Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farbe der Liebe

Die Farbe der Liebe

Titel: Die Farbe der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
Vom Netzwerk:
sie einen Strauß fertiggestellt, erschien ein weiß behandschuhter Diener und schob ihrer Hände Arbeit auf ein Silbertablett, um sie den hungrigen Gästen zu servieren. Irgendwann entband man die beiden jungen Frauen von ihren Pflichten und wies sie wieder an, sich zu waschen und sich für die bevorstehende Zeremonie umzuziehen. Sie hatten die ganze Nacht gearbeitet, und nun dauerte es nicht mehr lange, bis der Morgen dämmerte. Doch erst gab man ihnen etwas zu essen: mit Kokos aromatisiertes Weingummi, wie ein Skelett geformt; Marmeladentörtchen, so leicht, dass sie zerkrümelten, wenn man sie nicht ganz vorsichtig in die Hand nahm; und eine dünne, hellrote Suppe, die nach Karotte aussah, aber nach Blaubeeren schmeckte. Und schließlich bekamen beide einen Strauß blutroter Blüten des Pohutukava-Baums, die Moana eigenhändig zusammengesetzt hatte, und ein Glas mit dem von Iris gepressten Saft.
    Die eigenartige Mahlzeit konnte zwar den Hunger stillen, der seit einiger Zeit in ihrem Magen grummelte, weckte aber auch eine neue Art von Verlangen. Die beiden Mädchen empfanden eine Begierde, so wild, dass sie es kaum bis unter die Dusche schafften, ehe sie übereinander herfielen. Moana trug Iris beinahe in den Badebereich. Vor den Augen von einem halben Dutzend anderer Küchenhilfen schob sie den Rock ihrer Freundin bis zur Taille hoch, kniete sich auf den nassen Boden und vergrub ihr Gesicht zwischen Iris’ Beinen.
    Das Rauschen des Wassers konnte nicht übertönen, wie heftig Iris stöhnte, was Moana nur noch mehr anstachelte. Irgendwann wurden ihr die Arme lahm von der Anstrengung, Iris’ Rock hochzuhalten, und ihre Knie schmerzten auf dem harten Steinboden, aber sie achtete nicht darauf. Wie viel größer war doch die Freude, ihrer Freundin Lust zu schenken, mit der Zunge über Iris’ empfindsame Stellen zu gleiten, an ihre Knospe zu stupsen und jede Vertiefung und Falte zu kosten, als wäre sie ein Kelch, gefüllt mit dem köstlichsten Wein.
    Moana bekam kaum noch Luft, als Iris ihr ins Haar griff und sie fester an sich zog. Sie drückte Moanas Nase in ihre Spalte und ritt dann auf ihrem Gesicht, bis sie in einem Orgasmus erbebte und in die Arme der Freundin sank.
    In diesem Augenblick hob man die beiden hoch, und ein Dutzend Hände trug sie zur Seite. Dann wurden sie abgetrocknet und ihr ganzer Körper mit kräftigen Pinselstrichen in glitzerndem Silber angemalt, bis sie Mondsicheln oder Geistern ähnelten.
    Iris lächelte erst, dann lachte sie fröhlich wie ein Kind. Und Moana fühlte sich, als wäre sie betrunken.
    »Der Morgen graut … die Zeremonie …«, mahnte man sie flüsternd zur Eile. Rasch gesellten sie sich zu der Schar silbriger Körper, die sich aus den Höhlen und Gängen der Unterwelt an den Strand drängten, um den anbrechenden Tag zu begrüßen.
    Als Moana den kühlen Sand unter ihren Fußsohlen spürte, wäre sie vor Überraschung beinahe gestolpert. Iris und sie hatten den Vorhang aus Farnen hinter sich gelassen und mischten sich unter die anderen Gäste. Nackt und mit ihrer schimmernden Haut glichen sie einem Schwarm Fische, die durch irgendeinen Zufall aus dem Meer aufs trockene Land geraten waren.
    Alle blickten in dieselbe Richtung, und in dem Jubel, der aufbrandete, fiel immer wieder ein Wort: »Maîtresse!« Moana wandte den Kopf, und ihr stockte der Atem. Auf einem Sänftensessel, der offenbar aus Walknochen gefertigt war, thronte eine Frau. Sechs Männer, die einen Kopf größer und weit muskulöser waren als alle Männer, die Moana je gesehen hatte, trugen sie auf ihren Schultern.
    Der Körper der Frau war schneeweiß angemalt, und zwar so, dass jeder Knochen unter ihrer Haut hervorgehoben war. Dadurch wirkte sie halb wie ein Engel und halb wie ein Mensch. Sie trug auch kunstvolle Federschwingen, die ihrer Wirbelsäule zu entwachsen schienen, als wären sie keine Verkleidung, sondern ein Teil von ihr.
    Die Zuschauer traten zurück, bildeten einen Kreis, und man legte die Frau in ihre Mitte. Dort breitete sie die Glieder aus wie eine Gekreuzigte. Moana hätte beinahe gekichert, denn sie fühlte sich an die Nachmittage als Kind am Strand erinnert, wenn sie sich auf den Rücken gelegt und Arme und Beine hin- und herbewegt hatte, um einen Adler in den Sand zu malen. Doch die Versammelten waren in ein andächtiges Schweigen gefallen. Nur noch das stetige Tosen der Wellen war zu hören.
    Da trat aus der Menge der Zuschauer ein Mann hervor. Er hatte pechschwarzes Haar und gut

Weitere Kostenlose Bücher