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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
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sich nicht, als die beiden Hunde auf sie zugestürmt kamen. Gelegentlich blieben sie stehen, schnupperten nun noch etwas anderes, was ihr Schwanzwedeln beschleunigte. Die Krantz war zuvor bei Curnicks in der Fulham Road gewesen und hatte die zartesten Lendensteaks mitgenommen, die selbst die Gäste, die derzeit in Wentworth Hall speisten, schätzen würden. Olga Krantz fand, dass keine Kosten gescheut werden sollten. Schließlich würde es die letzte Mahlzeit der Hunde sein.
    Die Krantz legte die saftigen Happen in einem Kreis um sich herum und blieb reglos in der Mitte sitzen, wie ein stummer Diener. Kaum hatten Brunswick und Picton das Fleisch erreicht, verschlangen sie gierig ihren ersten Gang und zeigten nicht viel Interesse an der menschlichen Statue in der Mitte des Kreises.
    Die Krantz ließ sich langsam auf ein Knie sinken und legte den zweiten Gang aus, wo immer sie in dem Kreis eine Lücke entdeckte. Gelegentlich hielten die Hunde zwischen zwei Bissen 422
    inne, sahen sie aus klagenden Augen an und wedelten noch begeisterter mit den Schwänzen, falls das überhaupt möglich war, bevor sie sich wieder ihrem Festmahl zuwandten.
    Sobald die Krantz die letzten Delikatessen ausgelegt hatte, beugte sie sich vor und streichelte den seidigen Kopf von Picton, dem jüngeren der beiden Hunde. Er sah nicht einmal auf, als sie das Küchenmesser aus seiner Scheide zog. Sheffield-Stahl, ebenfalls an diesem Nachmittag in der Fulham Road erstanden.
    Wieder streichelte sie zärtlich den Kopf des
    schokoladenbraunen Labradors, dann packte sie Picton plötzlich und vorwarnungslos an den Ohren, zog seinen Kopf weg von dem letzten, saftigen Happen und mit einer raschen Bewegung der Klinge durchtrennte sie den Hals des Tieres. Einem lauten Bellen folgte ein schrilles Jaulen und in der Dunkelheit sah die Krantz, wie die großen, schwarzen Augen sie schmerzerfüllt anschauten. Der schwarze Labrador, älter aber nicht weiser, sah auf und knurrte, wofür er eine volle Sekunde benötigte. Mehr als genug Zeit für die Krantz, ihren linken Vorderarm unter den Kiefer des Hundes vorschnellen zu lassen. Brunswick hob den Kopf gerade lange genug, damit die Krantz seinen Hals aufschlitzen konnte, wenn auch nicht mit ihrer üblichen Kunstfertigkeit und Präzision. Der Hund sank zu Boden, wimmernd vor Schmerz. Die Krantz beugte sich vor und erledigte mit einer finalen Bewegung ihre Aufgabe.
    Sie zerrte beide Hunde ins Unterholz und ließ sie hinter einer umgekippten Eiche liegen. Dann wusch sie sich im Fluss die Hände, verärgert, dass ihr brandneuer Trainingsanzug über und über mit Blut verschmiert war. Schließlich wischte sie das Messer am Gras ab, bevor sie es wieder in die Scheide schob.
    Sie sah auf ihre Uhr. Die ganze Operation hatte zwei Stunden gedauert, und sie rechnete sich aus, dass ihr immer noch über eine Stunde blieb, bevor die Bewohner des Hauses bemerken würden, dass die Hunde nicht von ihrem Abendspaziergang zurückgekehrt waren.
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    Die Entfernung zwischen dem Unterholz und dem Nordflügel des Hauses schätzte die Krantz auf etwa einhundert, vielleicht einhundertundzwanzig Meter. Da der Mond so hell schien, wenn auch mit Unterbrechungen, wusste sie, dass nur eine Form der Fortbewegung unbemerkt bleiben würde.
    Sie ging auf die Knie, dann legte sie sich im Gras auf den Boden. Zuerst streckte sie einen Arm vor sich, gefolgt von einem Bein, dann den zweiten Arm, gefolgt vom zweiten Bein.
    Auf diese Weise schob sie ihren Körper vorwärts. Ihr Rekord für 100 Meter als menschliche Krabbe lag bei sieben Minuten und 19 Sekunden. Hin und wieder legte sie eine Pause ein und hob den Kopf, um den Lageplan des Hauses zu studieren, damit sie den optimalen Zugang bestimmen konnte. Das Erdgeschoss erstrahlte hell, während der erste Stock beinahe in Dunkelheit lag. Im zweiten Stock, in dem die Dienerschaft wohnte, brannte nur ein einziges Licht. Olga Krantz interessierte sich nicht für den zweiten Stock. Die Person, die sie suchte, befand sich im Erdgeschoss und später im ersten Stock.
    Als die Krantz nur noch zehn Meter vom Haus entfernt war, wurde sie immer langsamer, bis sie spürte, wie ein Finger die Außenwand berührte. Sie blieb liegen, wandte den Kopf zur Seite und inspizierte das Gebäude im Licht des Mondes genauer.
    Nur große Anwesen besaßen noch Abflussrohre diesen Ausmaßes. Wenn man schon Purzelbäume auf einem zehn Zentimeter breiten Barren durchgeführt hatte, kam einem ein derart breites Abflussrohr wie eine

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