Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
Einzelheiten auf sich wirken … und stellten sich die Implikationen vor. Selbst der smarte, selbstsichere Philip Tate war während des Berichtes ein wenig blass geworden.
Tate Senior war es, der als erster wieder zur Sache kam. »Nun, in diesem Fall sieht es so aus, als sei der implantierte Mikrochip uns allen eine gewisse Hilfe gewesen, um uns den Tathergang zu verdeutlichen.«
Der Forensiker beugte sich vor und zeigte endlich echte Gefühle, auch wenn er für das Opfer keine übrig gehabt hatte. »Der Chip ist genial, Dr. Tate. Bitte gestatten Sie mir, dass ich meinen Dank zum Ausdruck bringe. Ihre Erfindung hat mir und meinen Kollegen bei der Auswertung von Tathergängen einen Sprung von Lichtjahren ermöglicht.«
Tate lächelte nicht, blähte sich nicht auf vor Stolz, sondern er nickte nur einmal. Aber ein kurzes Aufblitzen seiner klugen blauen Augen zeigte, dass er sich über das Kompliment freute.
Er verdiente es. Dieses winzige Implantat, gegen das die Amerikaner vor einigen Jahren auf die Barrikaden gegangen waren, hatte viele Leben gerettet, weil es bei Notfällen auf der Stelle alle wichtigen medizinischen Daten und die Anamnese lieferte. Außerdem hatte es bei der Aufklärung vieler Verbrechen geholfen. Genauso, wie Tates jüngste Erfindung, die Mikrokamera mit dem Aufzeichnungschip, es tun würde, wenn sie diese Testphase erfolgreich absolvierte. Dass es nicht möglich war, jetzt gleich in die ersten richtigen Ermittlungen einzusteigen, frustrierte Phineas Tate bestimmt ebenso sehr wie Ronnie selbst.
»Doktor Tate, ich frage mich, ob sie uns vielleicht auf andere Weise bei diesen Ermittlungen behilflich sein können, falls das optische Gerät nicht gefunden wird«, sagte einer der FBI -Agenten.
Merkwürdig, dass alle von dem Gerät sprachen, das es zu finden galt. Nicht von Leanne Carrs Kopf.
Als sie sich in der Runde umsah, bemerkte Ronnie einige verdutzte Gesichter. Bailey, die Frau vom Secret Service und ein anderer Sicherheitsfuzzi zogen verwirrt die Brauen zusammen. Die Erwähnung des »optischen Gerätes« hatte sie überrascht.
Kilgore, du Blödmann. Keine streng geheimen Themen besprechen – also, verarschen kann ich mich selbst.
»Ich fürchte, meine Kompetenz liegt auf wissenschaftlichem Gebiet. Ich bin kein Experte für Kriminalfälle. Da sind Sie alle viel fachkundiger als ich.« Dann schaute Tate zu Ronnie hinüber. »Nachdem ich während ihrer Ausbildung eng mit Detective Sloan zusammengearbeitet habe, kann ich sagen, dass diese Ermittlungen in sehr fähigen Händen liegen werden, sobald das Gerät gefunden ist.«
Eine warme Röte stieg ihr ins Gesicht, als sei sie eine Schülerin, die vor der Klasse vom Lehrer gelobt wurde. Wahrscheinlich trug ihr das noch ein paar Hasspunkte mehr bei Kilgore und den anderen hohen Tieren ein, aber sie konnte nicht leugnen, dass sie für diese unterstützenden Worte dankbar war.
»Ja, aber wenn es nicht gefunden wird?«, drängte Kilgore. Offenbar wollte er die nächste Runde in diesem Revierkampf einläuten.
Tate hob eine Hand und schüttelte den Kopf. Er zog sich sichtlich aus dem Gespräch zurück, obwohl er seinen Stuhl nicht verließ. Und das war alles. Keine weiteren Fragen. Keine weitere Diskussion. Diesen Trick wollte Ronnie auch gern lernen.
Die Tischrunde zögerte einen Moment, dann fingen alle auf einmal an zu reden. Die Stimmen wurden lauter und lauter, weil jeder sich Gehör verschaffen wollte. Kilgore schäumte, aber Zeiler gelang es recht gut, ruhig und geduldig zu wirken, während die anderen Ausreden und Gründe vorbrachten, warum sie nichts dafür konnten, dass es auf der Baustelle zu dieser Sicherheitslücke gekommen war.
Was für eine Zeitverschwendung. Das war doch einfach nur mehr von dem bürokratischen Blödsinn, und dieser Quatsch war der Grund, warum Ronnie nie eine höhere Position in der Abteilung angestrebt hatte.
Interessant fand sie einzig und allein, Dr. Phineas Tate zu beobachten. Er saß still da, die Hände vor sich auf dem Tisch gefaltet, mit gesenktem Blick und halb geschlossenen Lidern, fast als mache er ein Nickerchen. Aber Ronnie wusste es besser. Sie hatte während ihrer Ausbildung genug Zeit mit ihm verbracht, um zu erkennen, wann er tief in Gedanken versunken war.
Doch dann fiel ihr noch etwas Bemerkenswertes auf, nämlich wie der Chef des Opfers sich verhielt. Wilders war offensichtlich erfolgreich, gut gekleidet, wortgewandt. Sogar gut aussehend für einen Mann mittleren Alters, auf eine etwas
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