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Die Farbe der Liebe

Die Farbe der Liebe

Titel: Die Farbe der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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Rückenmuskeln sah, die in dieser gebeugten Haltung deutlich hervortraten. Von der Taille abwärts bedeckte ihn eine Art weiter, weißer Wickelrock.
    Trotz der unterwürfigen Pose strahlte er Stärke aus, was nicht nur an seinem Körperbau lag. Nichts an ihm schien matt und kraftlos. Eher wirkte er wie ein Soldat, der vor seinem Monarchen kniet.
    Ungewaschen, barfuß und noch im Nachthemd stand Aurelia vor ihm. Sie fühlte sich dabei sehr unbehaglich und fehl am Platz. Verzweifelt wünschte sie sich, er würde aufstehen.
    Aurelia hatte nicht grundsätzlich etwas dagegen, andere zu beherrschen, auch wenn sie sich nicht vorstellen konnte, jemandem bewusst Schmerzen zuzufügen, was ja oft dazugehörte. Doch wann immer sie sich in der Rolle einer Domme gesehen hatte, war sie die Gebieterin von jemandem gewesen, der körperlich oder von seiner Persönlichkeit her schwächer war als sie.
    Aurelia hatte beim Ball schon Sklaven und Diener gesehen, doch alle hatten im Gegensatz zu diesem Mann ihrem Bild von Unterlegenheit entsprochen. Solchen Leuten hätte Aurelia problemlos Befehle erteilen können. Aber dem Mann, der vor ihr kniete?
    Sie hüstelte und schaute fragend zu Madame Denoux.
    »Er wartet auf deine Anweisung«, sagte sie.
    Wieder betrachtete Aurelia den Rücken des vor ihr knienden Mannes. Es kribbelte sie in den Fingerspitzen, ihm übers Rückgrat zu fahren.
    »Darf ich dich berühren«, fragte sie.
    »Ja, Herrin«, antwortete er, ohne aufzublicken. Seine Stimme klang vertraut. Sie kannte ihn von irgendwoher, doch ihre Erinnerung blieb vage.
    Aurelia ließ die Fingerkuppen über seine Haut gleiten, als könnten ihr die Muskelstränge seine Identität verraten. Er bebte, als sie ihn berührte. Prompt spürte Aurelia einen Funken Erregung durch ihren Körper jagen. Sie fuhr ihm mit der Hand durch das dunkelblonde Haar, am Kinn entlang und hob seinen Kopf, um ihm in die Augen zu sehen.
    »Persephone?«, flüsterte sie. »P. J.«
    »Stets zu Diensten, Herrin«, grinste er.
    Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er als Peter Pan verkleidet gewesen und hatte bei der Party in der Kapelle in Bristol mit Siv Händchen gehalten, kurz bevor Aurelia sich zum ersten Mal Andrei hingegeben hatte. Bei dem Gedanken an Siv durchfuhr Aurelia ein Stich des Bedauerns. Ihre Freundin fehlte ihr. Wenn sie erst einmal Maîtresse des Balls war, würde sie dann Siv an ihre Seite holen können?
    »Bist du der Verbindungsmann zwischen Netzwerk und Jahrmarkt?«, fragte sie ihn.
    Er nickte. Aurelia hielt noch immer sein Kinn umfasst, sodass sie bei seiner Kopfbewegung die kurzen, weichen Stoppeln in der Handfläche spürte.
    »Rasiere dich«, sagte sie zu ihm. »Ich möchte, dass du immer ganz glatt bist.«
    Als sie ihren ersten klaren Befehl aussprach, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Innerlich zitterte sie, doch es gelang ihr, das nicht zu zeigen. Sie fand es äußerst aufregend, einem anderen einen Befehl zu erteilen, weil man so etwas einfach nicht tat – und aus genau diesem Grund ängstigte es sie auch.
    Erleichtert atmete sie aus, als er ohne Umschweife aufstand, zu ihrem Waschbecken ging und sich Wasser ins Gesicht spritzte.
    Madame Denoux stand auf und kam zu ihr.
    »Du musst ihm einen Rasierer geben«, flüsterte sie ihr ins Ohr. Aurelia wurde rot, weil sie daran nicht gedacht hatte, bückte sich und kramte unter dem Futon in ihren dort verstauten persönlichen Sachen, bis sie einen Rasierer und einen Taschenspiegel gefunden hatte. Mit aller Autorität, die sie aufbringen konnte, reichte sie P. J. die beiden Gegenstände.
    »Nun ja, sieht so aus, als könnte es dir gefallen«, meinte Madame Denoux trocken
    Aurelia folgte ihr zur Tür.
    »Einen Moment noch«, flüsterte sie, damit P. J. nicht mitbekam, dass sie mit ihrer Weisheit bereits am Ende war. »Was soll ich mit ihm machen?«
    »Das musst du selbst herausfinden. Walter wird dir bei den raffinierteren Einzelheiten helfen.«
    Aurelia lagen noch jede Menge Fragen auf der Zunge, aber Madame Denoux war bereits zur Tür hinaus. Das lange, tiefblaue Samtkleid schwang um ihre Knöchel, als sie wie ein Kind über die Steinplatten trippelte, die den Weg von der Pagode zum Büro des Netzwerks bedeckten.
    Aurelia stieß einen Seufzer aus und versuchte, sich auf die vor ihr liegende Aufgabe zu konzentrieren, so unbehaglich sie sich dabei auch fühlte. Obwohl es ihr am Anfang schwergefallen war, sich von anderen Befehle erteilen zu lassen und sich in die Unterwerfung zu fügen,

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