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Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Johann dazwischenzutreten, um einen so ungleichen Kampf zu verhüten. Niemand hörte jetzt auf ihn. Pierre und die älteren Söhne des Hauses stürzten sich auf die Beamten, welche den Eingang verstopften, und trieben sie mit Hilfe ihrer Freunde zurück. Sofort wurde die Thür verschlossen und mit allerlei Möbelstücken verbarrikadirt. Um jetzt in den Saal, ja auch nur in das Haus zu gelangen, gab es nur den Weg durch die Fenster, welche mindestens zehn Fuß hoch über dem Erdboden lagen.
    Nun galt es also einen Sturm – und zwar in der Dunkelheit, denn inzwischen war es ziemlich Nacht geworden. Rip, der nicht der Mann dazu war, feig zurückzuweichen, und der übrigens den Vortheil der Zahl bei sich hatte, traf seine Maßnahmen zur Vollführung des ihm ertheilten Auftrags, indem er die Freiwilligen gegen das Haus vorgehen ließ.
    Pierre Harcher, seine Brüder und Freunde nahmen an den Fenstern Stellung, um Feuer zu geben.
    »Wir vertheidigen Dich, auch gegen Deinen Willen, wenn es sein muß!« sagten sie zu Johann, der ihnen nicht mehr Einhalt zu thun vermochte.
    Im letzten Augenblicke erst hatte der Farmer Clary de Vaudreuil und Catherine dazu gebracht, sich zu den Frauen und Kindern in einem der Seitenzimmer zu begeben, wo sie vor den Kugeln sicheren Schutz fanden. Im Saale verblieben nur noch die zum Kampfe bereiten Männer – vorläufig etwa dreißig.
    Auf die Mahogannis durfte man als Vertheidiger der Farm nämlich nicht rechnen. Unbetheiligt an diesem Vorfalle, waren die Indianer aus ihrer gewohnten Zurückhaltung in keiner Weise herausgetreten. Die Sache ging sie nichts an – ebenso wenig wie Meister Nick und seinen Schreiber, welche weder für noch gegen die Obrigkeit Partei zu ergreifen hatten. Der Notar gedachte auch bei dem entstehenden Handgemenge die strengste Neutralität zu bewahren. Trotz aller Vorsicht, keinen Schuß wegzubekommen, da er auch keinen solchen abzugeben willens war, hörte er doch nicht auf, Lionel, der ganz Feuer und Flamme war, zu ermahnen und zu warnen. Bah! der junge Schreiber achtete gar nicht auf ihn, so brannte er darauf, in Johann ohne Namen nicht nur den volksthümlichen Helden, sondern auch den wohlwollenden Zuhörer, der seine dichterischen Versuche so freundlich beurtheilt hatte, nach besten Kräften zu vertheidigen.
    »Zum letzten Male verbiete ich Dir, Dich in die Sache zu mischen, wiederholte Meister Nick.
    – Und zum letzten Male, entgegnete Lionel, gebe ich meine Verwunderung zu erkennen, daß ein Nachkomme der Sagamores sich weigert, mir auf dem Kriegspfade zu folgen!
    – Ich folge gar keinem Pfade, als dem des Friedens, verdammter Schlingel, und Du wirst mir das Vergnügen machen, diesen Saal zu verlassen, wo Dir nur die Aussicht winkt, eine Kugel in den Kopf zu bekommen.
    – Niemals!… Niemals!« rief der kriegslustige Dichter.
    Und auf einen Mahoganni zueilend, ergriff er die Axt, welche in dessen Gürtel hing.
    Sobald er sah, daß die Anderen entschlossen waren, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben, machte Johann sich’s zur Aufgabe, den Widerstand zu organisiren. Während des Scharmützels gelang es ihm vielleicht zu entkommen, denn später würden, was auch geschehen mochte, der Farmer und seine Söhne, die sich schon in offenem Widerstand gegen die Staatsgewalt befanden, dadurch auch nicht mehr compromittirt sein, als sie es schon waren. Zunächst kam es also darauf an, Rip und seine Begleiter zurückzudrängen, dann würde sich zeigen, was weiter zu beginnen sei. Wenn die Belagerer versuchten, die Thüren des Hauses zu sprengen, so kostete das immer einige Zeit. Und ehe jene von Laprairie oder Montreal Verstärkung erhielten, konnten Polizisten und Freiwillige schon aus dem Hofe vertrieben sein.
    Zu diesem Zwecke entschloß sich Johann, einen Ausfall zu wagen, der die Umgebung der Farm von den Feinden befreien sollte.
    Hiernach traf er seine Maßregeln. Zunächst krachten gegen fünfzig Flintenschüsse zu den Fenstern hinaus, was Rip und seine Leute zwang, sich mehr nach der Umzäunung zurückzuziehen. Dann wurde die Thür schnell aufgerissen und Johann stürzte sich, gefolgt von Herrn de Vaudreuil, Thomas Harcher, Pierre, dessen Brüdern und ihren Freunden, in den Hof hinaus.
    Hier lagen schon einzelne Freiwillige auf dem Boden. Bald gab es natürlich auch Verwundete unter den Vertheidigern, welche sich im Halbdunkel auf die Belagerer geworfen hatten. Mann gegen Mann entbrannte der Kampf, an dem sich Rip übrigens ehrenvoll betheiligte. Immerhin singen

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