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Die Farbe der Liebe

Die Farbe der Liebe

Titel: Die Farbe der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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honigfarbenen Steinen geschmückt waren. Bernstein. Im ersten Augenblick fürchtete sie, sie wären ihr gewaltsam durch die Haut gestochen worden, erkannte dann jedoch erleichtert, dass sie nur mit kräftigen Clips befestigt waren, die sie genau dort zwickten, wo es am meisten wehtat. Darauf hatte sie niemand vorbereitet.
    Allmählich kam sie wieder zu Sinnen. Wie lange sie wohl geschlafen hatte? Oriole versenkte sich in den Schmerz, wie man es ihr beigebracht hatte, und wandelte ihn langsam in eine befremdliche Lust. Ein tiefer Seufzer der Zufriedenheit raste von ihren Brustspitzen und ihrer Scham durch die Magengrube hinauf in die Brust, hoch zu den Lippen bis hinein in ihr Hirn, sodass all ihre Sinne geschärft waren. Sie bebte. Plötzlich merkte sie, dass ihr Morgenmantel immer noch weit geöffnet war und sie ihren Körper ungeschützt allen Blicken darbot. Doch von den Leuten unten im Saal sah niemand zu ihr hinauf, und sie war allein auf der Galerie. Oriole hüllte sich rasch wieder in den Stoff, der ohnehin fast durchsichtig war. Sie wusste, dass es nicht der geeignete Zeitpunkt war, um dezente Zurückhaltung zu üben, und dass sie sich später splitternackt zeigen müsste. Darauf hatte man sie in der wochenlangen Ausbildung vorbereitet.
    Aus der Halle unten drangen Klänge an ihr Ohr.
    Oriole richtete sich auf, drückte das Kreuz durch und spähte nach unten. Die Musiker hatten begonnen, ihre Instrumente zu stimmen.
    Am hinteren Ende der Halle war eine Bühne aufgebaut, auf der die Mitglieder eines Streichquartetts Platz genommen hatten. Überrascht stellte Oriole fest, dass sie alle vier nackt waren. Lediglich ihre Füße steckten in orientalisch anmutenden Pantoffeln, um sie vor der Kälte des Steinbodens zu schützen. Sie trug die gleichen, sah sie verblüfft. Dann aber fesselte das Glied des einen und auch des anderen männlichen Musikers ihre Aufmerksamkeit. Dunkler als der restliche Körper, baumelte es aufreizend zwischen ihren Schenkeln. Da Oriole jedoch zu weit entfernt war, um mehr zu erkennen, reckte sie den Oberkörper weit über die Balustrade. Nachdem die Musiker die Streichinstrumente gestimmt hatten, blieben sie reglos sitzen, bereit für ihren Einsatz. Die Cellistin, eine Frau mit prächtiger roter Mähne, hatte ihr wuchtiges Instrument zwischen die Oberschenkel geklemmt.
    Dann ertönte die Musik, eine langsame, fremdartige, leicht ägyptisch klingende Melodie, die Orioles Sinne beruhigte und die Atmosphäre verführerisch einstimmte. Bei Hofe oder in den Salons, in denen ihre Eltern verkehrten und wohin sie Oriole manchmal mitgenommen hatten, wurden solche Weisen gewöhnlich nicht gespielt.
    Als Oriole unter sich Schritte hörte, stand sie auf und spähte hinunter. Etwa ein Dutzend Paare tanzte. Die Frauen trugen prächtige roséfarbene Röcke, die von der Taille abwärts schichtartig wie gerüschte Pyramiden fielen, die Männer trugen farblich dazu passende enge Beinkleider. Oben herum waren sie alle nackt bis auf dünne Trägerchen, die ihre Kleidung hielten. Mit angehaltenem Atem verfolgte Oriole die komplizierten Schrittfolgen, mit denen der Tanz ein strenges Muster auf den Steinboden zeichnete, ein sorgfältig ausgetüfteltes Ritual des Liebeswerbens. Während Mann und Frau in einem Moment noch stürmisch umeinanderwirbelten und sich nur flüchtig mit den Fingerspitzen berührten, gingen sie im nächsten auf Distanz und umkreisten einander wie Raubtiere ihre Beute. Dann gingen sie aufeinander los, Mund näherte sich Mund, Atem mischte sich mit Atem, bis sie sich wieder trennten. Als die Klänge immer lauter wurden, steigerte sich auch das Tempo ihrer Schritte.
    Oriole hatte nun ihre Benommenheit ganz abgeschüttelt, und ihr fiel auch wieder ein, was als Nächstes geschehen würde und welche Rolle ihr dabei zukam.
    Wie aus dem Nichts erschien ein maskierter Lakai neben ihr und reichte ihr einen Kristallkelch. Sie setzte ihn an die Lippen. Der Wein schmeckte schwer und erdig und brannte in ihrer Kehle. Als er ihren Magen erreichte, steigerte sich ihre innere Wärme zu einem siedenden Feuer, und der unterschwellige, von den Schmuckklemmen verursachte Schmerz wandelte sich in blanke Lust. Der Lakai verschwand, und Orioles Aufmerksamkeit wurde wieder von dem Geschehen unten in der großen Halle gefesselt.
    Obwohl die Tänzer sich nur langsam von der Stelle bewegten, zogen sie sich mit jedem Takt weiter an den Rand der Halle zurück, sodass in der Mitte ein freier Raum entstand.
    Da trat eine

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