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Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bringen. Die Polizei, welche auf Befehl des General-Gouverneurs möglichst Nachsicht übte, ließ sie das Vergangene nicht entgelten. Im Uebrigen wußte die energische Frau, sich und den Ihrigen seitens der Soldaten schon den nöthigen Respect zu verschaffen.
    Mit der Villa Montcalm lag es ganz ebenso wie mit der Farm von Chipogan, doch begnügte sich die Behörde, dieselbe überwachen zu lassen, ohne sie direct zu besetzen. Herr de Vaudreuil, der ja nachgewiesenermaßen für den jungen Patrioten Partei ergriffen, hatte sich auch gehütet, nach seiner Wohnung auf der Insel Jesus zurückzukehren, zumal da ein Haftbefehl gegen ihn vom Polizeiminister Gilbert Argall ergangen war. Wäre er nicht entflohen, so hätte man ihn im Gefängniß von Montreal eingekerkert und er hätte nicht in die Reihen der Aufständischen treten können, wenn es zum Kampfe kam. Wahrscheinlich hatte er bei einem seiner politischen Freunde Zuflucht gefunden; jedenfalls aber hatte er sich dahin mit größter Vorsicht begeben, denn es war unmöglich, das Haus zu entdecken, das ihm jetzt Obdach bieten mochte.
    Clary de Vaudreuil kehrte allein nach der Villa Montcalm zurück. Von hier aus blieb sie in Verbindung mit den Herren Vincent Hodge, Farran, Clerc und Grammont.
    Betreffs Johanns ohne Namen wußte sie, daß dieser sich in St. Charles bei seiner Mutter in Sicherheit gebracht hatte. Zu wiederholten Malen erhielt sie übrigens durch Freundeshand mehrere Briefe von ihm; doch wenn Johann sich in denselben meist nur über die politische Lage aussprach, fühlte sie recht gut heraus, daß auch noch eine andere Empfindung das Herz des jungen Patrioten beunruhigte.
    Wir hätten nun schließlich mitzutheilen, was aus Meister Nick und seinem Schreiber geworden war.
    Der Leser hat nicht vergessen, welchen Antheil die Huronen bei dem Ereignisse auf der Farm von Chipogan nahmen. Ohne ihre Einmischung wären die Freiwilligen nicht zurückgedrängt worden und Johann ohne Namen wäre den Leuten Rip’s in die Hände gefallen.
    Doch wer hatte jene Intervention der Mahogannis veranlaßt? War es der friedfertige Notar von Montreal gewesen?… Nein, gewiß nicht! Sein Bemühen war ja einzig und allein auf die Verhütung jedes Blutvergießens gerichtet gewesen, er hatte sich nur in das Getümmel gewagt, um die kämpfenden Parteien aufzuhalten. Wenn sich die Krieger von Walhatta gerade in dem Augenblicke in den Kampf einmengten, so erfolgte das nur deshalb, weil Nicolas Sagamore, dem die Belagerer übel genug mitspielten, Gefahr lief, von diesen ebenfalls als Rebell behandelt zu werden. Da war es denn ganz natürlich, daß die indianischen Krieger zur Vertheidigung ihres Häuptlings herbeieilten. Hierdurch wurde freilich erst das Zurückweichen und die Versprengung der Angreifer gerade zur Zeit bewirkt, wo diese die Thür der Wohnung zu forciren im Begriff waren. Von hier aus betrachtet, war es ja nur ein Schritt bis zu seiner Verhaftung, und Meister Nick mußte mit Recht fürchten, daß dieser Schritt zum Nachtheile seiner eigenen Person nicht ausbleiben werde.
    Hieraus ergibt sich, daß der würdige Notar alle Ursache hatte, sich wegen einer einfachen Schlägerei gelegentlich einer Verhaftung, die ihn gar nichts anging, sehr schwer compromittirt zu sehen. In der löblichen Absicht, nach seiner Expedition in Montreal nicht eher zurückzukehren, als bis sich die Wogen der Erregung über jene tumultuarischen Vorgänge einigermaßen gelegt hätten, ließ er sich ohne viel Widerstreben nach dem Dorfe Walhatta in den Wigwam seiner Ahnen entführen. Sein Bureau blieb also während eines Zeitraums, dessen Dauer unmöglich abzuschätzen war, geschlossen. Wohl mußte seine Kundschaft darunter leiden und die alte Dolly zur Verzweiflung getrieben werden. Doch was war andres zu thun? Es schien doch immer noch besser, Nicolas Sagamore inmitten seines Mahoganni-Stammes, als Meister Nick im Gefängniß von Montreal zu sein, auf welch’ Letzterem die Beschuldigung der thatsächlichen Auflehnung gegen die Vertreter der Staatsgewalt lastete.
    Selbstverständlich war Lionel seinem Herrn und Meister nach jenem, in den dichten Wäldern der Grafschaft Laprairie verlorenen Indianerdorfe gefolgt. Er hatte sich in bester Form gegen die Freiwilligen geschlagen und hätte einer harten Strafe nicht entgehen können. Doch wenn Meister Nick
in petto
lamentirte, so jubelte Lionel über die Wendung, welche die Sache genommen hatte. Er bedauerte es keineswegs, Johann ohne Namen, den Helden, dem

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