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Die Familie: Roman (German Edition)

Die Familie: Roman (German Edition)

Titel: Die Familie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Ihnen zur Toilette muss, melden Sie sich einfach, dann kommt Greg oder ich mit einer Taschenlampe zu Ihnen. Es ist wichtig, dass niemand im Dunkeln herumspaziert.«
    Darcy ließ den Strahl ihrer Taschenlampe über die Leute gleiten, bis sich alle gesetzt hatten. Dann schaltete sie sie aus. Einige Augenblicke herrschte Stille. Darcy hörte ihren eigenen Herzschlag und das leise Plätschern des Flusses Styx. Schließlich erklangen ein paar leise Stimmen.
    »Stockdunkel.«
    »Wahnsinn.«
    »Man kann die Hand vor Augen nicht sehen.«
    »Bist du hier?«
    »Bist du das?«
    Darcy erhob die Stimme. »Falls Sie nicht schon zuvor in einer Höhle waren, haben Sie so eine Dunkelheit wahrscheinlich noch nie erlebt. Es ist die völlige Abwesenheit von Licht, dunkler als jede Nacht. Als Experiment hat einmal ein Mann eine geöffnete Filmrolle zwei Wochen in einer Höhle liegen lassen. Nachdem der Film entwickelt wurde, war er völlig leer.
    Tiere, die sich an das Höhlenleben angepasst haben, sind normalerweise blind und ohne jegliche Pigmentierung.
    Wobei mir einfällt – obwohl Ihre Augen sich an die Dunkelheit anpassen, werden Sie nichts sehen können. Dafür muss ein klein wenig Licht vorhanden sein, und das ist nicht der Fall.«
    Darcy hörte auf zu reden. Es war still. Dann ertönten wieder Stimmen. Es klang für ihre Ohren wie in einem Klassenzimmer, wenn der Lehrer draußen war; ein Dutzend oder mehr leise Unterhaltungen erschufen ein gleichförmiges Gemurmel.
    Hier und dort leuchteten Streichhölzer oder Feuerzeuge auf. Sie flackerten vor Gesichtern mit zwischen die Lippen geklemmten Zigaretten oder Zigarren und bildeten kleine Lichtinseln in der Gruppe. Darcy sah, dass alle saßen. Die meisten in Ansammlungen von zwei oder drei Leuten. Die Helligkeit hielt nicht lange an. Dann war es in der Kammer dunkel, bis auf ein halbes Dutzend glühend roter Punkte.
    »Ich glaube, ich setze mich und mache es mir bequem«, flüsterte Darcy.
    Sie ließ sich mit übergeschlagenen Beinen auf dem Steinboden nieder. Etwas stieß gegen ihr Knie.
    »Entschuldigung«, sagte Greg.
    »Kein Problem.« Sie streckte die Hand aus und berührte sein Bein. Er war dicht neben ihr. Ehe sie die Hand zurückziehen konnte, hielt er sie fest.
    »Ist das okay?«, fragte er.
    Darcy antwortete, indem sie seine Hand drückte. »Es ist schön, im Dunkeln einen Freund zu haben.«
    »Nicht nur im Dunkeln.«
    »Wie bist du hier gelandet?«, fragte sie.
    »Eine meiner Sekretärinnen hat mir davon erzählt. Sie hat in der Brautkammer geheiratet.«
    »Vor Kurzem?«
    »Vor sechs Jahren.«
    »Da war ich noch nicht hier«, sagte Darcy.
    »Mach keine Witze, da hast du noch in den Windeln gelegen.«
    Sie lachte leise. »Vielen Dank. So jung bin ich nun auch wieder nicht.«
    »Lass mich raten. Du siehst aus wie achtzehn, aber so wie du dich verhalten hast, müsstest du schon dreißig sein. Wenn man die beiden Zahlen addiert und durch zwei teilt, hat man das richtige Alter von vierundzwanzig.«
    »Raffinierter Trick, aber du liegst drei Jahre zu hoch. Auf welchem juristischen Fachgebiet praktizierst du?«
    »Manchmal Strafrecht, vor allem Verteidigung bei Notwehrfällen. Und der übliche Kleinkram – Testamentseröffnungen, Scheidungen …«
    »Gefällt es dir?«
    »Es ist aufregend. Aber nicht so aufregend, wie in einer Höhle eingeschlossen zu sein.«
    »Das ist ein Nervenkitzel, auf den ich verzichten könnte.«
    »Es wäre halb so schlimm«, flüsterte Kyle, »wenn es hier unten nicht so kalt wäre.«
    »Ich finde es nicht so kalt«, sagte Paula.
    Ich auch nicht, dachte Kyle. Doch er ließ seine Stimme zittern, als er sagte: »Weil du eine Strickjacke anhast. Als ich meine Jacke noch hatte, war mir auch nicht kalt. Ich habe sie Darcy gegeben.«
    »Der Führerin?«
    »Ja. Ich dachte, sie bräuchte sie dringender als ich – nachdem sie im Wasser war.«
    »Das war süß von dir.«
    »Süß, aber dumm.«
    »Willst du meine Strickjacke haben?«
    »Vielleicht kann ich nur einen Arm reinstecken. Das würde schon helfen.«
    »Klar, okay.«
    Er zitterte, als er seine Hand unter ihre Strickjacke schob, doch das hatte wenig mit der kühlen Luft zu tun. Paulas Rücken fühlte sich durch den dünnen Stoff der Bluse warm an. Sie trug einen BH mit breitem Träger.
    Kyle strich über ihren Rücken und vergrub seine Finger in der Wärme ihrer Achselhöhle.
    »Aber nicht kitzeln«, warnte sie ihn.
    »Nein.« Er schlug die Beine auseinander und rutschte näher, bis er ihre Hüfte an

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