Die Farbe der Gier
Fenston äußerte, bevor er auflegte.
Die Krantz warf das Handy aus dem Fenster und sah zu, wie es vor einem entgegenkommenden Zug aufschlug.
Als der Zug vor dem Flughafenterminal hielt, stieg Anna zügig aus und begab sich direkt zum British Airways-Schalter. Sie 266
erkundigte sich nach dem Preis für ein Ticket nach London in der Touristenklasse, obwohl sie nicht die Absicht hatte, ein solches Ticket zu erstehen. Sie hatte schließlich nur noch 35
Dollar. Aber Fenston konnte das nicht wissen. Anna sah zur Abflugtafel. Es lagen 90 Minuten zwischen den beiden Flügen.
Sie spazierte gemächlich zu Flugsteig 91B und achtete darauf, dass jemand, der ihr folgte, sie unmöglich verlieren konnte.
Unterwegs machte sie einen Schaufensterbummel und kam genau in dem Moment am Gate an, als der Einstieg in das Flugzeug freigegeben wurde. Sie wählte ihren Sitz in der Lounge mit Bedacht, direkt neben einem Kleinkind. »Würden die Passagiere der Reihen …« Das Kind schrie auf und rannte davon, ein zermürbtes Elternteil jagte hinterher.
Jack war nur einen kurzen Augenblick abgelenkt, aber sie war verschwunden. War sie ins Flugzeug eingestiegen oder in die Halle zurückgegangen? Vielleicht hatte sie herausgefunden, dass ihr zwei Leute folgten. Jacks Blicke suchten die Flughafenhalle unter ihm ab. Jetzt stieg die Businessklasse ein und sie war nirgends zu sehen. Er inspizierte alle verbliebenen Passagiere, die in der Lounge saßen, und er hätte die andere Frau im Leben nicht entdeckt, wenn sie nicht ihr Haar berührt hätte. Nicht länger ein blonder Kurzhaarschnitt, sondern eine schwarze Perücke. Sie wirkte ebenfalls ratlos.
Olga Krantz zögerte, als alle Passagiere der Ersten Klasse aufgefordert wurden, sich an Bord zu begeben. Sie ging zu der Damentoilette, die direkt hinter dem Sitz lag, auf dem die Petrescu gesessen hatte. Einige Augenblicke später kehrte sie zurück und setzte sich wieder. Als der finale Aufruf ertönte, gehörte sie zu den Letzten, die ihr Ticket vorzeigten.
Jack sah zu, wie der Kurzhaarschnitt über die Rampe entschwand. Wie konnte sie so sicher sein, dass Anna sich auf dem Flug nach London befand? Hatte er schon wieder alle beide verloren?
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Jack wartete, bis sich die Türen zum Gate schlossen. Er war sich schmerzlich bewusst, dass sich beide Frauen offensichtlich auf dem Flug nach London befanden. Aber Anna hatte etwas an sich gehabt, seit sie das Hotel verlassen hatte – fast, als ob sie dieses Mal wollte, dass man ihr folgte.
Jack wartete, bis der letzte Fluglinienvertreter gepackt hatte und gegangen war. Er wollte gerade ins Erdgeschoss und für den nächsten Flug nach London einchecken, als die Tür zur Herrentoilette aufging.
Anna trat heraus.
»Stellen Sie mich zu Mr. Nakamura durch.«
»Wen darf ich melden?«
»Bryce Fenston, Vorsitzender von Fenston Finance.«
»Ich frage nach, ob er zu sprechen ist, Mr. Fenston.«
»Er wird zu sprechen sein.«
Die Leitung wurde still und es dauerte einige Zeit, bevor eine andere Stimme erklang. »Guten Morgen, Mr. Fenston. Hier spricht Takashi Nakamura. Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Ich rufe nur an, um Sie zu warnen …«
»Mich warnen?«, sagte Nakamura.
»Man hat mir gesagt, dass die Petrescu versucht, Ihnen einen van Gogh zu verkaufen.«
»Ja, das ist richtig«, bestätigte Nakamura.
»Und wie viel wollte sie dafür haben?«, erkundigte sich Fenston.
»Um einen amerikanischen Ausdruck zu verwenden, einen Arm und ein Bein.«
»Wenn Sie so dumm waren, sich mit dem Kauf des Bildes einverstanden zu erklären, Mr. Nakamura, könnte es Sie am 268
Ende wirklich einen Arm und ein Bein kosten«, drohte Fenston.
»Denn das Bild gehört mir.«
»Ich hatte keine Ahnung, dass es Ihnen gehört. Ich dachte, dass es …«
»Dann dachten Sie falsch. Womöglich war Ihnen auch nicht bekannt, dass die Petrescu nicht länger für meine Bank arbeitet.«
»Dr. Petrescu machte das deutlich, genauer gesagt …«
»Hat sie Ihnen auch gesagt, dass sie gefeuert wurde?«
»Ja, das hat sie.«
»Aber hat sie Ihnen auch den Grund genannt?«
»In allen Einzelheiten.«
»Und Sie wollen dennoch Geschäfte mit ihr machen?«
»Ja. Ehrlich gesagt, versuche ich sie zu überreden, meinem Vorstand beizutreten, als Geschäftsführerin der Stiftung meiner Firma.«
»Trotz der Tatsache, dass ich Sie entlassen musste, weil ihr Verhalten der Repräsentantin einer Bank unwürdig war?«
»Nicht einer Bank, Mr. Fenston, Ihrer Bank.«
»Keine
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