Die Familie: Roman (German Edition)
Greg ihre Hand losließ. Er bewegte sich neben ihr. Dann legte sich sein Arm um ihre Schultern, und sie lehnte sich an ihn.
»Ich finde, wir sollten ein paar Stunden abwarten«, flüsterte sie.
»Und dann?«
»Dann sehen wir zu, dass wir unsere Ärsche hier rauskriegen.«
»Das gefällt mir, eine Frau der Tat.« Sie glaubte, ein Lächeln in seiner Stimme zu hören. »Aber wie willst du dieses Kunststück vollbringen?«
»Mit großer Mühe.«
Als Paula zu schniefen begann, dachte Kyle, ihre Nase liefe. Dann fragte er sich, ob sie weinte.
»Geht’s dir gut?«, fragte er.
»Nicht besonders«, antwortete sie mit zitternder Stimme.
Sie weinte wirklich.
»Was ist los?«
»Ich habe einfach … solche Angst.«
»Hey, es gibt nichts, wovor du Angst haben musst.«
»Es ist so dunkel. Warum ist das Licht noch nicht wieder an? Warum dauert das so lange?«
»Es wird bald angehen«, sagte Kyle. Doch er hoffte, dass es nicht geschah. Es wäre gut, dachte er, wenn das Licht noch ein paar Stunden ausbleibt. Vielleicht könnten wir sogar die ganze Nacht hier unten verbringen.
Er mochte die Finsternis. Es gefiel ihm, Paula zu spüren, und er wollte mehr. Sobald das Licht anging, wäre die Sache mit ihr vorbei.
»Vielleicht solltest du versuchen, ein bisschen zu schlafen«, flüsterte er. »Dann vergeht die Zeit schneller.«
»Ich glaub nicht, dass ich schlafen kann.«
»Aber mein Hintern ist schon eingeschlafen.«
Paula gab ein lautes, feuchtes Schniefen von sich. »Meiner auch.«
»Probieren wir mal, uns hinzulegen. Selbst wenn wir nicht schlafen können, ist es viel bequemer.«
»Okay.«
Kyle zog seine Hand unter ihrer Strickjacke hervor. Er spürte ihre Hand auf seiner Schulter, als er sich hinlegte. Die Kälte des Höhlenbodens drang durch sein Hemd. Er drehte sich auf die Seite.
»Das ist nicht besonders bequem«, flüsterte Paula.
»Hier.« Er berührte ihr Haar, dann schob er einen Arm unter ihren Kopf. Den anderen Arm schlang er um ihren Rücken.
Paulas Hand legte sich auf seine Taille. Doch sie kam nicht näher zu ihm. Zwischen ihren Körpern befand sich eine Lücke.
Ein paar Zentimeter, dachte Kyle, dann würden wir uns berühren.
Wahrscheinlich macht sie sich deswegen Sorgen.
Er spürte, wie sie zitterte.
»Kalt?«, fragte er.
»Ein bisschen.«
Er rutschte näher. Ihre Brüste drückten sich gegen ihn. Er spürte ihre Wärme und die Wärme des Bauchs und der Oberschenkel. Statt zurückzuweichen, zog Paula ihn fester an sich. Sie seufzte. »Das ist schön«, sagte sie.
»Ja.«
»Du bist so warm.«
»Du auch.«
Er fragte sich, ob sie seinen Ständer fühlen konnte. Musste sie eigentlich. Er drückte direkt gegen sie. Doch sie versuchte nicht wegzurutschen.
Vielleicht gefällt es ihr, dachte er.
Er hatte noch nie mit einem gleichaltrigen Mädchen rumgemacht, war nicht einmal mit einem ausgegangen, aber er kannte Jungs, die das getan hatten, und manchmal prahlten sie damit, zum Zug gekommen zu sein. Wenn diese Jungs nicht logen, dann gab es tatsächlich Mädchen, die einen ranließen.
Vielleicht ist Paula eine von ihnen.
Selbst, wenn sie nicht dazugehörte, war Kyle sich ziemlich sicher, dass es eine Menge Mädchen in ihrem Alter gab, die einen Sachen machen ließen – alles außer dem einen.
Er fuhr mit der Hand über ihren Rücken und ließ sie auf der Hüfte liegen. Ihr Kleid war aus weichem Stoff. Er strich darüber und fühlte die Kurve ihres Hinterns.
Ihr Kopf bewegte sich. Kyle spürte ihr Gesicht an seinem. Ihre Lippen streiften seine Wange, dann fanden sie den Mund. Sie küsste ihn. Es war kein lauter Kuss, wie er ihn von seiner Tante und seiner Großmutter auf die Wange bekam. Es war ein weiches, stilles Saugen an seinen Lippen, und danach wich der Mund nicht zurück.
Noch nie hatte jemand Kyle so geküsst.
Sie war ein Mädchen in seinem Alter, das ihn küsste, weil es das wollte.
Sie muss mich mögen, dachte er.
Er drückte seine Lippen auf ihre. Seine Erektion war schmerzlich hart, und er wollte Paula mehr denn je. Doch dazu gesellten sich neue Gefühle: Aufregung, Dankbarkeit und Zärtlichkeit.
So muss es sein, dachte er, wenn man eine Freundin hat.
Aber sie wird weggehen, wenn die Aufzüge wieder funktionieren.
Das ist ungerecht.
Es gibt immer noch Zimmer 115, sagte er sich. Und ich werde immer noch Darcy haben.
Aber Paula werde ich nicht mehr haben.
Er spürte, wie seine Kehle sich zusammenschnürte.
Selbst wenn sie mich mag, wird sie weggehen.
Zur Hölle mit
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