Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
Nähe warteten.
Ronnie war inzwischen ziemlich müde, und ihr war immer noch ein wenig schwindlig. Sie lehnte sich verstohlen mit der Schulter an die Wand, dankbar für die Stütze.
Doch Jeremy bemerkte das natürlich. Dem verdammten Kerl entging nichts. Besorgt runzelte er die Stirn und fragte leise: »Alles in Ordnung?«
»Ja.«
»Wenn es dir zu viel wird, kann ich auch gern allein anfangen. Daraus, wie du manchmal das Gesicht verziehst, schließe ich, dass du rasende Kopfschmerzen hast, und du schwankst beim Gehen, als hättest du auch leichte Gleichgewichtsstörungen.«
»Mir geht’s gut«, zischte sie, indem sie sich mit einem Ruck wieder gerade aufrichtete. Doch das bereute sie sofort, denn der Gang, in dem sie standen, begann sich zu drehen.
Sykes legte ihr den Arm um die Taille, um sie zu stützen. Einerseits hätte sie gern seine Hand weggeschlagen, andererseits war sie dankbar für die Unterstützung. Und dann gab es noch diese Verräterin in ihr, die seine Nähe ein bisschen zu sehr genoss.
»Dir geht’s nicht richtig gut, Veronica.« Wieder lag Besorgnis in seiner Stimme.
Das ging ihr nahe, diese Sanftheit, diese Sorge, wo vorwurfsvolle Worte wohl kaum etwas ausgerichtet hätten. Seine Fingerspitzen, die über ihren Rücken strichen, lenkten sie ab, genauso wie sein warmer Atem, als er sich zu ihr beugte, um leise mit ihr zu sprechen, als sei ihm bereits klar, dass eine Diskussion jetzt nur dazu geführt hätte, dass sie sich noch mehr abverlangte.
»Bitte übernimm dich nicht. Wenn du dir den restlichen Tag freinehmen musst, damit du morgen für die Arbeit fit bist, dann tu das. Denn mir wäre es zwar lieb, wenn du eine ganze Woche lang zu Hause im Bett bleiben würdest, aber ich brauche dich zu sehr.«
Seine Worte kamen als großes Durcheinander in ihrem Hirn an. Er brauchte sie und wollte, dass sie eine Woche im Bett verbrachte. Wow. Das führte zu einem wirklich gefährlichen Nebeneinander von Bildern.
»Ich verspreche dir, dass ich diese Mordfälle nicht ohne dich löse. Oder jedenfalls werde ich vorgeben, dass du mir bei meinen Ermittlungen unverzichtbare Dienste geleistet hast.« Offenbar wollte er sie mit seiner Neckerei aufheitern.
»Eingebildeter Blödmann.«
»Stures Weibsstück.«
Dass sie stur war, hatten auch andere ihr schon gelegentlich vorgeworfen, aber das war doch sicher nicht ihr einziger typischer Charakterzug, oder? Nein, sie konnte zwar zielstrebig sein, aber dumm war sie nicht.
In einer Hinsicht hatte Sykes recht – sie würde niemandem nützen, wenn sie sich überforderte und sich dadurch selbst für eine Woche schachmatt setzte. Also zwang sie sich, die Situation ruhig zu durchdenken und ihre Möglichkeiten abzuwägen. Sie richtete sich auf, hob die Schultern, krümmte die Finger, bewegte die Hüften, drehte den Kopf und registrierte, wie sich die einzelnen Bewegungen auswirkten.
Bei den ersten vier Bewegungen verzog sie das Gesicht, bei der fünften zuckte sie zusammen.
Beides war nicht schlimm, und sie würde es überleben.
Doch, sie konnte es schaffen. Ihr Kopf fühlte sich zwar an, als hätte sie gestern Abend eine ganze Fußballmannschaft unter den Tisch getrunken, aber abgesehen davon war alles in Ordnung. Ein Glas kaltes Wasser und ein bequemer Stuhl würden Wunder wirken.
»Du hast recht, ich fühle mich zwar nicht besonders, aber ich stehe auch noch nicht mit einem Bein im Grab. Ich habe nicht vor, wieder im Krankenhaus zu landen. Deswegen verspreche ich dir, dass ich mich hinsetze und mich ausruhe, sobald wir zu unseren Arbeitsplätzen kommen. Bring mich einfach da hin, okay?«
»Versprichst du mir auch, dass du mir Bescheid sagst, wenn es dir zu viel wird?«
»Ja. Und danke, dass du dich so um mich kümmerst.«
»Hey, wir sind jetzt Partner, zumindest für eine Weile.«
Das erschien ihr so merkwürdig, fast als wäre sie eine Frau, die ihren Ehemann betrog, dass sie keine Antwort gab. Zum Glück war das auch nicht nötig, denn Tate verabschiedete sich gerade von seiner Mitarbeiterin, und nun waren sie wieder mit ihm allein.
Sykes rückte ein wenig von Ronnie ab und wandte sich dem alten Herrn zu, hielt aber die Hand weiter ganz leicht gegen ihre Wirbelsäule gedrückt. Mit dieser winzigen Unterstützung gab er ihr alles, was sie im Moment brauchte.
»Bitte entschuldigen Sie die Unterbrechung«, sagte Tate.
»Kein Problem.« Sykes nahm ihr vorheriges Gesprächsthema wieder auf. »Also, zurück zu unserem Opfer in Philadelphia?«
»Ja,
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