Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
Details über die Brutalität an die Öffentlichkeit gelangt. Aber wenn dieser Cop die Wut kriegt und anfängt, überall auszuposaunen, dass die Bundespolizei ihm seinen Fall wegnimmt, dann ist die Presse ganz schnell da, und mit unserer Nachrichtensperre ist Ende.«
Sykes stieß kräftig die Luft aus und fuhr sich mit der Hand durchs Haar, dann nickte er ihr schließlich zu, dass er sich wieder unter Kontrolle hatte. Er sah müde aus, und Ronnie fragte sich, wie viel von seiner Wut und seiner Frustration daher rührte, dass er mehrere Tage lang fast nonstop gearbeitet hatte. Sie selbst hatte abends wenigstens ihre Wohnung und ihr eigenes Bett, er aber wohnte in einem Hotel.
Dabei fiel ihr ein … »Ich finde, wir sollten uns hier was zum Übernachten suchen. Es ist fast Mitternacht. Jetzt noch zurück nach Washington zu fahren und dann morgen früh wieder herzukommen, hat keinen Sinn.«
»Draußen am Highway gibt es ein ganz ordentliches Hotel«, sagte der Kriminaltechniker, der gerade wieder in die Küche gekommen war. Er hatte einen Leichensack dabei, der von der Größe her für eine kleine Person oder ein Kind gepasst hätte.
Ronnie nahm an, dass es keine Extragrößen für Köpfe gab.
»Danke.« Sie griff zu ihrem Handy. »Ich rufe an und bestelle uns zwei Zimmer, und du lässt dir die Informationen geben, die wir noch brauchen«, sagte sie zu Sykes.
»Lass mich doch anrufen.« Seine Worte klangen, als stieße er sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich sollte mich jetzt wohl lieber nicht im gleichen Zimmer aufhalten wie dieses Arschloch.«
»Was, Sykes, soll das etwa heißen, dass ich den Good Cop spielen darf? Und ein bisschen Zucker ausstreuen soll statt Essig zu verspritzen?«
Ein winziges Lächeln kräuselte seine Lippen. »Glaubst du, du kriegst das hin?«
»Du würdest staunen, was ich alles hinkriege.« Ronnie zog die Brauen hoch, froh, dass sie ihn wenigstens ein kleines bisschen hatte aufheitern können. Bevor er antworten konnte, verließ sie die Küche und machte sich auf die Suche nach Baranski.
16
In der nächsten Stunde sammelte Ronnie alle Informationen über den Fall, die sie bekommen konnte, wobei ihr klar war, dass sie noch viel mehr erfahren würde, wenn erst die OEP -Kamera aus dem Kopf des Opfers herausoperiert worden war. Der Detective aus Richmond entspannte sich ein wenig, ging aber nicht so weit, sich dafür zu entschuldigen, dass er so ausfallend geworden war. Doch immerhin war er kooperativ, beantwortete alle ihre Fragen und bot ihr an, sich zu erkundigen, wenn er die Antwort selbst nicht wusste. Sykes hielt sich an die Kriminaltechniker, die freundlicher und hilfsbereiter waren, so als wäre ihnen klar, dass hier nicht einfach ein gewöhnlicher Mordfall vorlag. Schließlich hatte das FBI innerhalb von wenigen Stunden nach der Auffindung der Leiche einen Agenten hergeschickt, und daraus schlossen sie, dass es hier um eine große Sache ging.
Nachdem schließlich alle sterblichen Überreste des Toten fortgebracht und alle Beweisstücke gekennzeichnet, fotografiert und verpackt worden waren, machten die einheimischen Beamten Schluss, verdientermaßen, wie sie meinten. Endlich. Es war schon nach eins, und Ronnie war hundemüde.
»Komm, lass uns hier verschwinden.« Sykes nahm sie am Arm und führte sie durch die Hintertür nach draußen, während die letzten beiden Polizisten noch ihre Sachen zusammenpackten. »Bis zum Hotel sind es zehn Minuten. Meinst du, dass du ausnahmsweise in deinen Klamotten schlafen kannst, oder müssen wir noch einen Wal Mart suchen, der rund um die Uhr auf hat?«
Bestimmt würden sie einen finden – die gigantische Supermarktkette hatte inzwischen anscheinend überall in den USA Filialen.
»Aber da übernachten wir nicht, oder?« Ronnie fiel plötzlich ein, dass die Kette kürzlich auch ins Hotelgeschäft eingestiegen war. Wal Mart Villas waren für Einkaufssüchtige bestimmt, die auf einem Shopping-Wochenendtrip Geld sparen wollten, indem sie es bis auf den letzten Cent ausgaben.
»Nein. Aber wir finden sicherlich einen, wenn du irgendwas brauchst.«
Ronnie hatte nicht vor, ihre Zeit mit dem Einkaufen von Nachtkleidung zu verschwenden, zumal sie ohnehin meistens nackt schlief. »Ich brauche nichts. Lass uns einfach fahren.«
Kurz darauf kamen sie im Hotel an. Es war keine typische Unterkunft direkt an der Straße, wo man bis vor die Zimmertür fahren konnte. Im Laufe der Jahre hatte Ronnie oft genug in solchen Motels gewohnt.
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