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Die Farbe der Liebe

Die Farbe der Liebe

Titel: Die Farbe der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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Hände nach ihren Schultern, er riss Aurelia aus ihren Träumereien und zog sie auf alle viere. Ihr Rücken bog sich unter seinen gleichmäßigen Stößen, die ihr den Atem nahmen und sie keuchen ließen.
    Mit seiner Rechten fasste er in ihr langes Haar und zog fest und zugleich sanft daran, wie ein Dirigent, der einfühlsam, aber entschlossen das Anschwellen einer Melodie bestimmt. Noch die kleinste seiner Bewegungen löste eine neue Welle der Lust in ihr aus.
    Wie war es möglich, dass es so schön war, fragte sich Aurelia? Empfanden das alle Frauen so? Sie sah sich selbst in einem Zustand zwischen Leben und Tod, unsterblich, undurchdringlich, nichts weiter als eine Ansammlung von Atomen im reinsten Glückszustand.
    Ihr war danach zu schreien, zu stöhnen, zu jubeln, aber sie brachte keinen Ton heraus. Die Laute konnten sich einfach nicht Bahn brechen.
    Sie schloss die Augen und überließ sich ganz den Flammen, die lichterloh in ihrem Innern brannten, und der verzehrenden Hitze, die von Andreis Körper ausging. Sie stürzte blind ins Vergessen.
    »Willkommen daheim, Aurelia.« Andreis Stimme erreichte sie aus weiter Ferne, wie eine sanfte Welle, die an die Gestade ihres Bewusstseins rollte.
    Das Zimmer befand sich in der obersten Etage eines Hotelhochhauses in der 2nd Avenue mit Blick über den Waterfront Park. Nachdem sie die Vorhänge vor dem großen Erkerfenster aufgezogen hatte, bot sich ihr eine grandiose Aussicht auf den Fährhafen und die Inseln in der Ferne.
    Als Aurelia eine Weile später aus der Dusche stieg und mit den Armen den Dampf wegwedelte, um sich nackt im Spiegel betrachten zu können, erblickte sie überrascht das dritte flammende Herz auf ihrem Körper. Inmitten des ganzen wundervollen Wahnsinns hatte sie es eine Weile völlig vergessen.
    Ja, es war Wahnsinn, das wusste sie. Und sie fand einfach keine logische Erklärung dafür. Nicht, dass es ihr an Einbildungskraft oder der Fähigkeit zum Staunen gemangelt hätte. Doch es beunruhigte sie auch nicht mehr.
    Sie trocknete sich nur flüchtig ab, stieß die Tür des Badezimmers mit dem Fuß auf und ging nackt ins Schlafzimmer zurück. Andrei räkelte sich noch zwischen den zerwühlten Laken im Bett, die Arme hinter seiner Wuschelmähne verschränkt, und reckte ihr sein kantiges, unrasiertes Kinn entgegen.
    Er schaute ihr in die Augen.
    »Du bist verdammt schön«, sagte er und betrachtete sie zärtlich von oben bis unten.
    Da fiel Aurelia zum ersten Mal auf, dass Andrei nicht die Spur eines Akzents hatte. Diese Entdeckung brachte sie ins Grübeln. Er war kein Amerikaner, so viel stand fest, aber genauso wenig klang er wie ein Engländer, und auch sonst konnte sie ihn keiner Region zuordnen. Sein Tonfall und seine Aussprache waren irritierend neutral. Es gelang ihr nicht, sie mit irgendeinem Land oder einer Gegend in Verbindung zu bringen.
    Sie stand mit leicht gespreizten Beinen vor ihm und schaute ihn an. Tausend Fragen schwirrten ihr im Kopf herum, und sie achtete nicht weiter darauf, dass sie nackt war. Hatte er nicht ohnehin bereits alles von ihr gesehen?
    »Wo kommst du her, Andrei?«, fragte sie ihn.
    »Ich gehöre zum Ball«, antwortete er schlicht. »Wo ich geboren bin, ist unwichtig. Ich bin schon als Kind mit dem Ball umhergereist.«
    »Wohin denn?«
    »Überallhin. Er findet jedes Jahr woanders statt. Und dann zieht er weiter.«
    Aurelia überlegte einen Augenblick.
    »Tristan, der Mann, der mich zum Ball mitgenommen hat«, sagte sie schließlich, ohne zu vergessen, dass möglicherweise auch Lauralynn damit zu tun hatte, »deutete an, ich würde auf dem Ball erwartet. Dass meine Teilnahme irgendwie vorherbestimmt sei. Und manches war so seltsam … ganz unwirklich, wie in einem Traum. Was hat es mit diesem Ball eigentlich auf sich?«
    Andrei ging nicht auf ihre Frage ein. Stattdessen winkte er ihr, wieder ins Bett zu kommen.
    »Du wirst dich noch erkälten, wenn du so da rumstehst. Komm her.«
    Er hob einladend die Bettdecke.
    »Willst du es mir nicht erzählen?«, bat sie ihn, als sie zu ihm schlüpfte. Die ganze Nacht und den ganzen Morgen lang hatte sie sich keine Gedanken darüber machen wollen, aber jetzt schien es auf einmal ungemein wichtig zu sein. Als ob ihr ganzes Leben an diesem geheimnisvollen, jährlich wiederkehrenden Ereignis hinge.
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte er.
    »Ich habe es nicht eilig«, erwiderte Aurelia. Ihr fiel ein, dass sie gar nicht genau wusste, welches Datum sie hatten und dass sie ein paar

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