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Die Familie: Roman (German Edition)

Die Familie: Roman (German Edition)

Titel: Die Familie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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umwickeln. Ehe er vom Bett stieg, klopfte er auf den Plastiküberzug der Matratze. »Der schützt die Matratze. Wir kommen später zurück, wischen ihn ab und machen eine Endreinigung.«
    Er ging ins Bad. Kyle sah zu, wie er sich die Hände wusch und dann sämtliche Sachen von Amy einsammelte, auch das kleine Shampoofläschchen auf der Ecke der Badewanne. Er kam damit heraus und legte alles in ihren Koffer. »Eine Regel«, sagte er. »Außer Geld behalten wir nichts. Nichts, das uns mit ihr in Verbindung bringen könnte.«
    Er schlenderte durch das Zimmer, sammelte all ihre Habseligkeiten ein und stopfte sie ebenfalls in den Koffer. Als er ihre Handtasche fand, kramte er die Brieftasche hervor und zog eine Handvoll Scheine heraus. Er steckte sie sich in die Tasche. Dann holte er ein Schlüsseletui aus der Handtasche.
    »Sie ist mit dem Auto gekommen, also müssen wir uns auch darum kümmern. Morgen früh wird Ralph Dexter uns das als Erstes abnehmen. Er erledigt das seit Jahren, ohne Fragen zu stellen. Er hat eine Werkstatt, wo er die Autos umlackiert, die Nummernschilder austauscht und sich um alles Weitere kümmert, und er hat Kontakte, über die er die Wagen in einen anderen Bundesstaat verkauft. Wir hatten nie das Problem, dass eine der Kisten zu uns zurückverfolgt wurde.«
    Kyle schüttelte verwundert den Kopf. »Da hast wirklich alles … arrangiert.«
    »Ich habe eine Menge Übung«, sagte Dad. Er klappte den Koffer zu und schloss die Schnallen. »Es fing mit Ely an, und seitdem machen wir es ständig.«
    »Und kommen damit durch«, sagte Kyle.
    »Ein paarmal war es knapp. Dein Großvater wurde einmal verhaftet, aber sie haben die Anklage fallen gelassen. Keine Beweise. Das ist ein Teil der Kunst: lasse keine Beweise zurück! Aber das Wichtigste ist: errege keinen Verdacht!«
    Dad machte einen letzten Kontrollgang durch das Zimmer, dann nahm er einen Aschenbecher, setzte sich auf die Bettkante und zündete sich eine Zigarette an. »Ich mache das jetzt seit zwanzig Jahren durchschnittlich einmal im Monat. Manchmal habe ich es auch schon vorher getan, aber seit dein Großvater den Schlaganfall hatte, habe ich das Ganze von ihm übernommen. Weißt du, wie viele Frauen das insgesamt sind?«
    Kyle schüttelte den Kopf. Er war müde, aufgeregt, zu verwirrt von allem, um nachzurechnen.
    »Ungefähr zweihundertvierzig. Ein Dutzend mehr oder weniger. Und ich wurde nie verhaftet. Weil ich vorsichtig bin, und du musst auch vorsichtig sein. Eines Tages wirst du es allein tun. Bis dahin werde ich dich anlernen, wir teilen sie uns, wechseln uns ab, so in der Art.«
    Kyle nickte.
    Dad blies zwei Ströme hellen Rauchs aus der Nase. »Es hängt alles davon ab«, sagte er, »wen du in dieses Zimmer steckst. Du willst, dass sie jung und hübsch sind, oder? Wo ist der Reiz bei einem Mädel, das hässlich wie die Nacht ist? Aber man muss noch eine Menge anderer Sachen bedenken.
    Man steht an der Rezeption, und eine Frau kommt rein. Wenn sie nicht allein ist, kann man es offensichtlich vergessen. Das Schöne ist, dass die Höhle eine Sehenswürdigkeit ist, die alle möglichen Leute anzieht, auch allein reisende Frauen. Nicht massenhaft, aber genug, damit man eine Auswahl treffen kann.
    Okay, sie ist jemand, bei dem man es sich vorstellen könnte, und sie ist allein. Ist sie verheiratet? Sieh nach, ob sie einen Ring trägt. Wenn sie verheiratet ist, vergiss es. Sie füllt die Anmeldekarte aus. Wohnt sie in der Nähe? Normalerweise ist das nicht der Fall, sonst würden sie nicht im Hotel einchecken. Aber achte drauf, wo sie wohnen. Entscheide dich für die, die aus einem anderen Bundesstaat kommen.«
    Dad drückte seine Zigarette aus. »Zum Beispiel Amy. Sie ist allein angereist, sie ist ein bisschen stämmig, aber süß. Kein Ehe- oder Verlobungsring, und sie ist aus Ohio. Ich habe mich ein wenig mit ihr unterhalten, ganz höflich. Habe rausgefunden, dass sie sich mit ihrem Verlobten verkracht hat, einem Typen, der ein bisschen verrückt ist und sie gerne mal verprügelt. Sie ist auf dem Weg nach Manhattan, wo sie ohne ihn von vorn anfangen will. Sie hat im Vorbeifahren das Hotelschild gesehen und beschlossen, hier zu übernachten und sich am nächsten Tag die Höhle anzugucken. Wahrscheinlich hoffte sie, dabei einem netten jungen Mann zu begegnen.« Dad grinste. »Und das ist sie ja auch, was? Zwei netten jungen Männern.«
    Kyle kicherte.
    »Das Entscheidende ist, ich habe sie ein wenig kennengelernt. Genug, um rauszufinden, dass

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