Die Familie: Roman (German Edition)
Höschen stieg, und zog es schließlich hoch. Es war feucht, aber viel angenehmer als vorher. Der enge Sitz fühlte sich gut an.
Aber nicht gut genug. Sie zitterte immer noch vor Kälte, als sie sich vorbeugte und ihre Hose von der Schubkarre nahm. Mühsam zog sie den Gürtel aus den nassen Schlaufen, leerte die Taschen und warf ihre Börse mit dem Wechselgeld, Schlüssel, Kamm und Taschentuch auf die Jacke unter ihren Füßen.
Sie verdrehte ein langes blaues Hosenbein zu einem dünnen Knüppel, und Wasser plätscherte auf ihre Füße. Dann nahm sie das andere Hosenbein, begann, es auszuwringen …
… und zuckte zusammen, als sie ein leises Knirschen hinter sich hörte. Ein Schritt? Sie wirbelte herum.
Kyle stand im Eingang.
Sie riss die Hose hoch, um ihre Brüste zu bedecken. »Verdammt!«, schimpfte sie. »Raus hier!«
In dem schwachen Licht der Taschenlampe sah sie, wie Kyle ein schmallippiges Grinsen aufsetzte. »Ich dachte, Sie könnten das gebrauchen«, sagte er und streckte ihr seine Jacke entgegen. »Die ist trocken«, fügte er hinzu.
»Danke.« Ihre Stimme bebte. Sie klemmte die Hose mit dem Unterarm an ihre Brüste und nahm mit der anderen Hand die Jacke.
»Mal sehen, ob sie passt«, sagte er.
»Da bin ich sicher.«
»Ach, kommen Sie.«
»Du hast mich schon gesehen, Kyle.«
»Nicht absichtlich. Ich bin nur gekommen, um Ihnen einen Gefallen zu tun.«
»Und das weiß ich zu schätzen. Jetzt geh bitte zurück. Ich bin in einer Minute bei euch.«
Sein Grinsen wurde breiter. »Möchten Sie meine Hose?«
Darcy schüttelte den Kopf. »Die Jacke reicht. Danke.« Eigentlich wollte sie ihn erneut bitten zu gehen, doch dann fragte sie stattdessen: »Hast du irgendeine Idee, was mit dem Licht passiert sein könnte?«
»Vielleicht hat es jemand ausgeschaltet.«
Auf diesen Gedanken war sie noch gar nicht gekommen. Sie war von Beginn an davon ausgegangen, dass das Licht wegen eines Stromausfalls erloschen war. Wenn es nur ausgeschaltet worden war, könnten die Aufzüge noch funktionieren.
»Gut, dass ich dich gefragt habe«, murmelte sie.
»Aber ich glaub nicht, dass es daran liegt«, sagte Kyle. »Ich glaube, es sind die Generatoren. Ich meine, wer würde denn das Licht ausschalten?«
Darcy schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Jedenfalls, danke noch mal für die Jacke. Bis gleich.«
Er wandte sich um und verschwand in der Dunkelheit. Seine Schritte wurden leiser.
Würde mich nicht überraschen, dachte Darcy, wenn er sich zurückschleicht, um noch einen Blick zu riskieren.
Verrückter kleiner Widerling.
Nimm’s ihm nicht übel, dachte sie. Er hat mir die Jacke gebracht.
Das war nur eine Ausrede, weil er mich anglotzen wollte. Ich hätte wissen müssen, dass er so was macht.
Sie drehte sich mit dem Rücken zum Eingang, klemmte die Jeans zwischen die Beine und schlüpfte in die Jacke. Es war ein Anorak aus Synthetik, der sich schwerelos anfühlte. Das Material schmiegte sich glatt und kühl an die Haut. Darcy beugte sich mit gesenktem Kopf vor, um sehen zu können, wie ihre zitternden Hände sich mit dem Reißverschluss abmühten. Und bemerkte, dass das feuchte Höschen an ihr klebte wie eine durchsichtige Haut.
Sie fühlte sich elend.
Der Mistkerl hätte auch nicht mehr gesehen, wenn ich nackt gewesen wäre, dachte sie.
Scheiß auf ihn!
Schließlich schaffte sie es, den Reißverschluss einzufädeln. Sie zog den Verschluss hoch.
Und seufzte kurz darauf erleichtert, als sie spürte, wie die Jacke ihre Körperwärme speicherte.
Zumindest habe ich so die Jacke bekommen, sagte sie sich. Obwohl ich lieber gefroren hätte, als von dem kleinen Scheißer von Kopf bis Fuß begafft zu werden.
Darcy zitterte immer noch, als sie ihre Hose zu Ende auswrang. Doch es lag nicht an der Kälte – sie zitterte vor Wut und Scham.
Schlimm genug, dass er meine Brüste gesehen hat.
Vielleicht hat er das andere gar nicht bemerkt.
Extrem unwahrscheinlich. Er ist klein, und er stand unter mir. Er konnte alles gut sehen.
Sie stieg in ihre Hose und zog sie hoch. Nachdem sie die Sachen zurück in die Taschen gestopft hatte, zog sie den Gürtel durch die Schlaufen und schloss die Schnalle. Sie wrang das Wasser aus den Socken, zog sie an und schlüpfte in die Schuhe.
Es war ein gutes Gefühl, wieder angezogen zu sein. Von der Hüfte abwärts war sie nass und fror, doch die Jacke spendete genügend Wärme, um die Unannehmlichkeit zu verringern.
Sie überlegte, was sie mit den übrigen Kleidern tun sollte. Auf
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