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Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Titel: Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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hat.«
    Richtig. Außerdem hatte Ambrose berichtet, Zeugen hätten ausgesagt, dass Daniels die Kneipe etwa um halb zwei in der Frühe verlassen hatte. Was in den Minuten danach geschehen war, wusste Ronnie nicht. Doch etwa um Viertel vor zwei war er angeschossen worden, jedenfalls war sein Blutdruck zu diesem Zeitpunkt gesunken. Einige Minuten darauf war er noch einmal stark abgefallen, offenbar als der Täter ihm die Hand abgehackt hatte. An diesem Punkt war er dem Tod schon so nahe gewesen, dass man nicht feststellen konnte, wann der zweite Schuss abgefeuert worden war. Dass das Arschloch auf ihn geschossen hatte, als er bereits am Boden lag, blutend, hilflos, von Schmerzen gepeinigt oder schon bewusstlos, erzürnte Ronnie.
    »Ich möchte wissen, wie er an die Droge rangekommen ist«, erklärte sie. Höchstwahrscheinlich war das Zeug in dem Bier gewesen, das der Unbekannte ihm spendiert hatte. Ronnie hoffte bloß, dass Mark es gemerkt und sich persönlich bei dem Kerl bedankt hatte. »Wir wollen mal sehen, ob Daniels die Person gefunden hat, die ihm das Bier ausgegeben hat. Dreißig Minuten.«
    Mit zusammengekniffenen Lippen drehte Sykes sich nach ihr um. »Das ist viel.«
    »Damit komme ich klar. Anscheinend hat er einen großen Teil der Zeit in einer Kneipe gesessen.«
    Und was hat er da gemacht? Ein paar Bierchen gekippt und mit Freunden gequatscht? Über den Fall nachgedacht? Sich nach einem langen Tag entspannt?
    Oder hatte er sich von seiner Partnerin verstoßen gefühlt, weil sie sich scheinbar einem anderen zugewandt hatte, beruflich und persönlich?
    Ronnie unterdrückte diese Gedanken, denn sie wusste, dass sie im Moment nur hinderlich waren, und zwar für alle Beteiligten.
    Sie holte tief Luft, atmete langsam wieder aus und schaltete das Projektionssystem ein. Dann nahm sie die Fernbedienung zur Hand und erhob sich von ihrem Bürosessel. Sie ging zu einer der beiden so harmlos wirkenden weißen Bodenmatten und stellte sich darauf.
    »Fertig?«, fragte Sykes.
    »Ja.«
    »Denk dran … ich bin hier.«
    Ronnie nickte, und bevor sie es sich anders überlegen konnte, drückte sie den Startknopf des Projektors und stoppte dann beim ersten Bild, bis sie bereit war, fortzufahren.
    Das Licht wurde schwächer. Unter ihren Füßen stieg Laserlicht auf und füllte den Raum um sie herum. Eben noch hatte sie in einem kleinen, fensterlosen Computerraum gestanden, und jetzt saß sie an einer Theke und sah einen grobschlächtigen Mann mit Kraushaar an, der in einer Hand einen Mixbecher und in der anderen ein Portionierglas hielt. Er hatte den Mund halb geöffnet und die Augen halb geschlossen. Marks OEP -Kamera hatte ihn beim Blinzeln aufgenommen.
    Ronnie musste sich beherrschen, um nicht nach der Theke zu greifen, denn ihr Gleichgewichtssinn gaukelte ihr merkwürdige Dinge vor, während die Welt um sie herum sich so dramatisch veränderte. Es war nicht so, als würde man ein lebensgroßes Bild betrachten, sondern der Raum hatte Tiefe und Textur. Ganz langsam drehte Ronnie den Kopf von einer Seite zur anderen. Das Bild bewegte sich nicht mit – der blinzelnde Barmann blieb nicht in ihrem Gesichtsfeld. Stattdessen veränderte sich das, was sie sah, kaum merklich. Sie konnte das ganze Panorama des Raumes sehen, und damit verließ sie Marks Perspektive – er schaute ja den blinzelnden Barmann an – und bewegte sich in die Welt hinein, die der Computer um sie herum geschaffen hatte. Das System verwendete sämtliche Daten, die die Kamera bis zu diesem speziellen Moment aufgenommen hatte.
    Es war atemberaubend. Schockierend. Und ein wenig beängstigend.
    Wie ein Kapitän bei hohem Seegang wappnete Ronnie sich, indem sie die Füße etwas weiter auseinanderschob. Sie atmete langsam und gleichmäßig und sagte sich dabei, dass das hier einfach wie ein Film war, nicht das wirkliche Leben, auch wenn die Eindrücke ihr genauso realistisch erschienen wie das Zimmer, das sie gerade verlassen hatte.
    Ja, sie war so bereit, wie sie nur sein konnte. Mit der Fernbedienung startete sie die 3-D-Diashow. Sie hatte die Geschwindigkeit schneller eingestellt als ein Bild pro Sekunde, denn sie wollte die Minuten schnell durchgehen und sich nicht zu sehr darin verlieren, wie Mark sie vermutlich erlebt hatte.
    Der Barmann hörte auf zu blinzeln, schloss den Mund, schüttelte den Mixbecher, füllte das Portionierglas und rief über die Schulter jemandem etwas zu, alles auf einmal.
    Natürlich gab es keine Geräusche, aber anfangs hätte Ronnie

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