Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
unwiderruflich ihr Leben veränderte.
»Es betrifft Daniels.«
»Oh Gott«, stöhnte sie.
Hinter ihr erwachte Jeremy. Er hörte ihrer Stimme an, wie schockiert sie war, sprang aus dem Bett und kam an ihre Seite.
»Was ist passiert?«, fragte Ronnie. »Wie geht es ihm?«
»Er wurde heute morgen in aller Frühe überfallen, in einem leerstehenden Gebäude im Süden der Stadt.«
Ronnie schloss die Augen, atmete ein. Atmete aus. Atmete wieder ein. »Ist er am Leben?«
»Ja, noch.«
Wieder atmete sie langsam aus. Sie wusste, welche Frage sie stellen musste: »Wie lange noch?«
Ambrose beschönigte nichts. »Es kann jeden Augenblick zu Ende sein. Die Ärzte arbeiten wie verrückt, aber sie wissen es einfach nicht.«
Ronnie starrte Sykes an, sah, dass er schon zu seinen Sachen griff und sich rasch anzog, um fertig zu sein, sobald sie aufgelegt und sich ebenfalls angekleidet hatte.
»Bin schon unterwegs.«
*
Ronnie hatte zwar erklärt, sie könne allein nach Washington zurückfliegen, in dem FBI -Helikopter, den Jeremy besorgt hatte, aber er wollte sie nicht allein fliegen lassen. Während er sie zum nächsten Flughafen brachte, wo der Hubschrauber auf sie wartete, rief er Detective Baranski an. Vielleicht lag es daran, dass Ronnies Partner – ein Kollege – angeschossen worden war, jedenfalls waren seine Schwerfälligkeit und seine Gehässigkeit von gestern Abend wie weggeblasen. Er widersprach nicht, als Jeremy erklärte, er habe alle Vorkehrungen getroffen, damit der Kopf des Mordopfers in die Obhut eines Agenten übergeben werde, der nicht zum Regionalbüro Richmond gehörte. Im Laufe des Tages würde dieser Mann den Kopf dann nach Bethesda in Tates Institut bringen. Baranski drückte ihnen sein aufrichtiges Beileid aus.
Ach, Jeremy hoffte aufrichtig, dass es nicht so weit kommen würde. Dass Daniels es schaffte.
Sobald sie in der Luft waren, bemühte er sich, Ronnie zum Essen und Trinken zu bewegen. Seit sie gestern Abend an dem Fast-Food-Restaurant angehalten hatten, hatte sie nichts mehr zu sich genommen, und er bezweifelte, dass sie sich in den kommenden Stunden Zeit für eine Mahlzeit nehmen würde. Also drückte er ihr eine Flasche Saft und einen Frühstücks-Burrito, den er im Flughafen gekauft hatte, in die Hände und befahl ihr zu essen.
Sie schlürfte den Saft, rührte den Burrito aber nicht an. »Und wenn er jetzt im OP stirbt?«, murmelte sie.
»Er stirbt nicht.«
»Ich war nicht für ihn da. Er ist mein Partner, und ich war nicht da.«
Diesen Refrain hatte Jeremy in der Stunde, seit der Anruf gekommen war, schon mehrmals gehört. »Ronnie, tu dir das nicht an.«
»Ich hätte es verhindern können.«
»Ambrose hat gesagt, Mark sei in einer Kneipe in einem richtig üblen Viertel gewesen«, entgegnete er. »Er war zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.«
Endlich sah sie ihn an, schenkte ihm ihre volle Aufmerksamkeit. Ihre großen braunen Augen waren nass und schmerzerfüllt. »Glaubst du das wirklich? Meinst du wirklich, dass da keine Verbindung zu unserem Mordfall besteht? Dass irgendein drogensüchtiger Punk von der Straße Mark überwältigt, angeschossen und ihm die Hand abgehackt hat?«
»Ich weiß es nicht«, räumte Sykes ein.
Das war die Wahrheit. Er wusste nicht, was er glauben sollte. Er hatte nur die Informationen, die ihr Chef Ronnie gegeben hatte. Ja, und die Aussage des Krankenhauses, als er dort angerufen hatte, um sich persönlich nach Daniels’ Zustand zu erkundigen.
Kritisch. War gerade im OP , hatte eine kleine Chance, durchzukommen.
Jeremy war mit Ronnies Partner nicht richtig warm geworden, vor allem, weil Daniels vom ersten Augenblick an streitlustig gewesen war – wie ein Drittklässler, der nicht wollte, dass der Neue in der Pause mit seiner kleinen Freundin spielte. Trotzdem hatte Sykes ihn respektiert. Nicht nur, weil er als Partner so loyal war, sondern auch wegen seiner Professionalität und seinen Fähigkeiten als Polizist. Bei der Vernehmung des Agenten Bailey gestern hatte Daniels ihn tief beeindruckt. Jeremy war fast sicher, dass sie sich sehr gut verstanden hätten, wenn sie sich unter anderen Umständen kennengelernt hätten und nicht hinter der gleichen Frau hergewesen wären.
Dass Daniels sterben könnte, war ein schrecklicher Gedanke für ihn. Es war immer schlimm, wenn ein Polizist ums Leben kam. Aber Ronnie, die in ihrem Leben schon so viele furchtbare Verluste erlitten hatte, würde über seinen Tod kaum hinwegkommen.
»Warum hat er das
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