Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
rumgemacht hat.«
»Und das heißt, dass er wahrscheinlich nicht der Mörder ist«, folgerte Sykes.
Ronnie wusste, dass die beiden Männer noch nicht so weit waren, Bailey als Verdächtigen völlig auszuschließen, und ihr ging es ganz genauso, aber die Fakten nahmen ihnen doch den Wind aus den Segeln. Trotzdem, auch wenn sie bezweifelten, dass Special Agent Bailey des Mordes an Leanne Carr schuldig war, gab es doch eine Menge, wofür er sich verantworten musste. Er hatte die Ermittler belogen, hatte sie auf eine falsche Fährte geführt. Statt seine Beziehung zu Leanne zuzugeben und so vielleicht bei den Ermittlungen zu helfen, hatte er ihre Zeit vergeudet.
Ronnie musste zugeben, dass sie das maßlos ärgerte. Wahrscheinlich sollte sie etwas Kaltes trinken und sich ein bisschen Zeit nehmen, um sich zu beruhigen, bevor sie dem Mann gegenübertrat.
Mark räusperte sich. »Jetzt geh mir bitte nicht an die Gurgel, Partnerin, aber auch wenn unser Milchbubi nicht von dem Programm wusste, ist es vielleicht keine gute Idee, wenn du im Vernehmungsraum dabei bist.«
Verblüfft sah sie ihn an.
Sykes hob die Hand und ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen. »Sorry, Veronica, in dem Punkt gebe ich Daniels recht. Falls Bailey von dem Implantat weiß und sich folglich denken kann, dass du ihn auf den Bildern gesehen hast, wird er verlegen sein. Wenn er aber nichts davon weiß und auch keine Ahnung hat, dass du ihn mit Leanne gesehen hast, wird er bei seiner Geschichte bleiben, um nicht vor dir das Gesicht zu verlieren. In jedem Fall könnte deine Anwesenheit nachteilig sein.«
Ronnie schluckte ein frustriertes Aufstöhnen hinunter. Die beiden hatten recht, das war ihr klar. Mit einem Kopfschütteln deutete sie auf die Tür. »Dann los. Ich gucke vom Beobachtungsraum aus zu.« Und weil sie die beiden Männer gut genug kannte, um zu wissen, dass sie nur vorübergehend einen Waffenstillstand geschlossen hatten, um ihr Paroli zu bieten, schob sie eine Ermahnung nach: »Seid nett zueinander. Wenn er merkt, dass ihr euch nicht einig seid, wird er das gnadenlos ausnutzen.«
Ihr Partner und der FBI -Agent starrten sich einen Moment lang an. Dann nickte Sykes, und Daniels zuckte die Achseln. Näher würden die beiden einer Friedenserklärung nicht kommen. Aber in der Not frisst der Teufel Fliegen, und Ronnie würde sich damit begnügen müssen.
Sie hoffte bloß, dass es den beiden Männern gelingen würde, während der Vernehmung dieses hinterhältigen Secret-Service-Agenten cool zu bleiben.
14
Ronnie ging an dem Verhörzimmer vorbei, wo der Zeuge bereits schmorte, und betrat den Raum nebenan. Er war klein, nüchtern und nur mit einem Tisch und einem Stuhl ausgestattet. Durch ein breites Fenster blickte man in den Vernehmungsraum. Ronnie würde das Geschehen durch die Einwegscheibe beobachten und über die Sprechanlage auch akustisch verfolgen können. Wenn Bailey nicht gerade ein Volltrottel war, würde er genau wissen, dass jemand hinter der Scheibe saß und ihn beobachtete. Blieb nur zu hoffen, dass er nicht darauf kam, dass sie es war, und sich dann unkooperativ verhielt.
Der Anfang war vielversprechend. Daniels übernahm die Leitung, Sykes stand schweigend in einer Ecke, lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand. Er wirkte fast desinteressiert, aber Ronnie sah seinen hoch konzentrierten Gesichtsausdruck und wusste, dass er diese Körperhaltung absichtlich gewählt hatte. Die beiden Ermittler wollten, dass Bailey erst mal etwas auftaute.
Daniels führte den jungen Special Agent durch eine Reihe elementarer Fragen – Themen, die sie auch bei Vernehmungen anderer möglicher Zeugen draußen auf der Baustelle am Patriot Square abgehandelt hatten. Und dann, gerade als der Agent sich zurücklehnte und sich etwas entspannte, so als habe er was viel Schlimmeres erwartet, kam Daniels mit der großen Keule.
»So, Special Agent Bailey, wir haben gewisse Anhaltspunkte dafür, dass Sie möglicherweise in engerer Beziehung zu dem Opfer standen, als Sie uns bisher mitgeteilt haben.«
Der Mann richtete sich ruckartig auf. »Was? Das ist doch Blödsinn. Wer hat Ihnen denn so was erzählt?«
Mark saß Bailey gegenüber und rutschte nun mit seinem Stuhl nach vorn, sodass der schmuddelige Fliesenboden quietschte. Bailey zuckte zusammen. Seine Anspannung wuchs von Sekunde zu Sekunde.
Doch Daniels lächelte nur. »Stimmt das?«
»Völliger Quatsch«, fuhr Bailey ihn an, ohne die Frage eindeutig zu beantworten. »Ich bin
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