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Die Familie: Roman (German Edition)

Die Familie: Roman (German Edition)

Titel: Die Familie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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dirigierte ihn, drehte ihn um.
    »Jetzt schrei nicht oder so«, flüsterte Dad.
    Lautlos glitten die Vorhänge auseinander.
    In Kyles Kopf drehte sich alles. Sein Herz hämmerte. Er stieß die Luft aus.
    Er stand einen halben Meter vor einem Fenster – oder eigentlich keinem richtigen Fenster. Es musste ein Einwegspiegel sein. Ein Ganzkörperspiegel wie an den Badezimmertüren der anderen Zimmer. Dieser befand sich jedoch offensichtlich nicht an einer Badezimmertür. Er war in die Wand eingebaut.
    Auf der anderen Seite des Glases befand sich ein Gästezimmer.
    Zimmer 115.
    Darin brannte Licht.
    Auf dem Bett lag die Frau, die er im Chalet an den Tisch geleitet hatte, die mit dem Rosenblütenparfüm.
    Die Bettdecken lagen in einem Haufen auf dem Boden, und sie wand sich auf dem Laken.
    »Sie heißt Amy«, sagte Dad. »Amy Lawson.«
    Sie war nackt.
    Ein breiter Streifen weißen Klebebands verschloss ihren Mund. Die Hände waren mit Wäscheleine gefesselt und über ihrem Kopf an das schmiedeeiserne Bettgestell gebunden. Die Beine waren weit gespreizt und an den Knöcheln an den Ecken des Gestells befestigt.
    Kyle starrte sie an. Er hatte noch nie eine echte nackte Frau gesehen. Bilder in Zeitschriften, aber nie in natura.
    Es war besser als alles, was er sich jemals vorgestellt hatte.
    Und durch ihre Bemühungen, sich zu befreien, wurde es sogar noch besser. Sie rüttelte, wand sich, bäumte sich auf, zerrte an der Schnur. Ihre großen Brüste hüpften und wackelten. Die Haut glänzte vor Schweiß. Sie war dunkel und schimmernd von der Sonne und dort makellos weiß, wo der Bikini die Sonnenstrahlen abgehalten hatte. An Brüsten und Schultern und Hüften hatte sie gerötete Flecke. Das muss Dad gemacht haben, dachte Kyle.
    Sein Vater hatte mit Sicherheit auch ihr Gesicht so zugerichtet. Sie hatte ein paar ordentliche Schläge abbekommen. Eine Wange war rot und aufgedunsen, und ein Auge war fast zugeschwollen.
    »Ich stecke immer die hübschesten Mädels in Nummer 115«, flüsterte Dad. »Manchmal nur zum Ansehen. Diese ist allein angereist. Wenn sie das tun, dann bekommen sie manchmal die Behandlung. Wie findest du das?«
    »Toll«, flüsterte Kyle.
    Er glotzte die sich windende Frau an und konnte kaum atmen. In seiner Jeans fühlte er sich eingezwängt, sein steifer Penis drohte zu ejakulieren. Es war dasselbe Gefühl wie in Darcys Zimmer, kurz bevor er hinausgestürmt war.
    Doch der Druck ließ etwas nach, als sein Vater ihn zur Seite schob. Dad ging kurz in die Hocke, dann stand er wieder auf und öffnete zwei Riegel an der Oberseite des Rahmens des Spiegels. Gleich unter den Riegeln befanden sich zwei metallene Handgriffe. Dad packte sie und hob den Spiegel heraus. Er trat damit über die dreißig Zentimeter hohe Mauer in das Gästezimmer hinein.
    »Komm rein«, sagte er.
    Amy stieß ein leises Wimmern aus.
    Kyle trat in das Zimmer.
    Sie hörte auf, sich zu winden. Sie beobachtete ihn aus aufgerissenen Augen.
    Sein Vater lehnte den Spiegel an die Wand neben dem Durchgang zum Geheimzimmer. Dann legte er Kyle eine Hand auf die Schulter. »Sie gehört dir, mein Sohn. Ich bin in einer Stunde zurück.«
    Dad ging durch die normale Tür hinaus.
    Kyle starrte den nackten, verschwitzten Körper an.
    Das kann nicht wirklich geschehen, dachte er. Er hatte das Gefühl, sein Vater hätte ihn bei der Hand genommen und in einen Traum geleitet – einen aufregenden, erotischen Traum, der zu schön war, um wahr zu sein.
    Das ist kein Traum, sagte er sich.
    Ich bin wirklich hier.
    Und ich habe eine Stunde Zeit.
    So schnell er konnte, zog Kyle sich aus.

4
    Trotz ihrer Scham und Wut darüber, dass Kyle sie halb nackt gesehen hatte, war Darcy froh, die Jacke zu haben. Sie wärmte sie zumindest vom Hals bis zur Taille.
    Sie begegnete Greg, kurz bevor sie den Steg erreicht hatte.
    Wenn er derjenige gewesen wäre, der in der Grotte aufgetaucht wäre …
    Offenbar bin ich schon wieder ziemlich munter, dachte sie und lächelte ihn an.
    »Wie läuft’s?«, fragte sie.
    »Nicht schlecht. Es ist ein Typ bei Tom, der sagt, er würde auf dem Rückweg bei ihm bleiben.«
    »Okay, gut. Was hältst du davon, wenn du die Nachhut übernimmst und aufpasst, dass niemand verlorengeht?«
    »Einverstanden.«
    »Ich hole mir die andere Taschenlampe von Beth. Hier, du nimmst diese hier.« Sie reichte sie ihm. »Das ist die stärkere. Sie sollte gut genug sein, um allen einigermaßen zu leuchten.«
    »Wir sollten die Leute durchzählen, ehe wir

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