Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
zu lassen. Allein durchs Leben zu gehen war sicherer, klüger und einfach das Richtige für sie. Außerdem arbeiteten Mark und sie einfach zu gut zusammen – als Kollegen, nicht als Liebende. Zu dieser einen sexuellen Begegnung war es gekommen, weil sie vor einer Katastrophe geflohen waren, nicht aber, weil echte Leidenschaft sie zueinander hingezogen hätte. So etwas würde nicht wieder vorkommen, und Mark musste das einfach akzeptieren.
»Und wo fahren wir hin?«, fragte er schließlich. Die Ausfahrt zu ihrer Wohnung hatten sie längst hinter sich gelassen.
Erleichtert, dass Mark von sich aus das Thema wechselte, lehnte Ronnie sich auf dem Sitz zurück. »Nach Bethesda.«
»Lass mich raten. Wir steuern Dr. Tates Disneyland an?«
Eine treffende Bezeichnung. Ronnie hatte Tates Forschungsinstitut einige Male besucht und jedes Mal mit offenem Mund über die Projekte gestaunt, an denen dort gearbeitet wurde. Dem Mann stand wirklich sämtliches Spielzeug zur Verfügung, das ein komplett abgedrehter Wissenschaftler – oder eine OEP -Ermittlerin – sich nur wünschen konnte.
»Scheint mir logisch, da hinzufahren, denn andere Anhaltspunkte haben wir eigentlich nicht.« Ronnie wollte wissen, ob er inzwischen etwas über die Person erfahren hatte, die sie überfallen hatte, daher fragte sie: »Gibt’s schon was über den zweiten Tatort? Hast du heute Morgen was von der Spurensicherung gehört?«
»Ja.« Mark seufzte.
»Und?«
»Nichts. Keine Abdrücke, keine Fasern, keine Fußstapfen. Und schon gar kein vergessener Führerschein, geschweige denn, ein Bekennerschreiben. Dieser Scheißkerl kommt und geht wie ein Geist.« Mark packte das Lenkrad fester, er griff zu, als hätte er den Hals des Täters in den Händen. »Aber wir kriegen ihn. Ganz bestimmt.«
»Ich weiß.«
Er räusperte sich. Dann sagte er, den Blick starr geradeaus gerichtet: »Hör mal, da gibt es noch was, das du wissen solltest. Lieutenant Ambrose hat mir heute Morgen eröffnet, dass ich einen anderen Team-Partner kriegen soll, weil du ja vorübergehend mit diesem FBI -Fuzzi zusammenarbeitest.«
Ronnie wurde das Herz schwer. »Sie dürfen doch unser Team nicht auseinanderreißen.«
Mark sah auch nicht gerade glücklich aus, aber er hatte sich offensichtlich damit abgefunden. »Bei einem großen Teil von diesem streng geheimen OEP -Zeugs, mit dem ihr beide zu tun haben werdet, kann ich ohnehin nicht helfen, und sie brauchen mich für die normale polizeiliche Seite der Ermittlungen. Dafür werdet ihr gar keine Zeit haben.«
Vielleicht nicht, aber die Vorstellung, Mark als Partner zu verlieren, wenn auch nur vorübergehend, erschreckte Ronnie so, dass sie einige Minuten lang schwieg. Seit sie die Akademie verlassen hatte, hatte sie mit ihm zusammengearbeitet. Er hatte damals gemault und gemeckert, weil er eine Einundzwanzigjährige einarbeiten sollte, und sie hatte zurückgeschlagen und sich beschwert, dass sie mit einem alten Knacker zusammengespannt wurde – der Altersunterschied von zehn Jahren war ihr damals riesengroß erschienen.
Zu wissen, dass sie Mark bei diesen Ermittlungen nicht an ihrer Seite haben würde, war ein Gefühl, als habe jemand ihr den linken Arm abgehackt.
»Ich hoffe bloß, dass dieser Sykes es wert ist«, brummelte er.
»Er ist nicht mein Partner.«
»Im Moment schon.«
»Im Moment ist er ja nicht mal hier. Also lass uns weiter an dem Fall arbeiten.«
Daniels überlegte, dann nickte er kurz. »Ich glaube, das können wir, wenigstens, bis sie dich offiziell aus unserer trauten Zweisamkeit wegreißen.« Dann, weil er Mark war und weil er die Bedeutung dieses Augenblicks herunterspielen und Ronnie nicht merken lassen wollte, was er wirklich fühlte, zog er die Brauen zusammen. »Aber du kannst natürlich jederzeit ins warme Nest zurück.«
»Das hättest du wohl gern, du Perversling.«
Er lachte, und Ronnie lachte mit, auch wenn sie weiterhin überlegte, wie schwer es wohl werden würde, zum ersten Mal in ihrem Berufsleben mit jemand anders zusammenzuarbeiten. Mark und sie glichen inzwischen einem alten Ehepaar, sie hatten die gleiche Denkweise, die gleichen Reaktionen und konnten die Schritte des anderen vorhersehen.
Jeremy Sykes dagegen war eine unbekannte Größe. Wenn sie daran dachte, dass er sie jetzt schon nervös machte und ihr ein Gefühl von Unterlegenheit gab, dann musste sie sich wohl auf einiges gefasst machen.
»Das kriegst du hin«, sagte Mark. Er kannte sie so gut, dass er wusste, worüber sie
Weitere Kostenlose Bücher