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Die Farbe der Träume

Die Farbe der Träume

Titel: Die Farbe der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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zum Essen für die Männer und sich.
    »Ich war gerade dabei, kräftiger zu werden«, sagte Flinty vorwurfsvoll. »Jetzt bin ich halb verhungert. Wenn du eine Belohnung erwartest, musst du uns gut ernähren.«
    Pare schleppte sich wieder in den Sumpf. Sie sammelte Frösche in Flintys Eimer. Regen fiel, und sie spürte, wie kalt er war und wie die Ockerfarbe ihr übers Gesicht und in den Mund lief. Und sie merkte, wie sie wieder in ihre alte Krankheit zurücksank.
    Sie schnitt den Fröschen die Köpfe ab und briet sie am heißen Feuer. Flinty und Johnboy aßen sie gierig, knackten ihre Knochen, als wären es Wachteln, und dieses Zermalmen der Knochen war für Pare eines der abstoßendsten Geräusche, das sie jemals gehört hatte. Stolpernd entfernte sie sich vom Feuer und erbrach sich im Schilf.
    Dort sah sie einen schwarzen Klotz treiben und spürte die Macht des Klotzes und erinnerte sich an ihre alte Begegnung mit dem taniwha, der ihr aufgegeben hatte, über Edwin Orchard zu wachen. Der Klotz machte ihr Angst. Sie wischte sich den Mund mit dem Handrücken und sagte mit schwacher Stimme: »Ich tue, was ich kann, aber alles hängt davon ab, dass wir Gold finden, und noch haben wir überhaupt nichts entdeckt …«
    Der Klotz trieb träge dahin, stieß gegen ein Binsengebüsch und drehte sich langsam, als der Wind über das Wasser strich. Eine Stimme hörte sie nicht.
    »Hilf mir!«, hätte Pare am liebsten gerufen, aber gerade als sie den Mund öffnen wollte, hörte sie Schritte in ihrem Rücken und drehte sich um und sah Johnboy, der durch das Schilf zu ihr stapfte, mit vollen Backen Froschfleisch kauend.
    »Du bist krank«, sagte er schmatzend. »Flinty und ich suchen uns einen neuen Platz für unsere Hängematten, mit mehr Schutz gegen den Regen.«
    »Ihr müsst Gold finden …«, sagte Pare verstört, aber die Worte entglitten ihr, denn jetzt sah sie, wie der Klotz sich in ihrer Nähe senkrecht aufrichtete und sehr langsam unterging. Pare fühlte Johnboys Hand auf ihrer Schulter. »Alles in Ordnung«, sagte er freundlich. »Das ist der Sumpf. Der macht dich krank.Ich hole dir frisches Wasser aus dem Fluss. Bald geht es dir wieder gut.«
    Wie versprochen, zogen Flinty und Johnboy tiefer in ein dichtes Wäldchen und knüpften die drei Hängematten unter den Baldachin der Baumkronen. Überall um sie herum prasselte und tropfte der Regen. Sie versuchten, die Zeltplanen in den etwas höheren Ästen als eine Art Schirm aufzuspannen, und hoben Pare in ihre Hängematte, schoben ihr das Bündel unter den Kopf und breiteten eine Decke über sie.
    Als es dunkel wurde, fragte Pare die Männer, ob sie auch die Geister sähen, die nach ihr suchten, wie Mücken umhersirrten und sich schon in ihrem Haar und überall auf den Blättern niederließen.
    Doch die Männer glaubten, sie deliriere, und antworteten nicht, sondern gossen ihr aus einem Henkeltopf etwas Wasser in den Mund. Das frische Wasser aus dem Fluss sollte das, was sie krank gemacht hatte, möglichst fortspülen.
    In der Nacht hörte Pare, wie die Männer über sie sprachen. Flinty behauptete, sie seien in die Irre geführt worden, das hier sei eine taube Nuss. Die Maoris hätten nur Grünstein im Kopf und keine Ahnung von Gold. Und die begrabenen Bäume »könnten vielleicht eine Kohlengrube werden«, aber Gold würden sie hier niemals finden.
    »Vielleicht ist es noch zu früh für ein Urteil«, sagte Johnboy.
    Pare hörte, wie Flinty jetzt hustete. »Mag ja sein«, sagte er. »Aber ich bleibe nicht hier. Dieser Ort macht uns noch alle krank. Ich bin dafür, dass wir zusammenpacken und weiterziehen.«
    »Wohin denn?«, fragte Johnboy.
    »Nach Kaniere«, sagte Flinty. »Oder Kokatahi. Ich habe was von einem Fund in Kokatahi flüstern hören, den sie eine »Heimfahrkarte« nennen, weil man dann nach Hause kann und keine Sorgen mehr hat. Hier verschwenden wir nur unsere Zeit. Und Zeit ist der einzige Rohstoff, von dem ich nicht mehr besondersviel besitze. Wenn ich kein Gold kriege, werde ich irgendwo alt und einsam wie ein alter Hund verrecken.«
    »Wir werden es finden«, sagte Johnboy. »Wir finden es.«
    Danach verstummten sie, und bald hörte Pare sie schnarchen. Es regnete noch immer, und die Regenmusik im Busch hätte Pare fast in den Schlaf gewiegt, aber die lästigen Patupaiarehe landeten ständig auf ihr, durchwühlten ihr Bündel und stachen ihr in die Ohren, und sie spürte, wie bösartig sie waren, und wusste, sie würde nie mehr Ruhe vor ihnen finden.
    Sehr

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