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Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Titel: Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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Hand nach ihm aus, wollte seine Finger umfassen und ihm sagen, dass er sich nicht mehr zu bemühen brauchte, dass er durchkommen würde und sie ab jetzt übernehmen würde.
    Mark ballte die Faust, und sein kleiner Finger schnellte in die Höhe.
    »Ist das … «
    »Zeichensprache«, fuhr sie Sykes an. »Schreib die Buchstaben auf. Das ist ein »I«.
    Die Hand zitterte, der kleine Finger sank herunter, die Faust entspannte sich.
    Die Finger streckten sich, dann senkte sich der Daumen. Mark drehte die Hand und zeigte ein perfektes L.
    Ronnie rief Sykes den Buchstaben zu. Jetzt konzentrierte sie sich nur noch darauf, jede Nuance der Botschaft zu erfassen, ohne die Buchstaben schon zusammenzusetzen.
    Mark hielt das L kurz, dann bildeten die Finger einen weiteren Buchstaben. Sollte das ein D sein?
    »Los, weiter, du schaffst das«, flüsterte Ronnie.
    Die nächsten Handbewegungen konnte sie nicht entziffern.
    Dann ließ er die Finger sinken, bis seine Hand flach auf dem Boden lag, als habe er nicht mehr die Kraft, sie hochzuhalten. Dann, mit einem plötzlichen Aufbäumen, hob er noch einmal den Arm, bildete eine Faust und streckte den Mittelfinger und den Zeigefinger hoch.
    »Ein V«, rief Ronnie.
    Mark starrte auf seine Hand. Schaute sie unverwandt an.
    Plötzlich ein Aufblitzen, Licht spiegelte sich in einer blanken Fläche. Auf dem nächsten Bild nur noch rote Spritzer. Blut quoll, sprudelte, schoss aus seinem Handgelenk.
    »Mark!«, schrie Ronnie. Sie wusste genau, was geschehen war.
    Er schaute auf seinen furchtbar zugerichteten Arm, erkannte, dass seine Hand fehlte, und dann wurde alles schwarz.

18
    Schon bevor der Bildschirm schwarz wurde, hatte Sykes nicht mehr hingeschaut.
    Sich auf einem Zwanzig-Zoll-Monitor anzusehen, was mit Mark Daniels geschehen war, war schon schlimm genug. Doch tatsächlich in seine visuellen Erinnerungen eingebunden zu sein, konnte Sykes sich nicht vorstellen. Tate und Cavanaugh mochten glauben, dass sie etwas Wunderbares für die Menschheit erfunden hatten, aber seiner Ansicht nach war ihr kleiner Zauberkasten eine Folterkammer. Als er durch die Lichtschleier der Projektion zugeschaut hatte, wie Ronnie die Hand hob, so als könne sie nach der Hand ihres Partners fassen, hätte er das verdammte Projektionssystem am liebsten zerschlagen, damit es ihr nicht weiter wehtun konnte.
    Stattdessen war er von seinem Arbeitsplatz aufgestanden und zu ihr gegangen. Er wusste, dass es jetzt fast vorbei war und dass sie ihn brauchen würde, wenn es zu Ende war.
    In dem Moment, als die Bilder schwarz wurden, griff er nach Ronnie und zog sie von der Matte herunter. Er hielt sie in den Armen, während sie stöhnte und um sich schlug.
    »Ruhig, Ronnie. Ich bin’s, Jeremy. Dir ist nichts passiert, du bist wieder hier.«
    Sie hörte auf zu kämpfen und sank gegen ihn. Sykes spürte, wie ihre Brust arbeitete, als sie nach Luft rang und versuchte, ihre Selbstbeherrschung wiederzugewinnen. Er konnte nichts anderes tun, als ihr schweigend Unterstützung anzubieten, ihr über den Rücken zu streichen und Trostworte in ihr Haar zu flüstern. Nichts würde jemals die Bilder auslöschen, denen Ronnie sich soeben willentlich ausgesetzt hatte, aber sie sollte wenigstens wissen, dass sie nicht allein war.
    Nach einer langen Minute löste sie sich von ihm. Er machte ein Schrittchen rückwärts, ließ aber eine Hand auf ihrem Arm liegen, weil er den Körperkontakt aufrechterhalten wollte, ob es ihr nun recht war oder nicht.
    »Mir geht’s gut«, sagte sie.
    »Das würde mich sehr wundern.«
    Ronnie schwieg, versuchte nicht mehr so zu tun, als sei alles in Ordnung. Wieder verging eine Minute. Schließlich räumte sie ein: »Okay. Nicht gut, aber besser.«
    Auf mehr konnte er im Moment nicht hoffen.
    »Hast du Notizen gemacht?«
    Ja, er hatte sich Notizen gemacht. Er hatte alle Buchstaben mitgeschrieben. Aber was hätte er darum gegeben, ihr nicht sagen zu müssen, wie sie lauteten oder was sie vermutlich bedeuteten. »Ja.«
    Ronnie klemmte sich die Unterlippe zwischen die Zähne, hob den Blick und sah ihn aus feuchten, gequälten Augen an. »Zum Schluss hat Mark mir etwas mitgeteilt. Mir eine Botschaft übermittelt.«
    Oh ja, das hatte er.
    »Ich weiß.« Sykes führte das nicht weiter aus, denn er hoffte, Ronnie würde das Thema wechseln, würde über die Leute in der Kneipe reden, über die Ausdrucke, die Daniels studiert hatte, oder über das Bier, das er so gedankenlos heruntergekippt hatte. Über alles, bloß

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