Die Farbe Der Leere
dieser Serie in Verbindung gebracht worden.«
Sie saßen eine Weile schweigend da und ließen das Gewicht der neuen Erkenntnis auf sich wirken.
»Ich muss sofort Downtown anrufen«, sagte Diane. »Es muss auf der Stelle etwas geschehen, um die Jungs zu schützen.«
»Niemand wird dich ernst nehmen. Das ist alles zu weit hergeholt.«
Diane zuckte die Achseln. »Versuchen muss ich es trotzdem.«
Annie kam zur Tür herein, und die Frauen brachten sie auf den neusten Stand.
»Ich brauch einen Drink, mehr noch, ich werde mir tatsächlich einen genehmigen«, sagte Diane, als sie den Bericht beendet hatten.
»Bist du nicht Baptistin?«, fragte Annie Diane.
»Das lass mal schön meine Sorge sein, Mädchen.« Dianes Nichten befanden sich gerade auf einem Ausflug mit Übernachtung, wie sie erklärte, also könne man genauso gut zu ihr fahren und Margaritas mixen.
»Ich bin dabei«, sagte Annie.
»Ich auch«, fügte Katherine hinzu.
Diane verschwand, um ihren Anruf zu erledigen. Und Katherine wählte die Nummer von Mendrinos. Sie sprach ihm eine sachliche Nachricht über ihre Entdeckung aufs Band und nannte die genauen Daten sowie Namen und Telefonnummern von Sozialpädagogen und Sachbearbeitern, die Einzelheiten über die fraglichen Unterbringungen wissen konnten. Sie hinterließ auch Dianes Privatnummer, falls er sie noch persönlich sprechen wollte, fügte aber hinzu, dass es dafür eigentlich keinen Grund gab. Die Informationen sprachen ja für sich, sie konnte dem nichts weiter hinzufügen.
Ihr Teil an diesen Ermittlungen war getan. Sie würde weiterhin den Köder spielen, mit der Polizei im Hintergrund, die darauf wartete, dass der Mörder sich an sie heranmachte. Das schien immer unwahrscheinlicher. Sie hatte getan, wofür man sie abgestellt hatte, sie hatte eine brauchbare Verbindung zwischen allen drei Opfern aufgedeckt. Das verschaffte den Ermittlern eine Spur, mit der sie arbeiten konnten.
Aber sie selbst würde nicht zufrieden sein, bis Jonathans Mörder gefasst war. Sie war sicher, er würde sich wünschen, dass jemand dieses Monster aus dem Verkehr zog, bevor der nächste Junge tot aufgefunden wurde.
Annie öffnete die Tür von Dianes Apartment. Katherine konnte das Heulen und Knirschen des Mixers aus der Küche hören. »Klingt ganz, als wüsste sie, was sie tut.«
Katherine trat ein und sah sich neugierig um. Die Frauen, die sich im Büro täglich so nahe kamen, sahen sich in der Freizeit nie. Sie kannten Freunde und Familien der anderen nur von Fotos auf Schreibtischen oder aus flüchtigen Erzählungen. Sie fühlte sich plötzlich befangen.
Die Wohnung überraschte sie. Es hatte etwas mit der Haltung von Dianes langem schlaksigem Körper zu tun, den schlicht geschnittenen Sachen, die sie trug, ihrer selbständigen, handfesten Art. Dies aber war nicht die Klause einer Einzelgängerin. Couch und Sessel waren ausgeblichen, abgenutzt und gemütlich. Esstisch und Couchtisch waren alt und angeschlagen. Stapel von Büchern und Schreibpapier lagerten auf einem Büroschrank aus Plastik neben einem Kaffeebecher voller Buntstifte. Der runde hölzerne Esstisch auf der anderen Seite des Wohnzimmers war mit drei Sets gedeckt, bunte Plastikmatten mit Spitzenmuster. Accessoires, wie Katherine sie eher im Haushalt ihrer Mutter zu finden erwartet hätte. Ein Poster mit einer Katze, die Schmetterlinge jagt – Katherine hätte geschworen, dass Diane so was lächerlich fand –, klebte an einer Tür, hinter der sich das Schlafzimmer der Mädchen befinden musste.
Hier lebten Kinder. Jetzt, wo Katherine darüber nachdachte, war eigentlich klar, dass Diane sie nicht unter Gewächshausleuchten im Schrank großzog. Aber sie hatte geglaubt, Diane zu kennen, und die Frau, die sich diese Wohnung eingerichtet hatte, kannte sie nicht.
Ohne Frage war dies das Herz von Dianes Universum. Diane ging jeden Tag zur Arbeit und blickte dort in den Abgrund dessen, was Leute sich gegenseitig antaten, an dem Ort, den sie ihr Zuhause nannten. Und dann kam sie jeden Abend heim und schuf ein Zuhause für zwei kleine Mädchen, die ihre Mutter verloren hatten. Katherine empfand etwas, das gefährlich an Eifersucht erinnerte.
Diane kam aus der engen kleinen Küche, in den Händen drei Gläser voll gefrorenem Matsch mit Salzrand. Annie platzierte Papierservietten auf den Sets, und Diane stellte die Drinks darauf.
»Das brauche ich schon so lange«, sagte Katherine und nahm einen großen Schluck. Die Kälte schoss ihr sofort in die
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