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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
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selbst nur von den aufmerksamsten Kellnern entdeckt werden konnte.

    Der Chauffeur schloss hinter ihr die Autotür. Es war nicht derselbe Fahrer wie am Vortag, bemerkte Anna – sie vergaß niemals ein Gesicht. Er fuhr schweigend und mit jeder Meile wurde sie zuversichtlicher.
    Als der Chauffeur den hinteren Wagenschlag wieder öffnete, konnte Anna die Sekretärin von Mr. Nakamura sehen, die in der Lobby auf sie wartete. 60 Millionen Dollar, flüsterte sich Anna zu, während sie die Stufen emporstieg, und keinen Cent weniger. Die Glastüren glitten auf und die Sekretärin verneigte sich tief.
    »Guten Morgen, Dr. Petrescu. Nakamura San freut sich schon darauf, Sie zu sehen.« Anna lächelte und folgte ihr durch den langen Korridor mit den namenlosen Bürotüren. Ein sanftes Klopfen, dann öffnete die Sekretärin die Tür zum Büro des Vorsitzenden und kündigte Dr. Petrescu an.
    Wieder einmal war Anna verblüfft, welche Wirkung der Raum auf sie hatte, aber dieses Mal brachte sie es fertig, den Mund geschlossen zu halten. Nakamura erhob sich hinter seinem Schreibtisch und verneigte sich. Anna erwiderte das Kompliment, bevor er sie zu einem Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches führte. Dann setzte er sich. Das Lächeln vom Vortag war durch einen finsteren Gesichtsausdruck ersetzt worden. Anna ging davon aus, dass es sich nur um eine Verhandlungstaktik handelte.
    »Dr. Petrescu«, fing er an und schlug eine Akte auf, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag, »anscheinend waren Sie bei unserem gestrigen Treffen nicht ganz offen zu mir.«
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    Anna spürte, wie ihr Mund trocken wurde, während Nakamura auf einige Papiere sah. Er nahm seine Brille ab und schaute Anna direkt an. Sie versuchte, nicht zusammenzuzucken.
    »Sie haben mir beispielsweise nicht gesagt, dass Sie nicht länger für Fenston Finance arbeiten. Und Sie haben auch die Tatsache nicht erwähnt, dass Sie vor kurzem aufgrund eines Verhaltens, das einer Repräsentantin der Bank nicht ansteht, aus dem Vorstand entlassen wurden.« Anna versuchte, gleichmäßig zu atmen. »Sie haben mich ebenfalls nicht von der Besorgnis erregenden Neuigkeit in Kenntnis gesetzt, dass Lady Victoria ermordet wurde und das zu einem Zeitpunkt, als sie Schulden in Höhe von …« Er setzte seine Brille wieder auf. »… von über 30
    Millionen Dollar bei Ihrer Bank hatte. Sie vergaßen auch die Kleinigkeit zu erwähnen, dass die New Yorker Polizei unter dem Eindruck steht, Sie seien ›vermisst, vermutlich tot‹. Aber die vielleicht sträflichste Unterlassung von allen war es, mich nicht wissen zu lassen, dass das Gemälde, das Sie verkaufen wollen, im Polizeijargon als ›heiße Ware‹ bezeichnet wird.«
    Nakamura schloss die Akte, setzte seine Brille wieder ab und starrte ihr direkt in die Augen. »Gibt es vielleicht eine einfache Erklärung für einen solch plötzlichen Anfall von Amnesie?«
    Anna wollte aufspringen und aus dem Zimmer laufen, aber sie konnte sich nicht bewegen. Ihr Vater hatte immer gesagt, wenn man dich überführt hat, dann beichte. Sie beichtete alles. Sie ließ ihn sogar wissen, wo sich das Gemälde befand. Nachdem sie geendet hatte, schwieg Nakamura eine ganze Weile. Anna erwartete, dass man sie zum zweiten Mal innerhalb einer Woche unsanft aus einem Gebäude eskortieren würde.
    »Jetzt verstehe ich, warum Sie wollten, dass das Gemälde mindestens zehn Jahre lang nicht verkauft wird und auf gar keinen Fall öffentlich ausgestellt werden soll. Aber ich sehe mich gezwungen, Sie zu fragen, wie Sie sich mit Ihrem ehemaligen Vorgesetzten einigen wollen. Für mich ist klar, dass 259
    Mr. Fenston mehr daran interessiert ist, sich an ein so wertvolles Bild zu klammern, als die Schulden getilgt zu sehen.«
    »Das ist ja gerade der springende Punkt«, sagte Anna. »Sobald die Schulden bezahlt sind, kann Lady Wentworth das Gemälde verkaufen, an wen sie will.«
    Mr. Nakamura nickte. »Angenommen, dass ich Ihre Version der Ereignisse akzeptiere, so würde ich dennoch einige Bedingungen stellen, sollte ich am Kauf des Selbstporträts noch interessiert sein.«
    Anna nickte.
    »Erstens will ich das Gemälde direkt von Lady Arabella kaufen und auch nur, nachdem die Besitzverhältnisse rechtlich einwandfrei geklärt sind.«
    »Dagegen habe ich keine Einwände«, sagte Anna.
    »Zweitens erwarte ich, dass das Van Gogh Museum in Amsterdam die Echtheit des Gemäldes bestätigt.«
    »Da sehe ich kein Problem«, erklärte Anna.
    »Dann wird vielleicht meine dritte

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