Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farbe Der Leere

Die Farbe Der Leere

Titel: Die Farbe Der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Webb
Vom Netzwerk:
zu bringen, um zu fliehen? Das Stück Metall an ihrer Kehle sagte ihr deutlich, dass sie binnen Sekunden tot wäre.
    Mit seinem Arm um ihren Hals war es unmöglich, eine Hand vom Lenkrad zu nehmen und den Panikknopf an ihrem Halsband zu drücken. Irgendwann mussten sie anhalten, dann musste er locker lassen, damit sie aussteigen konnte, und dann konnte sie auf den Knopf drücken. Das war ihre letzte Hoffnung. Das letzte winzige Bollwerk zwischen ihr selbst und der totalen Auflösung in nackte Angst.
    In einem Erkundungsversuch löste sie den Griff und dehnte ihre Finger ein wenig.
    »Lassen Sie die Hände am Lenkrad.«
    Sie sagte »okay«, aber ihr Mund war zu trocken, es kam nur ein Krächzen heraus. Er verlagerte hinter ihr leicht sein Gewicht. Plötzlich war das Metall an ihrem Hals verschwunden, seine andere Hand fuhr in ihre Bluse und zog die schwarze Kordel heraus, an der ihr Panikknopf hing. Mit einer schnellen Bewegung zerschnitt er das Band und zog es ihr vom Hals. Dann spürte sie wieder Metall an der Kehle. Ihr standen Tränen in den Augen.
    Seinen Weisungen folgend fuhr sie in ein dunkles, verlassenes Gewerbegebiet. Er befahl ihr, den Wagen auf einen Parkplatz hinter einem Fischgroßhandel zu fahren. Es hatte keine weiteren Worte zwischen ihnen gegeben, seit er hinter ihr aufgetaucht war. Sie fühlte sich, als wäre sie tagelang gefahren. Ihr Herz sank noch tiefer, als er sie zwang, das letzte bisschen Straßenbeleuchtung auch noch zu verlassen. Für eine halbe Sekunde dachte sie, sie bildete sich vielleicht nur ein, dass ihr das gerade passierte, aber sie spürte ganz deutlich seinen Arm an Hals und Schulter und den kalten Stahl an ihrer Kehle. Sie parkte ihr Auto wie befohlen hinter einem weißen Lieferwagen mit grüner Beschriftung und drehte die Zündung ab.
    Er wies sie an, die Autotür zu öffnen. Sie tat wie geheißen. Es gab keine Möglichkeit zu fliehen. Er war ihr mit dem Messer viel zu nah, und er war wesentlich größer als sie. Sie würde keine paar Meter weit kommen, und selbst wenn, hier war niemand, der sie schreien hörte, ehe er sie eingeholt hätte.
    Er war schneller vom Rücksitz gekommen, als sie für möglich gehalten hatte, war sofort wieder hinter ihr, Messer an der Kehle. Diesmal umschloss seine Linke noch eine gute Handvoll Haare.
    Er überragte sie bei weitem. Seine Arme und Schultern waren muskelbepackt.
    Er schubste sie auf den Lieferwagen zu. Sie stolperte ein paarmal, aber er zerrte sie an den Haaren wieder auf die Füße. Dann ließ er ihre Haare los, behielt jedoch das Messer an ihrem Hals und schloss die Hecktür des Lieferwagens auf. Grob stieß er sie hinein und kletterte ihr nach.
    Der Laderaum stank nach Fisch, und sie glaubte sich übergeben zu müssen. Sie kämpfte mit ihrem Magen, während er ihre Handgelenke fesselte, dann ihre Füße, und dann band er ihr einen Knebel um den Mund.
    Sie rang mühsam ihre Angst nieder, versuchte ruhig durch die Nase zu atmen und sich zu konzentrieren. Sie durfte nicht in Panik geraten, und sie durfte auf keinen Fall kotzen. Wenn sie sich mit dem Knebel erbrach, konnte sie leicht ersticken.
    Er redete zunehmend freundlich auf sie ein, während er hantierte, und verfiel in gehobene Stimmung. Sie begriff, dass er jetzt hatte, was er wollte. Sie war vollständig in seiner Gewalt.
    Er ließ sie gefesselt auf der Ladefläche liegen, schloss die Hecktür und stieg vorne ein. Als er losfuhr, hatte sie den Eindruck, er gab sich alle Mühe, nicht zu schnell zu fahren, die Kurven nicht zu scharf zu nehmen und bei Bodenwellen abzubremsen. Er war aufmerksam, dachte sie bitter. Trotzdem wurden während der Fahrt ihre Knochen auf dem kalten Blechboden schmerzhaft durchgeschüttelt.
    Die Angst schien ihre innere Uhr abgestellt zu haben. Sie hätte nicht sagen können, ob sie eine halbe Stunde gefahren waren oder schon mehrere Stunden. Es fühlte sich an, als wäre sie ihr ganzes Leben in diesem Laderaum gewesen.
    Schließlich wurde der Wagen langsamer und hielt. Lamar kletterte aus der Fahrerkabine, kam nach hinten und schwang die Hecktüren auf. Er löste ihre Fußfesseln und zog sie heraus, weniger grob, als er sie hineingestoßen hatte.
    Als sie auf die Füße kam, stand sie auf der Rückseite eines Backsteinmietshauses, vor sich eine kleine halbhohe Tür zu ebener Erde, wohl eine Art Kohlenluke. Die offenen Hecktüren des Lieferwagens schirmten sie fast völlig gegen Blicke etwaiger Zuschauer ab.
    Das Messer lag noch immer an ihrer Kehle. Mit

Weitere Kostenlose Bücher