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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
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alles, was er über Mr. Nakamura wissen musste. Sogar dessen Handicap beim Golf- 14.

    Olga Krantz sah zu, wie Anna Petrescu aus dem Gebäude trat und in die Limousine des Vorsitzenden stieg. Rasch winkte sie ein Taxi herbei und bat darum, 100 Meter vor dem Seiyo Hotel abgesetzt zu werden. Wenn die Petrescu abreisen wollte, musste sie ihr Gepäck abholen und die Rechnung begleichen.

    Sobald der Ersatzchauffeur Anna im Seiyo abgesetzt hatte, konnte sie es kaum erwarten auszuchecken – sie holte ihren Schlüssel von der Rezeption und rannte die Stufen zu ihrem Zimmer im ersten Stock hoch. Sie setzte sich ans Fußende des Bettes und rief zuerst Arabella an. Die klang hellwach.
    »Eine echte Portia«, lautete Arabellas abschließender Kommentar, nachdem sie die Neuigkeit erfahren hatte. Welche Portia, fragte sich Anna – Shylocks Nemesis oder die Ehefrau von Brutus? Sie öffnete den Verschluss ihrer Goldkette und den Ledergürtel, trat sich die Schuhe von den Füßen und schlüpfte aus ihrem Kleid, das sie gegen ein lässigeres Outfit aus T-Shirt, Jeans und Turnschuhen tauschte. Obwohl sie bis spätestens zwölf Uhr auschecken musste, hatte sie noch genug Zeit für einen weiteren Anruf. Anna musste die falsche Fährte legen.
    Es klingelte einige Zeit, bevor sich eine verschlafene Stimme meldete.
    »Wer ist da?«
    »Vincent.«
    »Meine Güte, wie spät ist es? Ich muss eingeschlafen sein.«
    »Du kannst weiterschlafen, wenn du meine Neuigkeit gehört hast.«
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    »Du hast das Gemälde verkauft.«
    »Wie hast du das erraten?«
    »Für wie viel?«
    »Genug.«
    »Gratuliere. Wohin gehst du jetzt?«
    »Ich hole es ab.«
    »Und wo ist es?«
    »Da, wo es immer war. Schlaf weiter.«
    Sie unterbrach die Verbindung.

    Tina lächelte, als sie wieder einschlummerte. Endlich wurde Fenston in seinem eigenen Spiel geschlagen.
    »Oh mein Gott«, plötzlich war sie hellwach, »ich habe sie nicht gewarnt, dass ihr Verfolger eine Frau ist und weiß, dass sie sich in Tokio aufhält!«
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    FENSTON STRECKTE DEN ARM über das Bett und tastete nach dem Telefon, während er versuchte, die Augen geschlossen zu halten.
    »Wer zum Geier ist da?«
    »Vincent hat eben angerufen.«
    »Und woher diesmal?« Fenstons Augen waren plötzlich weit offen.
    »Tokio.«
    »Also hat sie sich mit Nakamura getroffen.«
    »Zweifelsohne«, bestätigte Leapman. »Sie behauptet, sie habe das Gemälde verkauft.«
    »Man kann nichts verkaufen, was einem nicht gehört.«
    Fenston schaltete die Lampe auf dem Nachttisch ein. »Hat sie gesagt, wohin sie als Nächstes geht?«
    »Sie will das Bild holen.«
    »Hat sie einen Hinweis gegeben, wo das sein könnte?«
    » Wo es immer war « , zitierte Leapman.
    »Dann muss es in London sein«, schlussfolgerte Fenston.
    »Wie können Sie da so sicher sein?«, wollte Leapman wissen.
    »Wenn sie das Bild mit nach Bukarest genommen hätte, warum dann nicht auch nach Tokio? Nein, sie hat das Gemälde in London gelassen«, beharrte Fenston. » Wo es immer war. «
    »Ich bin mir da nicht sicher«, meinte Leapman.
    »Wo soll es Ihrer Meinung nach sein?«
    »In Bukarest. Wo es immer war, in der roten Kiste.«
    »Nein. Die Kiste war nur ein Täuschungsmanöver.«
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    »Wie sollen wir dann jemals das Gemälde finden?«, fragte Leapman.
    »Das ist ganz einfach«, sagte Fenston. »Jetzt, da die Petrescu glaubt, sie hätte das Bild an Nakamura verkauft, wird sie es im nächsten Schritt einsammeln. Dieses Mal wird die Krantz auf sie warten und anschließend wird die Petrescu etwas mit van Gogh gemeinsam haben. Aber vorher muss ich noch mit jemandem telefonieren.« Er warf den Hörer auf, bevor Leapman fragen konnte, mit wem.

    Anna checkte kurz nach zwölf aus dem Hotel aus. Sie fuhr mit dem Zug zum Flughafen. Den Luxus eines Taxis konnte sie sich nicht länger leisten. Sie ging davon aus, dass ihr derselbe Mann wie immer folgen würde, sobald sie in den Shuttle-Zug stieg, und sie wollte ihm seine Aufgabe so leicht wie möglich machen.
    Schließlich war er über ihr nächstes Ziel bereits informiert.
    Sie wusste nicht, dass ihre Verfolgerin acht Reihen hinter ihr saß.

    Olga Krantz schlug eine Ausgabe der Shinbui Times auf. Sie konnte sie jederzeit anheben und ihr Gesicht verbergen, sollte die Petrescu sich umdrehen. Was sie nicht tat.
    Zeit für einen Anruf. Olga Krantz wählte die Nummer und wartete auf den zehnten Klingelton. Exakt beim zehnten Ton wurde der Hörer abgenommen. Sie sagte nichts.
    »London«, war das Einzige, was

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