz seiner Bemühungen eigentlich noch nichts erzielt.
Nach den Vorfällen, deren Schauplatz die Farm gewesen war, hatte sich übrigens Folgendes zugetragen:
Am nächsten Tage hatte sich Thomas Harcher gezwungen gesehen, Chipogan zu verlassen. Nachdem er die dringlichsten Angelegenheiten in aller Eile nothdürftig geordnet, war er mit seinen Söhnen tief in die Wälder der Grafschaft Laprairie eingedrungen und hatte sich nach Ueberschreitung der amerikanischen Grenze in einem nahegelegenen Dorfe aufgehalten, voller Ungeduld der Wendung entgegensehend, welche die Ereignisse in Canada nehmen sollten. St. Albans am Ufer des Champlain-Sees bot ihm alle wünschenswerthe Sicherheit; die Söldlinge Gilbert Argall’s konnten ihn hier nicht erreichen.
Wenn die von Johann ohne Namen vorbereitete Volksbewegung Erfolg hatte, wenn Canada, indem es seine Selbstbestimmung erlangte, der angelsächsischen Unterdrückung ledig ward, wollte Thomas Harcher ruhig nach Chipogan zurückkehren. Scheiterte die Bewegung aber, so konnte er hoffen, daß man mit der Zeit die früheren Vorfälle vergessen werde. Ohne Zweifel mußte nämlich eine Amnestie frühere Thaten ungeschehen machen, und Alles verlief dann allmählich wieder wie früher.
Vorläufig war mindestens eine Herrin in der Farm zurückgeblieben. Während des Winters, der ja doch die Landarbeit unterbrach, konnten die Interessen des Herrn de Vaudreuil auch unter der Leitung Catherine Harcher’s nicht geschädigt werden.
Pierre und seine Brüder übten natürlich nach wie vor ihr Geschäft als Jäger in den benachbarten Gebieten der canadischen Colonie, und nach sechs Monaten verhinderte sie voraussichtlich nichts, wieder zum Fischfang zwischen den beiden Ufern des St. Lorenzo auszuziehen.
Thomas Harcher hatte nur zu recht daran gethan, sich in Sicherheit zu bringen. Schon nach vierundzwanzig Stunden war Chipogan durch eine Abtheilung regulärer Truppen, welche von Montreal kamen, militärisch besetzt. Catherine Harcher, welche für ihren Mann und ihre älteren Söhne nichts mehr zu fürchten hatte, ließ sich dadurch nicht außer Fassung
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