Die Farbe der Liebe
Spalt zwischen ihren Pobacken. Wie ein Händler, der seine Ware begutachtet. Das konnte nur die Hand eines Mannes sein. Er räusperte sich anerkennend, und als die Zofen die letzte Seifenschicht abgespült hatten, drehte er sie zu sich. Es war ihr Onkel, der nach Orioles Wahl zu ihrem Vormund bestimmt worden war.
Oriole fuhr erschreckt zusammen. Panisch wollte sie Brust und Geschlecht mit Händen und Armen bedecken, aber dann dachte sie an die Vorschrift, die es ihr untersagte, irgendeine Stelle ihres nackten Körpers zu verbergen. Sie spürte, dass sie rot wurde und ihr Magen sich zusammenkrampfte.
Ihr Onkel hatte sich nun neben die Hausdame gestellt, und beide betrachteten Oriole aufmerksam, ohne ein Wort zu sagen. Ein zweideutiges Lächeln spielte um seine schmalen Lippen. Er trug seine beste Perücke und eine mit Orden geschmückte Militäruniform.
Während die Zofen Oriole abtrockneten, ließ sie die gründliche, nüchterne Inspektion reglos über sich ergehen. Zufrieden mit dem, was sie sahen, gingen die beiden schließlich hinaus und ließen Oriole in der Obhut der geschäftigen Dienerinnen zurück. Sie puderten Orioles Körper von oben bis unten, bis sie einer Porzellanstatue glich, obwohl sie noch immer in dem mittlerweile nur noch lauwarmen Wasser in der Kupferwanne stand.
Ein Stups an die Schulter bedeutete ihr, sie solle aus der Wanne steigen und in ihr Schlafzimmer zurückgehen. Dort wies man sie an, sich auf einen damastbezogenen Stuhl zu setzen. Sie war noch immer nackt. Zwei andere Zofen mit schwarzen Augenmasken begannen, ihr die Haare nach oben zu bürsten, bis sich eine überwältigende Fülle blonder Locken wie eine Krone über ihren zarten Gesichtszügen türmte. Mithilfe verschiedener Tinkturen und Essenzen frisierten sie es dann zu einer Hochfrisur von solch majestätischer Pracht, dass sie es mit Königin Marie Antoinette hätte aufnehmen können. Das wusste Oriole, weil sie einige Jahre zuvor über einen halben Saal hinweg einen Blick auf die Monarchin hatte erhaschen können, als ihre Eltern sie einmal mit an den Hof genommen hatten.
Die Zofen schienen sich bei der Aufgabe abzuwechseln, Oriole festlich herzurichten, und verbrachten damit den ganzen Vormittag. Sie bestäubten sie mit noch mehr weißem, duftendem Puder, der ihren nackten Körper schließlich umhüllte wie eine zweite Haut. Zu essen bekam sie nichts, man gab ihr lediglich Rosenblütensirup. Nachdem eine der Frauen ihre Augenbrauen zu vollkommenen Bogen gezupft hatte, schminkten sie ihre Brustwarzen rot und widmeten sich anschließend ihrem Geschlecht. Mit äußerster Sorgfalt stutzten und schnitten sie ihr Schamhaar in Form, bis es so dünn war, dass die braunen Ränder ihrer Möse und die Wölbungen ihrer äußeren Schamlippen hindurchschimmerten.
Während Oriole all das mit sich geschehen ließ, schweiften ihre Gedanken ab. Sie wollte nicht daran denken, was sie an diesem bevorstehenden Abend erwartete, und versuchte, sich von dem Schmerz abzulenken, der sie immer wieder durchfuhr, während man an den empfindlichsten Stellen ihres Körpers herumzupfte.
Schließlich reichte man ihr eine Tasse mit wohlriechendem Tee.
»Das wird dir beim Einschlafen helfen«, hieß es. Und genau danach sehnte sie sich auch nach all diesen Stunden der Reinigung und Verschönerung. Von oben bis unten war ihr Körper jetzt hergerichtet und geschminkt, und jeder einzelne Nerv vibrierte erwartungsvoll, bebend und gespannt.
Der Aufguss hat einen seltsamen Geschmack, dachte Oriole noch, als man sie vorsichtig aufs Bett legte. Gleich darauf sank sie in tiefen Schlaf.
Gegen Abend wurde sie geweckt. Noch halb benommen hüllte man sie in warme, weiche Decken und fuhr sie in einer Kutsche zu einem nicht weit entfernten Ort. Es kam ihr vor, als befände sie sich in einem absurden Traum, in dem sie zugleich sie selbst war und neben sich stand.
Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen.
Die riesige runde Halle wurde vom flackernden Licht der Fackeln, die rundherum an der Wand hingen, hell erleuchtet. Man legte Oriole auf einen mit Samt bezogenen Diwan auf einer der Galerien, von der man einen guten Blick auf das Geschehen unten hatte. Als Orioles Schläfrigkeit peu à peu nachließ, spürte sie umso deutlicher einen stechenden Schmerz an ihren Brustwarzen und gleich darauf auch an ihren Schamlippen. Rasch öffnete sie den Morgenrock aus hauchzartem Seidenchiffon und stellte erschrocken fest, dass ihre empfindsamsten Körperstellen mit kleinen,
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