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Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Titel: Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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infrage.« Ronnie wollte nicht einmal die Möglichkeit in Erwägung ziehen, dass die beiden Männer sich gegen sie verbünden könnten. »Ich bin bloß zu schnell aufgestanden. Mir geht’s gut. Jetzt lasst uns reingehen und mit der Arbeit anfangen.«
    Ohne ihren Begleitern ein weiteres Wort oder einen weiteren Blick zu schenken, schüttelte Ronnie Sykes’ Hand ab, drängte sich an Daniels vorbei und marschierte auf das Gebäude zu. Sie setzte all ihre Willenskraft ein, um die beiden Männer nicht merken zu lassen, dass ihre ganze Welt sich drehte, und zwar um eine leicht schräge Achse.

9
    Das Tate Scientific Research Center wurde zwar bewacht, weil hier streng geheime Experimente durchgeführt wurden, aber die Sicherheitskontrolle war ganz erträglich. Es dauerte nur wenige Minuten, bis Ronnie die Metalldetektoren passiert, ein paar Pieptöne erklärt, ihren Ausweis gezeigt und dargelegt hatte, wer sie war und was sie hier wollte, dann war sie auch schon durch.
    Sykes und Daniels wurden noch auf Herz und Nieren geprüft, an zwei verschiedenen Kontrollpunkten, so als dürften sie sich nicht einmal zusammen anstellen. Ronnie hatte gedacht, für Jeremy müsse es ganz einfach sein, wieder hineinzugehen, denn er hatte sich ja offensichtlich schon eine Weile im Haus aufgehalten, doch er musste sich abermals der ganzen Prozedur unterziehen.
    Seit Ronnie erfahren hatte, dass Daniels vorübergehend abgezogen worden war, weil sie den Fall mit Sykes zusammen bearbeiten sollte, konnte sie diesem Tatbestand zum ersten Mal etwas abgewinnen. Polizisten waren es gewohnt, mit einem einzigen Partner zu arbeiten. Sie wurden dafür ausgebildet, paarweise zu arbeiten und als Paar zu denken. Einen Dritten mit einzubeziehen hätte eine berufliche Dreiecksbeziehung ergeben, auf die Ronnie keine Lust hatte.
    Und eine private Ménage-à-trois? Ach, an diese Möglichkeit wollte Ronnie gar nicht erst denken. Mark war ihr Partner, ihr Freund und fast wie ein großer Bruder, als wäre er ein Ersatz für die beiden Brüder, die sie verloren hatte. Jeremy dagegen war ein großspuriger Rivale, der sie stärker anzog und verwirrte, als gut für sie war. Also machte sie am besten um beide Männer einen Bogen.
    Doch das war natürlich unmöglich. Ronnie brauchte den einen wie den anderen. Solange sie nicht hundertprozentig fit war, konnte sie sich bei der Überprüfung der Daten vom OEP -Chip des Opfers nicht allein auf ihre Sinne und ihr Urteil verlassen. Jeremy musste mitarbeiten. Ja, Ronnie hätte lieber nur mit Mark weitergearbeitet, aber er hatte nicht Jeremys Ausbildung. Folglich blieb ihr wohl keine andere Wahl, wenn sie weiter in diesem Fall ermitteln wollte. Sie musste mit Jeremy zusammenarbeiten.
    Trotzdem nahm sie sich noch einmal vor, sich an Mark zu wenden, wann immer sie konnte, einmal, weil sie das richtig fand, und zum andern, weil sie wusste, dass sie auf ihn zählen konnte. Dieser Fall war nicht nur für das OEP von Bedeutung, sondern auch für die Washingtoner Polizei. Daten-Kopien und High-Tech-Digitalisierungen von Videos mochten zwar hilfreich sein, aber es ging doch nichts über die altbewährten Ermittlungsmethoden, und Mark Daniels war der beste Ermittler, den Ronnie kannte.
    Sie wartete nicht auf die Männer, sondern begab sich gleich zur Rezeption, einem breiten Tresen aus schwarzem Marmor, der sich über die gesamte Breite des Foyers hinzog. Mehrere uniformierte Mitarbeiter standen dahinter – Sicherheitspersonal und Verwaltungsfuzzis – und sie alle lächelten freundlich, als Ronnie sich näherte. Doch sie hatte den Empfangstresen noch nicht erreicht, als jemand ihren Namen rief.
    »Detective Sloan!«
    Alle Leute hinter dem Tresen standen plötzlich in Habtachtstellung, ihr vages Lächeln wurde breit, und ihre Unterwürfigkeit war kaum zu übersehen. Der Chef war da, er trat aus dem Fahrstuhl, als wäre er Jesus Christus persönlich, der gerade vom Himmel herabgeschwebt war.
    »Ach, Sie armes Kind, ich habe gehört, was Ihnen zugestoßen ist. Was machen Sie denn jetzt hier?«
    Phineas Tate sah aus wie ein hagerer, überfürsorglicher Großvater, als er eilig an ihre Seite trat.
    »Mir geht’s gut, Sir, danke.«
    Er schüttelte den Kopf, schnalzte mit der Zunge und machte ein großes Theater. Er bestand auch darauf, ihr das Haar beiseite zu streichen, damit er ihre Wunde sehen konnte. Er tastete und drückte, dabei brummelte er vor sich hin. Ronnie fühlte sich wirklich wie früher als kleines Mädchen, wenn ihre

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