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Die Farbe Der Leere

Die Farbe Der Leere

Titel: Die Farbe Der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Webb
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kannte den diensttuenden Garagenwart nicht. Die Schicht musste gewechselt haben. Er brachte ihr ihren Wagen, und sie stieg ein und verriegelte ungewohnt sorgfältig beide Türen, bevor sie auf die 161. Straße hinausfuhr.
    Es kam ihr vor, als spürte sie zuerst das kalte, scharfe Metall an ihrer Kehle, obwohl sein Arm sich schon vorher um ihren Hals gelegt haben musste.
    »Hier abbiegen.«
    Sie tat es.
    Sie sah Lamar Hicks im Rückspiegel an. Sie empfand eine merkwürdige Ruhe, als hätte sie immer gewusst, dass dieser Moment irgendwann kommen würde.
    »Lange nicht gesehen, Ms. McDonald«, sagte er.
    Russo hatte schon seinen Mantel an. »Malone! Würdest du dich beeilen?«
    Sie sah überrascht von ihrem Papierkram auf. »Wo wollen wir denn hin?«
    »Sally hat mich aus der Technischen angerufen. Sie hat noch was, das sie uns zeigen will«, sagte er irritiert, als ob Malone gewöhnlich seine Gedanken las und das alles längst wissen müsste.
    »Die Spurenjungs haben rings um die Leiche eine Menge Krimskrams eingesammelt. Wir haben alles eingetütet. In den meisten Fällen besteht kaum eine Chance, zu bestimmen, was mit der Leiche zusammen dort gelandet ist und was vielleicht seit Jahren da rumlag. Aber ich hab mich noch mal mit der Kleidung befasst, und da hab ich was gefunden, was ihr ganz interessant finden könntet.« Sally hielt etwas Kleines, Glitzerndes am Ende einer Pinzette hoch.
    »Eine Paillette?«, fragte Malone.
    »Nee«, sagte Sally, sichtlich beglückt von ihrem Fund. »Versucht's noch mal.«
    »Lass das aus«, bellte Russo.
    Ihr rundes Gesicht errötete. »Es ist eine Fischschuppe.«
    Ganz langsam erhellte ein breites Lächeln Russos Gesicht. »Eine Fischschuppe! Eine Fischschuppe an der Leiche des zweiten toten Jungen!«
    Er wandte sich Malone zu, als wäre Sally vollständig aus seinem Bewusstsein verschwunden.
    »Das ist ein Durchsuchungsbefehl, das sag ich dir. Es ist, wie wir vermutet haben, Hicks hat die Leichen in dem Lieferwagen transportiert. Wir müssen Dan Mendrinos anrufen und sofort eine Hausdurchsuchung erwirken. Dann knöpfen wir uns Hicks' Bude vor. Wir haben ihn. Das ist es. Wir haben ihn. Ich hab's doch gleich gesagt!«
    Russo zückte sein Handy und stürzte zur Tür.
    »Danke, Sally«, sagte Malone. »Gute Arbeit.«
    Russo stand vor der Tür, sein Handy am Ohr. Kurz darauf klappte er es mit einem Knall zusammen.
    »Mendrinos sagt, er versucht es. Er ist nicht sicher, ob es reicht. Als ob auf jedem Dach der Stadt Fischschuppen rumliegen. Herrgott noch mal, als ob ständig Fische über die beschissene Stadt fliegen. Aber ich sage, da ist eine Fischschuppe an der Leiche, der Verdächtige fährt einen Fischwagen, das reicht doch dicke.«
    »Ich hoffe es«, sagte sie.
    Russo tigerte auf und ab, und Malone kannte ihn lange genug, um ihm jetzt kein Gespräch aufzudrängen.
    Der Anruf kam. Russo hörte zu und sagte nichts außer »Okay«, dann rannte er zum Wagen. Malone hinterher.
    Die Truppe wartete schon auf sie, als sie bei Hicks' Apartmenthaus ankamen. Die Durchsuchung der Wohnung erfolgte gründlich und sorgfältig. Sie fanden nichts. Auch keine Spur von Hicks.
    Sie riefen bei Boyd & Sons an und hatten den Anrufbeantworter dran. Das Büro war heute geschlossen. Mrs. Sanchez von nebenan stand in einem weiteren Rüschenkittel im Flur und beschimpfte sie alle lauthals.
    »Seit wann benutzen kleine alte Damen solche Ausdrücke?«, fragte Russo.
    »Du musst wohl öfter rausgehen«, antwortete Malone.
    Sie hatten voll großer Hoffnungen losgelegt, einige Zeit war vergangen, und ihre Hoffnungen schwanden. Lamar war wirklich einer von den ganz Schlauen. Russo sah aus wie ein Vulkan wenige Augenblicke vor dem Ausbruch. Malone hielt so viel Abstand von ihm, wie sie konnte, ohne dass es dumm auffiel.
    Sie standen im Korridor herum. Seit einigen Minuten herrschte schweres Schweigen. Malones Handy vibrierte, und sie entfernte sich ein Stück, um ranzugehen. Als sie zu Russo zurückkam, sah er immer noch aus, als würde er gleich explodieren.
    »Ich hab Neuigkeiten, die du nicht mögen wirst.«
    »Was?«, knurrte er.
    »Einer der Jungs aus dem Gruppenhaus Watson & Green ist vermisst gemeldet. Jose Hernandez.«

23
    Katherine folgte seinen Anweisungen. Die ersten Richtungswechsel fanden an passantenreichen Kreuzungen statt. Welche Chance hatte sie wohl, wenn sie plötzlich das Lenkrad herumriss und gegen eine Hauswand oder einen Laternenpfahl krachte, in der Hoffnung, Lamar genug aus dem Gleichgewicht

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