Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
weil er erwischt worden war.
»Sie werden es Jenny doch nicht sagen müssen, oder?«
Okay. Um sich selbst also. Dieses schäbige kleine Ekelpaket.
»Sie würde das nie verstehen.«
»Nee, normalerweise verstehen die Ehefrauen das nicht.« Daniels klang angewidert.
»Es ist einfach so, wir sind zusammen zur Highschool gegangen, ich hatte nie richtig die Gelegenheit, weiß nicht, mir die Hörner abzustoßen oder was. Ich will Jenny doch nicht beunruhigen, sie soll nicht denken, es hätte mir was bedeutet.«
Ronnie war plötzlich froh, dass er durch den Einwegspiegel nicht sehen konnte, wie sie vor Abscheu die Augen verdrehte.
»Leanne hat anfangs nicht gewusst, dass ich verheiratet bin«, gab er zu. »Bei der Arbeit hab ich meinen Ring nicht getragen.«
»Wann hat es angefangen?«, fragte Sykes. Er saß immer noch auf dem Tisch, höher als Bailey, wie eine ruhige Vaterfigur, der man sich unbesorgt anvertrauen konnte. Daniels dagegen ähnelte dem stinksauren älteren Bruder, der ihn jeden Augenblick windelweich prügeln konnte.
Das Spielchen Good Cop & Bad Cop gelang ihnen recht gut. Besser als Mark und Ronnie es normalerweise hinkriegten, denn sie stritten sich meistens, wer der Bad Cop sein durfte, und keiner von beiden gab einen überzeugenden Good Cop ab.
»Ungefähr vor anderthalb Monaten ging es los. Erst haben wir nur geflirtet, dann ist es eines Tages ein bisschen weiter gegangen, und plötzlich haben wir’s im Oval Office auf dem frisch verlegten Fußboden getrieben.«
Eine gewisse Selbstzufriedenheit in Baileys Tonfall war nicht zu überhören. Arschloch .
»Und haben Sie’s auch auf dem Fußboden im zweiten Untergeschoss ›getrieben‹?«, fragte Daniels mit eisiger Stimme.
Da endlich fiel Bailey wieder ein, wer seine Partnerin bei den Liebesspielen gewesen war, mit denen er sich da brüstete, und die Farbe wich aus seinem Gesicht. Er schluckte sichtlich, seine Kehle flatterte. »Ich hab anfangs gar nicht gewusst, dass sie es war. Erst, als sie ihren Chip gefunden haben und ihre Identität feststellten. Ich bin auf die Toilette gegangen und hab gekotzt, bis ich fast ohnmächtig geworden bin.«
»Als meine Partnerin und ich am Tatort ankamen, hatten Sie sich anscheinend wieder unter Kontrolle«, sagte Daniels.
»Kann sein. Aber glauben Sie mir, als ich an dem Abend nach Hause kam, habe ich mich im Badezimmer eingeschlossen und geflennt wie ein Baby. Jenny hab ich erzählt, ich wäre krank.« Er schüttelte den Kopf. Jetzt wirkte er erschüttert. »Hören Sie, ich habe Leanne nicht geliebt, aber ich mochte sie gern, und wir hatten Spaß zusammen. Aber was da mit ihr passiert ist, war unglaublich brutal, oh Mann. Niemand verdient es, so zu sterben, und ich hoffe, dass Sie den Scheißkerl kriegen, der das gemacht hat, und dass er auf den elektrischen Stuhl kommt.«
Kam dieser Naivling wirklich nicht auf die Idee, dass er selbst zu den Verdächtigen zählte? Er war so darauf fixiert, dass seine Frau nichts von seinem Verhältnis erfahren sollte – anscheinend war ihm noch nicht in den Sinn gekommen, dass er unter Mordverdacht stehen könnte.
Okay, er stand ja nicht unter Mordverdacht, aber das konnte er nicht wissen – es sei denn, er war wirklich ein Idiot.
»Agent Bailey, können Sie für den gesamten Nachmittag des 4. Juli nachweisen, wo sie waren?«, fragte Sykes.
Bailey ballte die Fäuste und drückte sie sich in den Bauch. »Sie glauben doch nicht etwa … Sie können doch nicht … «
Daniels beugte sich über den Tisch und funkelte ihn böse an. »Beantworten Sie einfach seine Frage, Bailey.«
»Ich war die ganze Zeit im Dienst«, erklärte Bailey. »Um neun Uhr morgens habe ich mich zum Dienst gemeldet, und dann wurden mir den Tag über verschiedene Aufgaben zugeteilt. Den ganzen Nachmittag war ich immer in Sichtweite eines Arbeitskollegen, außer vielleicht mal für zehn Minuten oder so.«
Sykes zog ein Notizbuch aus der Tasche und ließ es auf den Tisch fallen. »Schreiben Sie uns die Namen aller Personen auf, mit denen Sie zu tun hatten, und alle Orte, an denen Sie sich zwischen zwei und vier Uhr nachmittags aufgehalten haben.«
Bailey nickte rasch, nahm den Stift und begann zu schreiben. Dabei murmelte er weiter Entschuldigungen für die Affäre und Erklärungen dafür, dass er den Ermittlern nichts davon gesagt hatte. »Wenn ich gedacht hätte, dass ich damit bei den Ermittlungen behilflich sein kann, dann hätte ich Ihnen garantiert davon erzählt. Aber ehrlich gesagt,
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