Die Familie: Roman (German Edition)
seiner spürte.
Paula legte den Arm um seinen Rücken. »Ist es so ein bisschen besser?«, fragte sie.
»Viel besser.« Er fühlte die weiche Wärme ihrer Brust, die gegen seine Seite drückte.
»Für mich auch.«
Das ist nicht schlecht, dachte Kyle. Sie ist zwar nicht Darcy, aber sie ist in Ordnung.
Und entgegenkommend. Bis jetzt.
Mit der Hand, die unter ihrem Arm steckte, hätte er ihre Brust erreichen können.
Versuch es nicht, ermahnte er sich.
Wenn du sie erschreckst, verdirbst du alles.
Es ist so dunkel hier drin, dass ich alles machen könnte. Absolut alles, solange Paula ruhig bleibt.
Er müsste dafür sorgen, dass sie ruhig blieb.
Kyle klopfte auf seine Hosentasche und ertastete das Messer darin. Er bewegte seine Hand ein wenig zur Seite, und als er durch den dicken Jeansstoff sanft seine Erektion drückte, spürte er eine Welle der Lust und stellte sich vor, in sie einzudringen.
Dann stellte er sich vor, das Licht ginge plötzlich wieder an.
Vergiss es, sagte er sich.
Selbst wenn er alle Zeit der Welt hätte und irgendwie den Weg durch die ganze Höhle fände, gäbe es keine Stelle, an der er die Leiche loswerden könnte. Sobald sie hier herauskämen, gäbe es eine Suchaktion, und sie würde gefunden werden.
Es gab nur eine Möglichkeit, Paula zu bekommen – sie musste einverstanden sein.
»Nur, weil es Spaß macht«, sagte Darcy. »Die Bezahlung ist nicht gut, aber es ist ein ziemlich interessanter Ferienjob.«
»Was studierst du?«, fragte Greg.
»Sag du’s mir. Du hast doch bestimmt eine Theorie.«
Greg lachte leise. »Hauptfach Touristen führen.«
»Ja, klar.«
»Das Naheliegende ist natürlich Geologie.«
»Wieder falsch.«
»Das war eine Feststellung, kein Raten.«
»Also, was glaubst du?«
»Psychologie.«
»Ach, hör auf. Nur Verrückte studieren Psychologie. Glaubst du, ich bin verrückt?«
»Nein, du scheinst noch alle Tassen im Schrank zu haben. Vielleicht Sport?«
»Jetzt hältst du mich für eine Sportfanatikerin. Danke.«
»Sportfanatiker sind Hohlköpfe, stimmt’s?«
»Du hast es erfasst.«
»Aber sie sind auch körperlich fit und anmutig, deshalb solltest du meine Vermutung nicht als echte Beleidigung betrachten.«
»Okay, mache ich nicht.«
»Wie wär’s mit einem Tipp?«
»›Einen alten Seemann gibt’s, der hält von dreien einen an.‹«
»Seefahrt?«
Darcy stieß ihn mit dem Ellbogen an.
»Armbrustschießen?«
Sie sah ihn überrascht an. Doch es war zu dunkel, um etwas zu erkennen. »Du kennst das Gedicht?«
»Ich frage mich, ob einer der Leute hier unten kürzlich einen Albatros getötet hat, wie in dem Gedicht.«
»Ich war’s jedenfalls nicht«, sagte Darcy.
»Wir könnten herumfragen. Das Ganze könnte eine Strafe für irgendeine Sünde sein.«
»Ja, klar.«
»Ich meine es wirklich ernst.«
»Du klingst aber nicht ernst.«
»Ich finde es faszinierend. Man löscht ein Leben aus, und dann geschieht eine Menge schrecklicher Dinge.«
»So weit kann ich folgen.«
»Letztlich gibt es drei Möglichkeiten«, sagte Greg. »Ungefähr fünfzig Prozent sind Scheiße, die einfach so passiert, niemand ist schuld daran, bloß Gott oder Mutter Natur oder ein Zufall, der auf einen niederprasselt wie eine Tonne Ziegelsteine. Die andere Hälfte der schlechten Dinge wird entweder durch menschliche Bösartigkeit oder Dummheit ausgelöst. Bösartigkeit und Dummheit kommen ungefähr gleich häufig vor.«
»Raffinierte Theorie.«
»Finde ich auch. Wenn wir unsere gegenwärtige Situation betrachten, stehen die Chancen vermutlich fifty-fifty, dass wir die Opfer von jemandem sind, der etwas getan hat, das er nicht tun sollte.«
»Fünfundzwanzig Prozent, dass jemand einen Albatros abgeschossen hat.«
»Genau.«
»Und inwiefern bringt uns das weiter?«, fragte sie.
»Ich würde sagen, wir sind genauso weit wie vor meinem Vortrag.«
»Außer, dass ich jetzt klüger bin.«
Greg lachte leise.
»Und wir sind ein paar Minuten näher dran, hier rauszukommen.«
»Das hoffe ich zumindest.«
In Darcys Ohren klang das nicht gerade beruhigend.
»Hast du darüber nachgedacht, was …?« Er unterbrach sich.
»Was?«
»Du hast gesagt, wir wissen nicht, was dort oben passiert ist. Wir haben vermutet, dass das Problem – worin auch immer es bestehen mag – schnell behoben wird. Aber was, wenn nicht? Ich glaube, wir sollten … diese Möglichkeit bedenken.«
»Toll. Danke. Ich habe mir verdammte Mühe gegeben, nicht darüber nachzudenken.«
Sie spürte, wie
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