Die Farbe der Liebe
angekommen war. Stattdessen wurde sie nackt mit geschlossenen Augen durch die Glastür in den Garten geführt.
Das Gras war weich und feucht, und Aurelia bildete sich ein, dass sie jeden einzelnen, schmeichelnden Halm unter ihren Fußsohlen spürte. Eine leise Brise strich ihr durchs Haar, und sie lächelte, ohne stehen zu bleiben, um sich die ins Gesicht wehenden Strähnen zurückzustreichen. Zwar wusste sie nicht, wie viele Leute da waren, aber sie schätzte anhand der Atemgeräusche und dem gelegentlichen Wispern, dass man sie in die Mitte einer ansehnlichen Gruppe geführt hatte.
Da roch es schwach, aber unverkennbar nach Granatapfel.
Aurelia reagierte darauf wie ein Pawlow’scher Hund. Zuerst stockte ihr der Atem, dann vibrierte jede ihrer Körperzellen vor Verlangen. Das Tattoo über ihrem Herzen glühte, ihr Körper erbebte. Gerade wollte sich ihre erregte Spannung in einem Orgasmus entladen, als eine Stimme sagte:
»Halt.«
Sie hielt tatsächlich inne. Aurelia wusste nicht genau, ob dafür ihre Willenskraft ausschlaggebend gewesen war oder die Stimme, die die Flammen ihrer Erregung wie eine nasse Decke erstickt hatte. Wahrscheinlich beides.
Sie wusste, wem die Stimme gehörte. Walter.
»Auf die Knie.«
Aurelia ließ sich nieder. Der Boden war feucht. Ein kühler Windstoß wehte über ihre Haut, als Walter näher trat und sich direkt vor ihr aufbaute.
Seine Handfläche auf ihrer Wange war warm. Dann zog er sie weg, und ein beinahe unmerklicher Luftzug zeigte an, dass er den Arm hob.
Unwillkürlich wappnete sich Aurelia, dennoch schnappte sie nach Luft, als Walters Hand klatschend auf ihrer Wange landete. Sie bekämpfte den Drang, zu blinzeln, und schmiegte sich an seine Fingerkuppen, die jetzt zärtlich auf ihrer Haut ruhten.
Irgendwo in der Menge zog jemand zischend die Luft ein. Andrei? Sah er zu?
Gedanken perlten wie Luftbläschen im Wasser an die Oberfläche. Weder hatte die Ohrfeige wehgetan, noch hatte Aurelia den Impuls verspürt, sich mit dem Arm vor dem Schlag zu schützen. Sie hatte Vertrauen zu Walter. Nicht nur zu ihm, sondern zu allen hier. Als ihr das klar wurde, entspannte sie sich noch mehr. Sie verschmolz fast mit dem Boden und überantwortete den Grashalmen nicht nur ihre körperliche Schwere, sondern auch ihre Gedanken und Sorgen.
Walter ging um sie herum. »Steh auf«, befahl er ihr. Aurelia war schon auf den Beinen, bevor er zu Ende gesprochen hatte. Fast schien es, als würden ihre Glieder nur darauf warten, seinen Instruktionen folgen zu dürfen. Man hob ihr die Arme über den Kopf, fesselte sie an den Handgelenken und band ihr die Beine an den Knöcheln zusammen.
Fingerspitzen fuhren ihr sacht über die Knöchel, hoch zu den Kniekehlen und dann die zarte Innenseite ihrer Schenkel hinauf. Aurelia vermutete, dass es Walters Hand war, aber letztlich spielte es keine Rolle. Ihr Körper reagierte auf die Berührungen; Feuchtigkeit sammelte sich an ihren Schamlippen und benetzte ihre Öffnung. Doch er drang nicht in sie ein, obwohl Aurelia die Fußfesseln straffte, um zu zeigen, dass sie dazu mehr als bereit war. Sie wurde immer erregter und lechzte danach, ausgefüllt zu werden, um diese wunderbare Entspannung zu erleben.
Doch als es dann dazu kam, war es ganz anders als erwartet.
Wieder gab es einen Luftzug, als Walter den Arm hob. Doch diesmal knallte nicht seine Hand auf ihre Wange, sondern etwas zugleich Hartes und Weiches traf mit einem dumpfen Geräusch auf ihre Arschbacken, dann auf ihren Rücken und prallte schließlich zwischen ihre Schulterblätter. Bei jedem Hieb hatte sie das Gefühl, mit der Luft auch einen Teil ihres früheren Lebens auszuatmen. Walter schlug jedes Mal fester zu, und als er dann die Peitsche mit einem letzten Mordsknall auf sie niedersausen ließ, bäumte sich Aurelias Körper auf, und sie schrie.
All ihre Gedanken und Erinnerungen verließen sie. Aurelia fühlte nur mehr das Hier und das Jetzt, was ihr eine so unglaubliche Leichtigkeit verlieh, als schwebte ihr Körper, frei von allen Fesseln und Beschränkungen.
»Ja«, sagte Walter, und Befriedigung lag in seiner Stimme. »Jetzt.«
Er legte ihr seine Hände in den Nacken, und eine plötzliche Hitzewelle jagte einer Explosion gleich durch ihren Körper. Doch ebenso unvermittelt, wie sie von seinen Fingerspitzen ausgegangen war, stockte sie. Da Aurelias inneres Feuer nun keinen Weg mehr nach außen fand, loderte es unter ihrer Haut weiter. Es fühlte sich ähnlich an wie das sengende
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