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Die Farbe Der Leere

Die Farbe Der Leere

Titel: Die Farbe Der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Webb
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die anderen Jungen auch. Er hatte die Katzen getötet und ihr die Botschaften hinterlassen. Sie hatte in all den Jahren, seit sie seinen Fall zuletzt bearbeitet hatte, nicht ein Mal an ihn gedacht, aber sein Leben hatte danach einen Verlauf genommen, der zur Ermordung von wenigstens drei Jungen führte.
    Auch sie würde sterben. Das wusste sie jetzt. Die einzige Frage war, was sie in der Zeit tun konnte, die ihr noch blieb. Vielleicht konnte sie eine Art Hinweis hinterlassen. Etwas, was bei der Untersuchung, die ihrem Verschwinden sicherlich folgte, gefunden würde.
    Ihr Atem ging keuchend und schmerzte, solche Angst hatte sie. Es dauerte eine Weile, bis sie bemerkte, dass noch jemand – oder etwas? – die Luft in diesem Verlies atmete. Sie war nicht allein. Irgendein lebendiges Geschöpf war mit ihr zusammen hier drin. Oder vielleicht war es auch nur ihr eigenes Keuchen, dessen Echo sie hörte. Sie hielt die Luft an. Sie hörte es immer noch atmen.
    Die anderen Atemzüge waren noch mühsamer als ihre eigenen. War da jemand verletzt? Oder – oh Gott, nein, bitte nicht – starb da etwa jemand?
    Dann veränderte sich das Geräusch, und was immer es war, es wimmerte.
    »Wer ist da?«, rief sie hastig. Ihre Stimme klang in ihren eigenen Ohren schrill und zittrig.
    Keine Antwort. Das Wimmern brach ab. Es gab ein leises Keuchen, dann Schluchzen. Sie war jetzt sicher, dass ein Mensch sich hier bei ihr in der Dunkelheit befand, und dieser Mensch weinte.
    »Wer ist da? Was ist los?«
    »Ms. McDonald?«
    Sie fühlte, wie etwas in ihr zerbrach. »Jose, bist du das?«
    Ein weiterer Heulkrampf.
    Sie musste Jose erreichen. Sie arbeitete sich in Richtung seines Weinens vor, kroch vorsichtig über den Boden. Irgendwann kam ihr in den Sinn, dass sie auch aufstehen und gehen könnte, aber irgendwie fühlte sie sich dicht am Boden sicherer. Es war deutlich, dass die Richtung stimmte und sie ihm näher kam. Dann konnte sie ihn riechen, seinen Schweiß, seine Angst und seinen Atem. Sie streckte die Hand aus, nah am Boden, und ertastete Haut.
    Das Körperteil unter ihrer Hand war knochig, und nach einem Augenblick begriff sie, dass sie Joses Knöchel umfasste. Er war so dünn, Jose, und ganz plötzlich wurde es real. Jose war mit ihr zusammen an diesem entsetzlichen Ort. Wütend schüttelte sie den Kopf. Keine Zeit für Tränen. Sie musste Jose hier rausholen.
    »Hallo«, sagte sie, die Hand um seinen Knöchel.
    »Hallo, Ms. McDonald. Es tut mir leid«, er brach ab und weinte wieder.
    »Es tut dir leid, Jose? Dir muss nichts leidtun. Komm schon, du musst jetzt tapfer sein. Wir müssen uns was ausdenken, wie wir hier rauskommen.«
    »Sie sind nicht wütend?«
    »Wütend?«
    »Weil ich was gemacht hab, was ich nicht sollte.« Sie hörte ihn wieder schniefen.
    »Vergiss es«, ihre Stimme klang fest. »Scheiße, wir müssen verdammt noch mal hier raus, dann kann ich wütend sein, wenn du willst.«
    Ihre Wortwahl hatte den gewünschten Effekt. Er war schockiert und musste lachen. Wenn er noch lachen konnte, dachte sie, hatten sie vielleicht eine Chance.
    »Jose?«
    »Ja? Ich bin nicht weggegangen.«
    Jetzt lachte sie, fast überdreht. »Bist du gefesselt?«
    »Nee, bloß schwer beschäftigt.«
    Sie lachte wieder. »Okay, also was ist los?«
    »Ich hab hier so Handschellen, die sind an die Wand gekettet.«
    »Tut das weh?«
    »Was glauben Sie denn?«
    Sie lachten beide.
    »Klar, es tut weh. Meine Handgelenke tun weh und meine Schultern und meine Brust …«
    Sie fragte sich, warum er stockte, was er ihr nicht sagen wollte.
    »Er hat mir die Klamotten weggenommen.«
    Katherine tastete mit der Hand aufwärts, bis sie sein Gesicht fand. Es war nass und klebrig. Sie knöpfte ihre Bluse auf, zog sie aus und wischte ihm mit einem Zipfel des Rückenstoffs gründlich das Gesicht ab. Dann zog sie sie rasch wieder an.
    »Ich hab Angst, Ms. McDonald.«
    »Du denkst, du hast Angst? Ich bin in Panik.«
    Jose lachte wieder, aufs Stichwort, und sie zwang sich, auch zu lachen. Sie wussten beide, dass sie Theater spielten, aber sich die Mühe zu machen war wie ein geheimes Symbol dafür, dass sie noch nicht aufgegeben hatten.
    Sie berührte die Handschellen, kaltes, glattes Metall. Sie hatte keine Ahnung, wie man sie abkriegen konnte, sie hatte nicht mal den leisesten Schimmer, was sie überhaupt versuchen sollte, um sie abzukriegen. »Zu dumm, dass ich keine Haarnadel habe«, sagte sie laut.
    »Ach? Könnten Sie mich losmachen, wenn Sie eine

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