Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Familie: Roman (German Edition)

Die Familie: Roman (German Edition)

Titel: Die Familie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
genügend zerbrochenes Holz in den Aufzügen, um sie noch eine Weile zu speisen. Mit etwas Glück würden sich die Feuer lang genug halten, damit er das Chaos beobachten könnte.
    Aus sicherer Entfernung.
    Kyle blieb stehen und sah über die Schulter. Die zusammengedrängten Leute waren dunkle Silhouetten vor dem Licht der beiden Feuer, zehn bis fünfzehn Meter von ihnen entfernt. Daraus schloss er, dass sie sehr nah an dem Geländer sein mussten, das entlang des Flusses verlief.
    Mit einer ausgestreckten Hand führte er Paula langsam weiter, bis er das kalte, feuchte Metall ertastete. »Da ist das Geländer«, flüsterte er. »Ich gehe vor.«
    Er ging tief in die Hocke und kroch unter der Stange hindurch. Auf der anderen Seite drehte er sich um und tastete nach Paula. Er fand ihre Schulter. Sie richtete sich vor ihm auf.
    »Das ist so verrückt«, flüsterte sie. Er sah, wie sich die undeutliche Kontur ihres Kopfes umwandte, und vermutete, sie wollte sich durch den Anblick der Feuer aufmuntern. »Was, wenn sie merken, dass wir weg sind?«
    »Na und? Glaubst du, sie kommen uns suchen?«
    »Ich frage mich nur, ob wir das wirklich tun sollen.«
    »Möchtest du zurückgehen?«
    Sie war still.
    Sie geht nicht zurück.
    »Ich glaube nicht«, sagte sie schließlich.
    Kyle nahm ihre Hand. »Also, wenn du deine Meinung änderst, auch gut. Sag es mir einfach. Ich will dich zu nichts zwingen.«
    »Ich weiß.«
    »Ich gehe vor. Bleib hinter mir und halt dich fest.« Er drehte sich um. Paula legte eine Hand auf seine Schulter, und er begann, die Böschung hinabzusteigen, die Knie leicht gebeugt und die Arme ausgestreckt, um das Gleichgewicht zu halten. Er konnte vor sich nichts sehen. Der Steinhang fühlte sich unter seinen Schuhen glatt und schlüpfrig an. Statt zu gehen, rutschte er, ohne die Füße vom Boden zu heben.
    Als er vermutete, dass er dicht beim Fluss war, hielt er an. Er schob einen Fuß nach vorn und tippte ein paarmal mit der Spitze auf den Boden. Da er kein Plätschern hörte, rutschte er ein Stück weiter und versuchte es erneut. Dieses Mal nahm er ein leises feuchtes Geräusch wahr.
    »Wir müssen hindurchwaten«, flüsterte er. »Es ist nur ein paar Zentimeter tief, aber deine Füße werden nass werden. Ich ziehe Schuhe und Socken aus.«
    »Gut«, sagte Paula. »Ich auch.«
    Sie setzten sich nebeneinander auf die Böschung. Kyle zog seine Turnschuhe aus, streifte die Socken ab und stopfte sie in die Schuhe. Er erinnerte sich, dass Paula einen Schottenrock und Kniestrümpfe trug. Ohne die Strümpfe würden ihre Beine nackt sein.
    Nackt bis ganz nach oben zum Schlüpfer, den sie unter dem Kilt anhaben musste.
    Plötzlich sah er Darcy in der Grotte vor sich, nackt bis auf die Unterhose, die Jeans vor die Brüste gepresst. Die Unterhose war nass. Sie klebte an ihr.
    Bei der Erinnerung bekam er eine Erektion.
    Dann erfasste ihn ein hohler Schmerz, als ihm bewusst wurde, dass er Darcy wahrscheinlich nicht lebendig wiedersehen würde, keine Gelegenheit bekommen würde, sie zu berühren oder zu drücken oder zu schmecken, niemals seinen Schwanz in sie stoßen, sie zum Bluten und Winden und Schreien bringen könnte, wie er es bei Amy getan hatte.
    Anderen war es vielleicht vergönnt. Denen hinter der Mauer. Aber nicht Kyle.
    Sie betrügen mich darum, dachte er.
    Aber ich habe Paula.
    »Okay«, sagte Paula.
    Mit beiden Schuhen in einer Hand stand Kyle auf. Er nahm Paulas Arm und half ihr hoch. Sie blieb an seiner Seite, als er vorsichtig ins Wasser stieg.
    Sie stieß ein Zischen aus. »Verdammt, ist das kalt.«
    »Ja.« Seine Füße waren bis zu den Knöcheln taub. Das Flussbett war rau; der Fels schien mit Sand und Kies bedeckt zu sein. Er hob einen Fuß aus dem Wasser, machte einen kleinen Schritt und trat vorsichtig auf. Behutsam setzte er einen Fuß vor den anderen.
    Was, wenn ich sie zum Fallen bringe?, fragte Kyle sich. So, dass es wie ein Versehen aussieht. Dann sind ihre Kleider nass, und ich kann sie dazu überreden, sie abzulegen, wenn wir die andere Seite erreicht haben. Ich werde ihr sagen, sie kann meine Hose anziehen und …
    Wenn sie fällt, könnte sie schreien. Die anderen würden sie hören und nachsehen.
    Vergiss es.
    Er würde noch genug Zeit haben, sie zu befummeln. Er hatte ihre Bluse schon offen gehabt, ehe die Aufzüge abstürzten. Es würde nicht so schwer werden, ihr den BH auszuziehen, und danach, wer weiß?
    Sein Fuß trat auf trockenen Fels. »Wir sind am Ufer«, flüsterte er. »Ich gehe

Weitere Kostenlose Bücher